Gertrude Rossbacher, Solo-Bratschistin

Gertrude Rossbacher

Gertrude Rossbacher ist Solo-Bratschistin im Tonkünstler-Orchester seit 2004. Sie spielt eine Viola von Giovanni Rota, Cremona 1809, als Leihgabe der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung.

«WENN ICH PROBE HABE, FREUE ICH MICH, DEN KASTEN ÖFFNEN ZU KÖNNEN UND DIE BRATSCHE ZU SEHEN. IMMER WIEDER.»

 

Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden? 

Als ich von der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung die Chance bekam, zwischen zwei Instrumenten zu wählen, habe ich mich aufgrund ihrer Bauart für die Bratsche von Giovanni Rota entschieden. Ich musste mich anhand eines Fotos entscheiden.

Nach welchen Kriterien haben Sie sie ausgewählt?

Ich wollte immer eine Bratsche spielen, die keine so hohe Wölbung hat. Die Rota-Bratsche ist ein italienisches Instrument, aber von der Bauart eher wie ein französisches.

Erinnern Sie sich an die erste Begegnung – wie war das für Sie?

Das erste «Treffen» fand an einem Samstagmorgen um 8 (!) Uhr im Wiener Hotel Sacher statt. Eine Mitarbeiterin der renommierten Firma J & A Beare war extra aus London angereist, um mir das Instrument zu übergeben. Ich war erwartungsvoll und aufgeregt. Das Treffen mit der Dame aus London dauerte keine zwei Minuten. Kurze Begrüßung, Instrumentenkoffer auf – mir stockte der Atem, die Tränen schossen mir in die Augen, die ich aber sofort unterdrückte. Ein kurzer, zeitloser Moment entstand. Es war die pure Freude, diese Schönheit in ihrer Vollkommenheit im Kasten liegen zu sehen. Glänzend, nach frischem Pflegemittel duftend. Dank und Verabschiedung, raus aus dem Sacher. Auf der Kärntner Straße war frischer Wind, und ich konnte die erste Begegnung kaum fassen.

Glauben Sie an die «Liebe auf den ersten Blick» zum Instrument?

Ja, allerdings.

Was schätzen Sie an Ihrer Bratsche besonders?

Ihren Klang und ihre Gesundheit. Sie ist extrem genau gebaut und sauber gearbeitet. Für eine Bratsche ist sie enorm handlich und lässt sich leicht spielen.

Würden Sie sie verleihen?

Nein.

Mögen Sie es, auf einem fremden Instrument zu spielen? Wie fühlt sich das an?

Auf fremden Instrumenten zu spielen, ist sehr interessant. Ich probiere und versuche das Instrument in Charakter, Klang und im Gesamtbild zu erfassen. Oft schätze ich meine eigene Bratsche danach umso mehr.

Wie pflegen Sie sie?

Nach dem Spielen reinige ich die Bratsche immer sehr gut, bevor ich sie in den Kasten lege. Dann habe ich ein Gefühl von Neubeginn, wenn ich den Kasten wieder aufmache.

Wie wird sie gewartet, in welchen Abständen und von wem?

Das Instrument wird einmal im Jahr von Geigenbaumeister Wilfried Ramseier-Gorbach durchgesehen. Früher bin ich einmalim Jahr nach London gefahren, um es warten zu lassen. Vor einiger Zeit hat die Prokopp-Stiftung die Wartung nach Wien verlegt, worüber ich sehr froh bin.

Gibt es Phasen, in denen Sie das Instrument nicht mehr sehen mögen, weil Sie so viel Zeit mit ihm verbringen?

Nein, nie.

Was ist Ihr «schönstes gemeinsames Erlebnis» mit dem Instrument?

Das erste Treffen. Und eigentlich jedes Treffen. Wirklich, wenn ich Probe habe, freue ich mich, den Kasten öffnen zu können und die Bratsche zu sehen. Immer wieder.

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden