Gottfried von Einem

Tanz-Rondo op. 27

Dauer

130 Min.

Entstehung

1959

Gottfried von Einem zählt zu jenen großen Komponistenpersönlichkeiten, die wesentlichen Anteil hatten am Wiederaufbau der nach 1945 brachliegenden österreichischen Musikszene. Diese war von der in vieler Hinsicht verheerenden, vor allem modernen Strömungen gegenüber feindselig eingestellten Kulturpolitik des Austrofaschismus und noch mehr des Nationalsozialismus gezeichnet. Einems Verdienste am Wiederaufbau gründen sowohl in verschiedensten ehrenamtlichen und beratenden Funktionen als auch seiner Musik selbst, die eine Fortsetzung der Tradition mit zeitgemäßen Mitteln, jedoch unter Verzicht auf experimentelle Methoden abbildet. Geboren am 24. Jänner 1918 in Bern, wuchs Einem in Deutschland auf, wo er ab 1938 als Kapellmeister und Korrepetitor an der Berliner Staatsoper und in Bayreuth arbeitete. 

Rettung vieler Werke vor der Vernichtung: Von 1941 bis 1943 studierte er Komposition bei Boris Blacher. Den schlimmsten Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs konnte er durch die Übersiedlung auf den Familienstammsitz in der Ramsau in der Steiermark ausweichen, wodurch er sich auch dem Blickfeld der Gestapo entzog, die ihn wegen subversiver Handlungen beobachtet hatte. Nicht zuletzt ist ihm die Rettung vieler Werke verbotener Kollegen vor der Vernichtung zu verdanken. Nach Kriegsende wirkte er unter anderem bei den Salzburger Festwochen, der Wiener Konzerthausgesellschaft und den Wiener Festspielen, in den 1960er-Jahren an der Wiener Musikhochschule und der Wiener Staatsoper. Seine Werke wie sein starkes gesellschaftspolitisches Engagement brachten Einem gleichermaßen hohe Anerkennung wie Anfeindung und machten ihn weit über musikinteressierte Kreise hinaus bekannt. Zu den vielen hohen Auszeichnungen, die er erhielt, gehörten die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien 1988 sowie der Kulturpreis des Landes Niederösterreich 1989. Gottfried von Einem starb am 12. Juli 1996 in seinem Haus im niederösterreichischen Oberdürnbach. 

Prägnante thematisch-melodische Einfälle, scharf akzentuierte Rhythmik und ein ausgeprägtes Gefühl für differenzierte Klangfarben bestimmten früh Gottfried von Einems sehr persönliche Tonsprache, die er während seines gesamten Lebens beibehielt. Alle diese Elemente sind auch in dem 1959 im Auftrag des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks entstandenen Tanz-Rondo op. 27 präsent. Als Kompliziertheit im Einfachen könnte man die formale Struktur bezeichnen: Im Sinne der Rondoform wird der Wiedererkennungseffekt des Refrainhaften angestrebt. Gleichzeitig wird aber das dreiteilige Thema im A-B-A-Schema kunstvoll in drei Variationen verarbeitet, wodurch sowohl charakterliche als auch instrumentatorische Veränderungen hervor- und einer bloßen Wiederholung entgegentreten. Als einen Höhepunkt mag man wohl die zweite Variation mit ihrer prächtig aussingenden Streichermelodie ansehen. Erst zum Schluss kehrt das Thema in einer Reprise in seiner Originalgestalt wieder, die freilich durch die zwischendurch erfolgten musikalischen Entwicklungen unter einem neuen Blickwinkel betrachtet werden könnte - der Intention Einems nach aber auf jeden Fall Spaß bereiten sollte. 

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Dr. Christian Heindl

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