Wolfgang Amadeus Mozart

Ouvertüre zur Oper «Die Zauberflöte» KV 620

Dauer

8 Min.

Entstehung

ca. 1791

Wolfgang Amadeus Mozart griff nochmals zur Feder und komponierte die letzten beiden fehlenden Nummern seiner «Teutschen Oper» wenige Tage vor der Uraufführung, als die Einstudierung der Gesangsteile schon längst begonnen hatte: Mit der Fertigstellung von Priestermarsch und Ouvertüre war die Arbeit an der «Zauberflöte» am 28. September 1791 endlich abgeschlossen. In diesem Werk, das zwei Tage später im Theater auf der Wieden «mit so vielen beifall» erstmals über die Bühne ging, zeigt sich nochmals die ganze Doppelbödigkeit von Mozarts Theaterverständnis: Ein schlichtes Märchenspiel für die Vorstadt, durchaus gemeinsam mit dem befreundeten Impresario Emanuel Schikaneder aus allerlei gerade in Mode stehender ägyptisch-exotischer Symbolik zusammengezimmert, deutliche Anleihen bei «Lulu oder Die Zauberflöte» sowie «Die drei Knaben» (beides aus Christoph Martin Wielands Märchen-Anthologie «Dschinnistan» von 1786/89), dem Roman «Sethos» des Abbé Terrasson und anderen Vorlagen nicht verschmähend – und doch auch ein tiefsinniges, archetypische Konstellationen aufgreifendes Drama rund um die Ideen der Aufklärung, eine von jenen «Dichtungen, die ebenso ein Kind entzücken wie den Erfahrensten der Menschen zu Tränen rühren, den Weisesten erheben können, und nur dem lediglich Gebildeten oder dem reinen Barbaren sagen sie nichts» (Alfred Einstein).

Es-Dur: der «Ton der Liebe, der Andacht, des traulichen Gesprächs mit Gott; durch seine drei B die heilige Trias ausdrückend» – so fasst Christian Friedrich Daniel Schubart in seinen «Ideen zur Ästhetik der Tonkunst» (1806) den Charakter der Zentraltonart der «Zauberflöte» in Worte. Dreimal schallt eben jener Es-Dur-Dreiklang feierlich zu Beginn der Ouvertüre in sonorem Klang, und dreifach dreimal werden diese Akkorde zu Beginn der Durchführung wiederkehren. Posaunen, sonst üblicherweise als Chorstütze der Kirchenmusik vorbehalten und von Mozart mit dramatischem Effekt bereits im «Don Giovanni» verwendet, unterstreichen die würdevoll-sakralen Obertöne der Thematik ebenso wie das Allegro-Fugato, das auf die Adagio-Einleitung folgt. Die Strenge der alten Form wird aber flugs aufgelockert, mit wonniglich-reizvollen Holzbläserfarben, aber auch geheimnisvollen Streichereinwürfen, bis sich schließlich festliche Fanfarenklänge durchsetzen. Wenn man so will, die Versöhnung von gelehrtem und populärem Stil, die Überwindung musikalischer Grenzen, die Vereinigung von Jung und Alt – im Geiste eines Staunen und Rührung erregenden Theatererlebnisses.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Walter Weidringer

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