Archiv: Klang der Seele

St. Pölten Festspielhaus Kleiner Saal Festspielhaus | Kleiner Saal

Interpreten

  • Konstanze Breitebner, Lesung
  • Alexander Gheorghiu, Violine
  • Veronika Schulz, Violine
  • Lena Fankhauser, Viola
  • Charlotte Fonchin, Viola
  • Sebastian Dozler, Cello

Programm

Arvo Pärt
«Fratres» für Streichquartett
Anton Bruckner
Streichquintett F-Dur, 3. Satz (Adagio)
Wolfgang Amadeus Mozart
Requiem für Soli, gemischten Chor und Orchester d-Moll KV 626 (Bearbeitung für Streichquartett: Peter Lichtenthal)
Texte von Ingeborg Bachmann, Peter Turrini, Heinricht Böll, Rainer Maria Rilke, u.a.

In großer Musik offenbart sich das Transzendente - das, was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann. Ein Meisterwerk wie Mozarts Requiem, von der Camerata Schulz in einer Bearbeitung für Streichquartett interpretiert, verweist auf das Unaussprechliche und bringt die Saiten im Innersten unserer Seele zum Klingen. Das Phänomen der Resonanz als Grundmelodie alles Lebendigen zieht sich als roter Faden durch ein Kammermusikprogramm, das mit Mozart, Arvo Pärt und Anton Bruckner dem "Klang zwischen den Tönen" nachspürt. Um den Sinn zwischen den Worten geht es wiederum bei Ingeborg Bachmann - einer von zahlreichen AutorInnen, mit deren Texten die prominente Schauspielerin und Drehbuchautorin Konstanze Breitebner durch das Programm führt.

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden
Wolfgang Amadeus Mozart

Streichquintett g-Moll KV 516, 2. Satz (Menuetto. Allegretto)

Dauer

5 Min.

Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintett Nr. 4 KV 516, komponiert im Jahr 1787, stellt in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit in seinem Kammermusikschaffen dar. Schon alleine die Besetzung ist für seine Zeit ungewöhnlich: Er verwendet hier nämlich zusätzlich zur typischen Streichquartettbesetzung eine weitere Viola - bei Zeitgenossen Mozarts war es hingegen üblich das Quartett um zweites Cello zu erweitern. Insofern erzeugte Mozart schon durch die atypische Besetzung eine besondere Klangcharakteristik.
Insgesamt umschwebt dieses Quintett die düstere, tief schwarze Aura der Tonart g-moll. Dies wird schon zu Beginn des ersten Satzes (Allegro) spürbar: Beide Themen des in der traditionellen Sonatenhauptsatzform angelegten Satzes, stehen im Bann dieser dunklen Tonart. Schicksalhaft energisch braust das Hauptthema herein; Dagegen erscheint das melodische Seitenthema beinahe lieblich, ja fast unschuldig. Im Zuge der obligaten Themenverarbeitung kommt es immer wieder zu Versuchen, mit Modulationen nach Dur der allumfassenden Düsternis zu entwischen, was aber trotz verzweifelten Bemühens nicht gelingt. In der Reprise bleiben nur Hoffnungslosigkeit und Resignation zurück.
Als zweiter Satz des Streichquintetts erscheint wider Erwarten ein Menuett (Menuetto: allegretto). Trotz des wiegenden Dreivierteltakts mag aber keine rechte Tanzstimmung aufkommen: Wie eine unsichtbare Macht schwebt die Tonart g-moll finster über dem üblicherweise heiter beschwingten Tanz. Das ändert sich erst im Trio, das wie ein lichter Sonnenstrahl die Finsternis erhellt: G-Dur beherrscht kurzzeitig die Szene. Doch am Ende dominiert wiederum abgrundtiefe Düsternis.
Warum Mozart just zu jener Zeit ein solch pechschwarzes Werk schrieb, bleibt ungewiss. Natürlich ranken sich um die Gründe zahlreiche Spekulationen - diese reichen von akutem Geldmangel bis zu Mozarts Verarbeitung des schlechten Gesundheitszustands seines Vaters Leopold, der nur wenige Wochen später, am 28. Mai 1787, starb.
Ernst Hess, der das Werk im Zuge der Entstehung der Neuen Mozart Ausgabe editierte, bringt den Grundcharakter auf den Punkt: «Es wird von Melancholie, von Depression und Pessimismus gesprochen, vom Gebet eines Einsamen, vom Garten Gethsemane, von Schwermut und hoffnungsloser Tragik und dann - in Bezug auf das Finale - von der Überwindung des Leides durch die Heiterkeit.»

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H.