Leonard Bernstein

«Fancy Free» Ballett

Sätze

  • Enter three Sailors

  • Scene at the Bar

  • Enter two Girls

  • Pas de Deux

  • Competition Scene

  • Variation 1: Galop, Variation 2: Waltz, Variation 3: Danzon

  • Finale

Dauer

27 Min.

Entstehung

1944

Komponist, Dirigent, Pianist – in diesen drei Rollen liebte das Publikum in aller Welt seinen Leonard «Lenny» Bernstein; ganz besonders auch hierzulande, wo man ihm immer eng zugetan war. 1918 in Massachusetts geboren, gelang ihm der Durchbruch zunächst 1943 als Einspringer für Bruno Walter in den Konzerten der New Yorker Philharmoniker, worauf Engagements in aller Welt folgten, darunter auch regelmäßig bei den Wiener Philharmonikern, an der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen. Zu seinen zentralen Errungenschaften gehört die Wiederentdeckung des OEuvres von Gustav Mahler nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für Europa, wo diese Musik im Einflussbereich des Nationalsozialismus mit dem absurden Verdikt «entartet» versehen und verboten war. Schon ab 1944 setzte sich Bernstein auch als Komponist mit Bühnenwerken wie «On the Town», «Candide» und schließlich seiner Musicaladaptierung des «Romeo und Julia»-Stoffes, der «West Side Story» durch. Daneben entstanden u. a. drei Symphonien und zahlreiche weitere Orchesterwerke, die fix im internationalen Repertoire verankert sind.

Zu den ungewöhnlich frühen Erfolgen des erst 26-Jährigen zählt sein Ballett «Fancy Free» (zu Deutsch sinngemäß etwa «Ungebunden» oder «Ohne Verpflichtungen»), das sich bis heute großer Beliebtheit gleichermaßen auf den Bühnen wie im Konzertsaal erfreut. Die sieben Sätze sind als eigenständige symphonische Stücke anzusehen, die sich ideal zum Vertanzen unter dem Bogen einer organisch ineinander überfließenden Choreografie eignen und eine Huldigung an den «Big Apple» New York darstellen, was im vorletzten Jahr des Weltkriegs durchaus auch mit einem patriotischen Ansatz zu interpretieren ist, der aber keineswegs im Sinn von Hurra-Musik bewertet werden kann. Vielmehr ist Bernsteins New York eine pulsierende Stadt, ein Ort des Lebens, aber auch der Einsamkeit, ein Platz der Stille – und durchzogen vom Erbe des Jazz.

Sieben Personen bestimmen das Geschehen in «Fancy Free», drei Matrosen, drei Mädchen und ein Barmann. In der Gegenwart angesiedelt, handelt es von drei Matrosen auf eintägigem Landurlaub in New York. Die abendliche Schwüle hängt über den Straßen. Den Männern ist es naturgemäß an Vergnügen gelegen, und so versuchen sie, bei zwei Mädchen tanzend Eindruck zu schinden. Da sie zahlenmäßig einer zu viel für die beiden Frauen sind, geraten sie in Streit miteinander. Die Mädchen wenden sich ab, ein drittes tritt auf, und der Wettstreit setzt erneut ein. Weitgehend selbsterklärend reihen sich die sieben Einzelsätze aneinander: Dem schwungvollen Eröffnungstanz Enter three Sailors (Auftritt der drei Matrosen) folgt eine verhaltenere, keineswegs ausgelassen dem üppigen Whisky-Genuss frönende Scene at the Bar (Szene an der Bar); zurückhaltend, aber gleichzeitig etwas lasziv erfolgt Enter two Girls (Auftritt der zwei Mädchen), gefolgt von einem zarten Pas de deux zu der berühmtesten Melodie des Stücks, «Lonely Town». In der Competition Scene (Wettkampf) kommt es zu einem Streit darum, welche der Burschen den Abend mit den beiden Mädchen verbringen dürfen. Es folgt die kompositorisch kunstvoll ausgestaltete Abfolge von drei Variationen: Variation I: Galop – Variation II: Waltz – Variation III: Danzon. Schließlich betritt das dritte Mädchen die Szene, und erneut beginnt das Buhlen um dessen Gunst. Finale. Gelegentlich wird bei Aufführungen von «Fancy Free» ein in der heutigen Konzertfassung nicht enthaltener, «Big Stuff» genannter Blues an den Anfang und Schluss gestellt, den Leonard Bernstein selbst oft als Pianist und Sänger darbot. Er verweist auf die spezielle Szenerie einer Bar in einer entlegenen New Yorker Straße und ist auf einer 2017 erschienenen CD des Tonkünstler-Orchesters nachhörbar.

Die Begeisterung des Publikums über das Ballett war so überwältigend, dass Bernstein es noch im selben Jahr gemeinsam mit dem Choreografen Jerome Robbins zum Musical «On the Town» erweiterte. Dieses wurde in der Folge auch zu einem
populären Film mit Gene Kelly, Frank Sinatra und Vera-Ellen, während die ursprüngliche «Fancy Free»-Musik sich weiterhin als Ballett und Konzertsuite im Repertoire behauptete.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Dr. Christian Heindl

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