Robert Schumann

Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38 «Frühlingssymphonie»

Sätze

  • Andante un poco maestoso - Allegro molto vivace

  • Larghetto

  • Scherzo. Molto vivace - Trio. Molto più vivace

  • Allegro animato e grazioso

Dauer

32 Min.

Entstehung

1841

Robert Schumann wünschte sich in einer seiner Schriften, dass «vom Frühling in jeder Musik etwas zu finden sein sollte». In mehreren seiner Lieder ging er ausdrücklich auf den Frühling ein, ebenso in seiner Ersten Symphonie. Auch zu diesem Instrumentalwerk inspirierte ihn ein Gedicht, und zwar ein Vers von Adolph Böttger: «O wende, wende deinen Lauf – Im Tale blühet Frühling auf». In einem wahren Schaffensrausch, innerhalb von nur vier Tagen im Jänner 1841, skizzierte Schumann das Werk, dessen vier Sätze im Autograph noch die Titel «Frühlingsbeginn», «Abend», «Frohe Gespielen» und «Voller Frühling» trugen. Später strich sie der Komponist, um Missverständnissen vorzubeugen: Er schrieb keine Programmmusik, sondern die Symphonie entstand «in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinreißt und in jedem Jahr von neuem überfällt», wie Schumann an Komponistenkollege Luis Spohr schrieb.

Frühling, das steht in diesem Werk für  Aufblühen, Entfalten und Wachsen. Aus dem Anfangssignal der Blechbläser, das eine tonale Unterlegung der Gedichtzeilen Böttgers darstellt, entwickelt sich auch alle weitere Musik der Symphonie organisch. So ist das Signal in seinem Rhythmus und den ersten Tönen auch im dynamisch vorwärts drängenden Hauptthema enthalten. Die Signalintervalle (große Terz, Quint) und die drei aufsteigenden Ganztöne werden zu Keimen des gesamten Werkes. Schon im zweiten Teil der Einleitung zieht sich Schumann mit einem pastoralen Flötenmotiv in eine Naturidylle zurück, die in verschiedenen Stimmungen  während der gesamten Symphonie wieder aufleuchtet: vor dem triumphalen Ende des ersten Satzes in einer liedhaften Kantilene der Geigen und Holzbläser, dann im langsamen Satz mit seiner fein gesponnenen Melodik und flirrenden Begleitung, schließlich kurz vor dem Ende des Finalsatzes, wenn romantische Hörnerrufe ertönen und die Flöte trillernd zu einem kurzen Vogelgesang anhebt – ehe das «Frühlings»-Signal die Symphonie jubelnd beschließt.

Wie eines ins andere wächst, Blüten treibt und sich entfaltet, wird in vielen Details der Symphonie erkennbar. So heben etwa am Ende des Larghettos die Posaunen zu einer feierlichen Sequenz an, in der Schumann bereits die ersten vier Töne des unmittelbar anknüpfenden Scherzos versteckt hat – und die plötzlich befreit losflattern. Die «Frühlingssymphonie» ist durch und durch poetische Musik und Ausdruck romantischer Empfindung. Zudem ein Zeichen eines Komponisten im Aufbruch, der nach vielen fantastischen Klavierstücken und Liedern erstmals in das Reich der Symphonik eindrang, wo der unsterbliche Gigant Beethoven herrschte. Zwar ist das Vorbild in Nuancen der Instrumentierung und in der Anlage des langsamen Satzes zu hören, doch im Gesamten fand Schumann mit seiner symphonischen Poesie einen neuen Pfad in der Orchestermusik.

Die «Frühlingssymphonie» entstand in der glücklichsten Zeit Schumanns, der – endlich verheiratet mit der angebeteten Pianistin Clara Wieck – in diesen Leipziger Jahren eine Fülle von Liedern, die ersten bedeutenden Orchesterwerke sowie viel Kammermusik komponierte. Mit seiner Frau musizierte er nicht nur eigene Stücke, sondern vierhändig am Klavier auch klassische Meisterwerke wie die Symphonien und Streichquartette Mozarts und Beethovens. Er erlangte als Komponist auch zunehmend öffentliche Anerkennung, vor allem dank der Unterstützung seines Freundes Felix Mendelssohn Bartholdy, der auch die Uraufführung der 1. Symphonie am 31. März 1841 im Leipziger Gewandhaus dirigierte.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Rainer Lepuschitz

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