Ludwig van Beethoven

Ouvertüre zum Ballett «Die Geschöpfe des Prometheus» op. 43

Sätze

  • Adagio - Allegro molto con brio

Dauer

5 Min.

Entstehung

1801

Ludwig van Beethoven bekam im Jahr 1800 einen Kompositionsauftrag von dem gefeierten Tänzer und Choreografen Salvatore Viganò (1769 – 1821), der damals die Wiener Ballett-Compagnie leitete und mit seinem kühnen Stil eine neue Epoche des Tanzes in der Kaiserstadt einläutete. Seine dritte Wiener Produktion trug den Titel «Die Geschöpfe des Prometheus». In der Geschichte von der Erschaffung und geistigen Erweckung des ersten Menschenpaares fand Viganò einen idealen Stoff für die damals übliche pantomimische Darstellungsweise auf der Tanzbühne. Von Beethoven wurde eine dafür notwendige «musique qui parle», eine sprechende Musik, erwartet. Tatsächlich finden sich zahlreiche programmmusikalische Aspekte in der insgesamt 16 Nummern für Orchester umfassenden Ballettmusik Beethovens, wenn man sie mit den überlieferten Berichten vom Inhalt des Balletts vergleicht.

In ihrem Duktus sind einige Nummern von Beethovens Ballettmusik aber auch brisante symphonische Musikstücke, mit denen er an seine unmittelbar davor komponierte Symphonie Nr. 1 anknüpfte. So bildet etwa der Beginn der Ouvertüre, die unabhängig vom Ballett als eigenständiges Konzertstück bis heute im Repertoire überlebt hat, einen deutlichen Anklang an den Beginn der Ersten Symphonie: Da wie dort eröffnet Beethoven mit einem Sekundakkord, mit einem unaufgelösten Signal also, das die Spannung auf das Kommende erhöht. In der Ouvertüre führt nach einem Gesangsthema der Oboe – hier komponierte Beethoven nun hörbar eine Musik für das Theater – eine kurze Steigerung zum Allegro-Hauptteil, der als Perpetuum mobile dahinfegt, das von unwiderstehlichen Achtelnoten angetrieben wird. Beethovens Lust auf metrische Unregelmäßigkeiten durch Synkopen erhöht die Dynamik in dieser Ouvertüre, die in einer virtuosen Koda mündet. Der Charakter der Ouvertüre lebt auch in den folgenden Tanznummern weiter: Die Energie von Beethovens Musiksprache wird Viganò und seine Tänzerinnen und Tänzer sicherlich begeistert haben.

Im Hintergrund von Viganòs Wahl des «Prometheus»-Stoffes stand auch eine beabsichtigte Huldigung an Napoleon, an den «neuen Menschen», der sich damals anschickte, Europa zu «befreien». Nur wenige Jahre später erlahmte dann ja nicht nur bei Beethoven die Begeisterung für den französischen Feldherrn, als dieser dem Machtrausch verfiel.

Aber das beschwingte Thema, das Beethoven für die Finalnummer von «Prometheus» verwendete, lebte nach den Klaviervariationen op. 35 auch im Finale der Symphonie Nr. 3, der «Eroica», weiter, die Beethoven ursprünglich in Verehrung für Napoleon zu komponieren begann, ehe er die Widmung in eine allgemeine symphonische Ehrerbietung für einen heldenhaften Menschen umwandelte. Mythos und aktuelle Politik gingen auf diese Weise eine musikalische Verbindung ein.

© Rainer Lepuschitz | NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.

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