Michael Pircher, Tubist

Michael Pircher

Michael Pircher ist seit 2004 Tubist im Tonkünstler-Orchester. 2012 wurde er zum Universitätsprofessor für Basstuba an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen.

«Ich bin in der Mission unterwegs, die Tuba aus der ‹Humpa-humpa-Ecke› herauszuholen.»

 

Warum haben Sie sich ausgerechnet für die Tuba entschieden?

Eigentlich bin ich durch Zufall bei der Tuba gelandet. Eine typische Blasmusikgeschichte halt: «Der Tubaspieler in der örtlichen Blaskapelle hört auf, wer macht das jetzt? Freiwillige vor!», heißt es dann. Wobei: von «freiwillig» zunächst keine Spur. Das hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt.

Erinnern Sie sich an die erste Begegnung mit Ihrem Instrument – wie war das für Sie?

Wie gesagt: Anfangs hätte ich mir nicht vorstellen können, Tuba zu spielen. Also eher Liebe auf den zweiten Blick sozusagen. Aber ähnlich wie bei echten Liebesbeziehungen entwickelt sich dadurch nicht selten eine dauerhafte und schöne Verbindung.

Wann haben Sie angefangen auf der Tuba?

Mit etwa 13 Jahren habe ich zur Tuba gegriffen, aber geprägt durch ein musikalisches Elternhaus schon mit sechs, sieben Jahren verschiedene Instrumente erlernt.

Wem gehört Ihre Tuba?

Bei der Tuba verhält es sich ein wenig anders als bei einer Geige oder einem Cello: Da brauchst du gleich mal mehrere Instrumente, weil verschiedene Stimmungen und so weiter. Deshalb habe ich in meinem Keller mittlerweile ein ganzes Depot an guten und weniger guten Tuben. Unser Orchester besitzt mittlerweile auch Instrumente, die von mir gespielt werden.

Mögen Sie es, auf einem fremden Instrument zu spielen? Wie fühlt sich das an?

Man kommt oft nicht umhin, auf einem anderen Instrument zu spielen. Vielleicht nicht so oft wie bei der Harfe, aber es kommt vor. Zum Beispiel das Cimbasso, eine Ventil-Kontrabassposaune, die vor allem bei Giuseppe Verdi zum Einsatz kommt und immer vom Tubisten des Orchesters gespielt wird, gehört in aller Regel dem Orchester oder dem Opernhaus.

Sucht man das perfekte «Instrument fürs Leben» oder darf man auch mal wechseln?

Ich habe schon oft gewechselt. Zum einen werden Blechblasinstrumente mit den Jahren nicht besser, so wie vielleicht eine Geige. Sie kommen durch Korrosion, aber auch durch das Schwächerwerden der sehr empfindlichen Ventile mit der Zeit schlichtweg ins Altern und halten irgendwann die Generalüberholungen und Reparaturen nicht mehr aus. Zum anderen tut sich zurzeit in Bauweisen, Materialien, Mensuren etc. sehr viel. Was vor 20 Jahren Stand der Technik war, ist längst überholt. Das heißt, man muss immer am Ball bleiben.

Kennen Sie die Instrumentenbauer, aus deren Werkstatt Ihre Instrumente stammen, persönlich?

Ja, ich arbeite nur mit Leuten zusammen, die ich kenne und denen ich über Jahre vertraue.

Was schätzen Sie an Ihrem Instrument besonders?

Der Klang ist nicht verhandelbar. Am Blasinstrument ist man, anders als zum Beispiel beim Klavier oder Schlagzeug, darauf angewiesen, den Resonanzraum im eigenen Körper zu formen. Genau wie ein Sänger müssen und können deshalb Holz- und Blechbläser den eigenen Klang stark beeinflussen. Durch eine besonders gute und genaue Bauweise kann das Instrument aber wesentlich mithelfen, den gewünschten Klang zu produzieren.

Zu welcher musikalischen Stilistik oder Stilepoche passt die Tuba besonders gut und warum?

Als jüngstes der Blechblasinstrumente kam es eher spät ins Orchester. Mozart, Haydn,Beethoven kannten noch gar keine Tuba – schade eigentlich. Richtig los ging es dann mit Wagner, Bruckner, Mahler, Richard Strauss. Und das sind dann auch die Meister, die das Instrument perfekt einzusetzen wussten.

Wie pflegen Sie Ihr Instrument?

Abgesehen von der eigenen ständigen Wartung – innen und außen putzen, ölen, schmieren – muss es von Zeit zu Zeit in die Werkstatt, zum «Service».

Geben Sie es für den Transport aus der Hand?

Bei Orchesterreisen sind wir darauf angewiesen, dass unsere Instrumente sicher transportiert werden. Hierfür gibt es Transportboxen, die ein einigermaßen sicheres Bewegen gewährleisten. Außerdem ist man versichert.

An wen verleihen Sie Ihre Tuben?

An meine Studierenden, da es für viele sehr schwierig ist, während des Studiums die Anschaffung von zwei oder mehr Tuben zu stemmen.

Wie geht es Ihnen nach drei Tagen ohne Instrument – haben Sie dann Sehnsucht?

Ich gehöre zur Spezies Musiker, die eine längere Trennung sehr gut aushalten. Die Sehnsucht hält sich in Grenzen, aber wenn es dann wieder losgeht, freue ich mich und bin sehr motiviert, neue Dinge anzupacken.

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