Astor Piazzolla

Konzert für Bandoneon und Orchester «Aconcagua»

Sätze

  • Allegro marcato

  • Moderato

  • Presto

Dauer

21 Min.

Entstehung

1979

Astor Piazzollas Leben als Tango-Komponist begann mit einem Schimpfwort. Es kam aus dem Mund der französischen Kompositionslehrerin Nadia Boulanger, zu der Piazzolla aus Argentinien zum Studium nach Paris gekommen war. Er legte ihr komplizierte Kompositionsversuche mit Einflüssen von Ravel bis Strawinski vor, getraute sich aber nicht, ihr zu sagen, dass er eigentlich Tango-Musiker sei. Boulanger entdeckte aber doch seine wahre Begabung und riet ihm, sich in Hinkunft treu zu sein und Tangos zu komponieren. Auf diese Weise begann Piazzolla, vom typischen Instrument (des Bandoneons) aus, das weiter zu entwickeln, was er in seinem Heimatland an Tangomusik aufgesogen und eingeatmet hat. Viele von Piazzollas Tangos waren nicht mehr im traditionellen Sinne tanzbar, sondern in erster Linie Musik zum Zuhören, Erleben, Mitfühlen. Die Harmonie des Tangos weitete er mit Mitteln des Jazz aus. Die Spieltechnik der Instrumente hat er durch Anleihen aus der Neuen Musik modernisiert. Trotz aller Neuerungen bleibt aber das Wesentliche des Tangos erhalten: die typischen synkopischen Rhythmen, die harmonischen Wendungen, die Stakkatos und die melancholische Stimmung.

Piazzolla schuf viele Einzel-Tangos, aber auch zyklische Kompositionen, musikdramatische Werke und Konzerte, darunter jenes mit dem Titel «Aconcagua», benannt nach dem in den Anden gelegenen, mit 6.962 Metern höchsten Berg Südamerikas. Piazzolla befand sich auf dem Gipfel seines musikalischen Schaffens, als er 1979 dieses Konzert im Auftrag des aus Polen stammenden und in Argentinien erfolgreichen Dirigenten Simón Blech schrieb. Wohl ist der Charakter eines Chopin-Nocturnes im langsamen zweiten Satz des Konzertes eine – unbewusste oder bewusste – Reverenz vor dem aus Polen stammenden Auftraggeber. Den Klagegesang des Bandoneons untermalen Solostreicher, Harfen und schließlich das ganze Orchester. Treten hier Tangorhythmen nur peripher in Erscheinung, so dominieren sie die Ecksätze deutlicher, wenngleich auch innerhalb anderer Ausdrucksformen: einer Art Rhapsodie mit frei sich entfaltenden Grundmustern und einer nachdenklichen Kadenz des Soloinstruments im ersten Satz und im Finale einem turbulenten neobarocken Concerto-Satz. Mitten drin bricht er ab. Es setzt ein langsamer, pulsierender Tango ein: «Melancolico Final».

© Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H. | Rainer Lepuschitz

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