Richard Wagner

«Götterdämmerung» Auszüge aus der Oper (Zusammenstellung: Hugh Wolff)

Dauer

36 Min.

Wird die Welt des Dramas von der Theaterbühne in den Konzertsaal geholt, kann alle Aufmerksamkeit auf Richard Wagners Kunst der Orchesterkomposition und der instrumentalen dramatischen Sprachformung gerichtet werden. Die Idee der symphonischen Musik ging bei Wagner in die Form und Thematik seiner Opern ein. Symphonische Musik sollte für ihn aus «unendlichen Melodien» bestehen. Durch das System der Leitmotivik spannte Wagner in den Opern ein großes Beziehungsnetz an musikalischen Fäden. Die Orchestersprache ist nicht allein dramatisches Ausdrucksmittel, sondern gibt den Personen auf der Bühne thematische Symbole und Wiedererkennungszeichen mit auf ihren Weg durch die Handlungen.

Macht und Liebe als ewige Themen Im «Ring des Nibelungen» vollendete Wagner seinen Stil der Verankerung der Opernmusik im Orchester, aus dem erst das Drama in seiner vollen Tragweite zur Entfaltung kommen kann, indem das ausgesagt und fühlbar gemacht wird, wozu das Wort allein nicht in der Lage ist. Die ewigen Themen Macht und Liebe treten in Wagners «Gesamtkunstwerk» weit über den mythologischen Zusammenhang hinaus in psychologischer, philosophischer und politischer Dimension hervor. Der «Ring» mit dem Vorspiel «Das Rheingold» und den drei Opern «Die Walküre», «Siegfried» und «Götterdämmerung» ist nicht nur das Drama von Aufstieg und Niedergang der Götterwelt und des Menschengeschlechts, sondern auch ein Drama von familiären Verstrickungen, das am Schicksal der Wälsungen und der Nibelungen sichtbar - und hörbar - wird. Die vom Dirigenten Hugh Wolff zusammengestellte Orchestersuite aus der Oper «Götterdämmerung» setzt mit der Morgendämmerung am Walkürenfelsen ein. Im Sonnenaufgang preisen Brünnhilde und der Wälsungenspross Siegfried ihre Liebe, ehe der Held zu neuen Taten aufbricht. Auf dem Rhein erlebt man Siegfried in einer munteren Wassermusik als ins Horn stoßende Frohnatur, die sich von Wind und Wellen Abenteuern entgegen treiben lässt. Aus verschiedenen Leitmotiven, darunter dem Hornmotiv, dem Motiv des Rheintöchtergesangs, dem Ringmotiv und dem Rheingoldmotiv, formte Wagner ein brillantes Orchester-Intermezzo. Die Landschaften und die Motive fliegen vorbei. Der Ursprung der«Rheinfahrt» war die strahlende Stimmung des Liebesbundes von Siegfried und Brünnhilde. In der Mündung schwingen dann schon bedrohlich das Wehemotiv und das Goldherrschaftsmotiv mit. Die «Rheinfahrt» bringt Siegfried direkt zur Gibichungenhalle der Nibelungen. Dort spinnt Hagen seine Intrigen. Er wird seine Halbgeschwister Gunther und Gutrune durch raffiniertes Ränkespiel und den Einsatz von Zaubertränken - alle Zeiten hatten ihre Drogen - zu den Ehepartnern von Brünnhilde beziehungsweise Siegfried machen, um auf diese Weise an den Ring zu gelangen.

Die Orchester-Suite geht direkt über in das Zentrum des dritten Aktes. Hagen ist vermeintlich am Ziel angelangt, er hat Siegfried den Speer in dessen einzige verwundbare Stelle am Rücken gebohrt und will sich nun des Ringes an Siegfrieds Finger bemächtigen. Das Orchester stimmt die Trauermusik für den ermordeten Siegfried an, mit dem die letzte irdische Hoffnung der Götterwelt verlischt. Wagner komponierte einen Trauermarsch nicht nur für den Opernhelden, sondern für die untergehende Welt. Noch einmal ertönen inmitten von unerbittlichen Orchesterschlägen und Trommelwirbeln triumphal die Tonsymbole der Kraft und des Heldentums, das Welt erlösende Motiv des Schwerts, das Siegfriedmotiv und das Heldenmotiv. Dann sinkt das Fluchmotiv auf diesen grandiosesten aller Trauermärsche nieder.

Die Suite geht in die Schlussszene über. Brünnhilde, der Hagens betrügerische Handlungen klar geworden sind, hat nur mehr den Wunsch, ihrem Helden Siegfried in den Tod zu folgen. Sie lässt die Scheite zum Feuer schichten, das den «edlen Leib des hehrsten Helden verzehrt» und nach dem auch «verlangt mein eigener Leib». Das Feuer entzündet den Weltenbrand und die Götterburg Walhall, womit der Untergang der alten Götter besiegelt ist. Die Wasserwogen des Rheins überfluten den Scheiterhaufen, in den Wellen gewinnen die Rheintöchter den Ring zurück. Im monumentalen symphonischen Motiv-Reigen zum Ausklang der «Götterdämmerung» hat das Erlösungsmotiv das letzte, «unendlich melodische» Wort.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Rainer Lepuschitz

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