Ludwig van Beethoven

Musik zu Goethes Trauerspiel «Egmont» op. 84

Sätze

  • Ouverture/Lied Nr.1 Vivace/Zwischenakt I. Nr.2 An-

  • dante/Zwischenakt II.Nr.3 Larghetto /Lied Nr.4 An-

  • dante con moto/Zwischenakt III. Nr.5 Allegro/Zwi-

  • schenakt IV.Nr.6 Poco sostenuto e risoluto/Clärch-

  • ens Tod bezeichnend Nr.7 Larghetto/Melodrama Nr.8

  • Poco sostenuto/Siegessymph. Nr.9 Allegro con brio.

Dauer

40 Min.

Ludwig van Beethoven setzte sein waches Interesse am Theater auch mehrfach kompositorisch um. «Jeder Ton, den der Dichter anschlug, klang in seinem [Beethovens] Gemüte wie auf gleichgestimmter, mitvibrierender Saite wider», schrieb der Dichter und Musiker E. T. A. Hoffmann anlässlich einer «Egmont»-Aufführung bewundernd über den Theaterkomponisten Beethoven. Auffällig die Wahl der Stoffe, zu denen Beethoven Musik schrieb. Wie in seiner Oper «Fidelio» geht es auch in «Egmont» um den Befreiungskampf eines Volkes aus der Umklammerung eines Unterdrückers, weicht der Patrizier Coriolan am Ende von seinem Hass auf die Plebejer ab, und verbirgt sich hinter den antikisierenden Ballett-«Geschöpfen des Prometheus» eine Huldigung des damals noch als Freiheitshelden geltenden Napoleon.

Beethoven hat Johann Wolfgang von Goethe glühend verehrt. Er vertonte viele Gedichte des Dichterfürsten und trat auf rührende Weise in Briefkontakt zu ihm. Die Bewunderung beruhte nicht unbedingt auf Gegenseitigkeit. Zu Beethovens oft radikal erneuernder, offenherzig um die Ideale der Freiheit kämpfender Musik – hierin eher Schiller verwandt – konnte das intellektuelle und feinsinnige Naturell Goethes keine wirkliche Beziehung aufbauen. Als es im Juli 1812 zu einer persönlichen Begegnung im Kurort Teplitz kam, endete sie mit einer Enttäuschung für Beethoven, der wohl im direkten Umgang mit dem Künstlerkollegen nicht das fand, was er aus der Dichtung herauslas.

«Bloß aus Liebe zu seinen Dichtungen, die mich glücklich machen», ging er 1809 – also drei Jahre vor dem persönlichen Treffen – daran, einen Auftrag des Wiener Burgtheaters zu einer Bühnenmusik für «Egmont» zu erfüllen. Ursprünglich hätte er die Musik zum damals ebenfalls geplanten «Wilhelm Tell» Schillers komponieren wollen, doch dann investierte er all seine Kraft in den faszinierenden «republikanischen» Stoff Goethes über den Freiheitskampf der Niederlande gegen die spanischen Unterdrücker. Die Ouverture versucht ein Charakterbild des Helden darzustellen. Sein schier aussichtsloser Kampf gegen die Unterdrücker wird in der langsamen Einleitung durch ein erschütterndes Thema angezeigt, das an eine Sarabande erinnert – möglicherweise eine direkte Anspielung auf den Inhalt, denn die Sarabande hat spanische Ursprünge. Im Allegro kehrt diese Thematik wieder, aber nunmehr eingebunden in eine aufopferungsvolle symphonische Auseinandersetzung; bis die Ouverture plötzlich innehält – «Der Tod Egmonts könnte durch eine Pause angedeutet werden», schrieb Beethoven in den Skizzen zum Werk – und dann zur posthumen Siegessymphonie für den Freiheitshelden ansetzt.

Am 24. Mai 1810 wurde «Egmont» mit Beethovens zehnteiliger Bühnenmusik in Wien erstaufgeführt.

© Rainer Lepuschitz | NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.

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