Archiv: Opernabend Piotr Beczala

Grafenegg Wolkenturm Wolkenturm

Interpreten

  • Piotr Beczala, Tenor
  • Sascha Goetzel, Dirigent

Programm

Pietro Mascagni
«Mamma, quel vino è generoso» Arie des Turiddu aus der Oper «Cavalleria rusticana»
Umberto Giordano
«Come un bel dì di Maggio» Arie des Andrea Chénier aus der Oper «Andrea Chénier»
Ruggero Leoncavallo
«Vesti la giubba» Arie des Canio aus der Oper «Pagliacci»
Giuseppe Verdi
«Se quel guerrier io fossi... Celeste Aida» Rezitativ und Romanze des Radames aus der Oper «Aida»
Gioachino Rossini
Ouvertüre zur Oper «Guglielmo Tell»
Pietro Mascagni
Intermezzo sinfonico aus der Oper «Cavalleria rusticana»
Giuseppe Verdi
Triumphmarsch und Ballettmusik aus der Oper «Aida»
Gustav Mahler
Antonín Dvorák
«Vidino divná» | «Wundersames Traumbild» Arie des Prinzen aus der Oper «Rusalka»
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Ouvertüre solennelle «1812» Es-Dur op. 49

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Gustav Mahler

«Blumine»

Sätze

  • Andante

Dauer

8 Min.

Entstehung

1884

Gustav Mahler war in seinen zwei Jahren als 2. Kapellmeister  am Hoftheater von Kassel nicht nur für das Dirigieren des Opernrepertoires zuständig, sondern musste darüber hinaus die Schauspielaufführungen musikalisch betreuen. Damit war auch das Arrangieren von Ouvertüren und Zwischenaktmusiken für die Sprechtheaterstücke und gelegentlich die Komposition von Schauspielmusik verbunden. Als in Kassel eine dramatisierte Fassung von Joseph Victor von Scheffels Epos «Der Trompeter von Säkkingen» auf die Bühne kam, schuf Mahler eine 1884 mit dem Schauspiel uraufgeführte, vom Publikum positiv aufgenommene Begleitmusik.

Ein Stück daraus bildet das Ständchen, das der Trompeter Werner der Angebeteten namens Margareta darbringt, «in der Mondnacht nach dem Schlosse, wo Margareta wohnt, über den Rhein hinüber geblasen», wie es in einer zeitgenössischen Schilderung heißt. Die serenadenhafte Melodie der Trompete korrespondiert im Verlauf des Stückes mit einem Oboen-Gesang, woraus sich die romantische Zusammenkunft von Werner und Margareta ableiten lässt. Mahler bezeichnete den Satz gegenüber seiner Vertrauten Natalie Bauer-Lechner einmal als «Liebesepisode».

In Kassel entstand aber nicht nur diese Begleitmusik, sondern auch Mahlers erste ernsthafte Komposition, die sich einen Platz im Konzertrepertoire erobern konnte: Die «Lieder eines fahrenden Gesellen», deren Komposition auch mit einer Liebesaffäre des Musikers mit der in Kassel engagierten Sängerin Johanna Richter in Verbindung gebracht wird und deren musikalisches Material dann in seine 1888 komponierte 1. Symphonie einfloss. Aber auch ein Stück leichterer Muse aus Kassel fand zunächst Platz in der Symphonie: das dort als «Blumine» titulierte Ständchen aus dem «Trompeter von Säkkingen».

Mahler konzipierte die Symphonie ursprünglich als «Tondichtung in Symphonieform». Nach der erfolglosen Uraufführung des Werkes 1889 in Budapest wagte Mahler erst vier Jahre später eine neuerliche Aufführung, nunmehr in Hamburg, wo er inzwischen als erster Kapellmeister am Stadttheater engagiert war. Das Autograph dieser revidierten Hamburger Version nennt das Werk nunmehr «Symphonie», gibt aber gleichzeitig immer noch ein «Programm» in Anlehnung an den Roman «Der Titan» des von Mahler bewunderten Dichters Jean Paul wieder. Der erste Teil «Aus den Tagen der Jugend» enthält drei Sätze: «Frühling und kein Ende», «Blumine» und «Mit vollen Segeln»; der zweite Teil «Commedia humana» hat zwei Sätze: Todtenmarsch in «Callots Manier» und «Dall Inferno al Paradiso».Nach dem Erfolg der Hamburger Aufführung war Mahler ermutigt, das Werk dem damals in Weimar als großherzöglich-sächsischer Kapellmeister tätigen Richard Strauss für eine Aufführung anzubieten, die dann 1894 beim Tonkünstlerfest Weimar erklang, neuerlich in fünfsätziger Form. Doch die Kritik reagierte großteils mit Unverständnis, weniger auf die Musik, als auf das ihr beigebene Programm. Der «Blumine»-Satz wurde in einer Kritik als «trivial» verurteilt. Bei der nächsten Aufführung 1896 ließ Mahler dann nicht nur das Programm weg, sondern auch die «Blumine». Fortan war die 1. Symphonie ein viersätziges Werk.

Die «Blumine» wurde erst 1967 durch eine Drucklegung in der US-amerikanischen Theodor Presser Company der Öffentlichkeit wieder zugänglich, seither gab es zahlreiche Aufführungen des Satzes, aber nur selten innerhalb der 1. Symphonie, da diese von Mahler in ihrer endgültigen Form als viersätzig festgelegt worden war. Interessant ist aber, dass sich das zweite Thema des Symphonie-Finales auf den «Bluminen»-Satz bezieht.

Auch sonst birgt der Satz, auch wenn er tatsächlich ziemlich einfach gestrickt ist, so manche wertvolle Mahlersche Substanz: In der Instrumentierung kann man schon Vorwegnahmen von Passagen der 2. Symphonie entdecken, und die Trompetenweise erscheint in ihrer Stimmung schon ein wenig die Posthorn-Episode aus der 3. Symphonie anzukündigen. In der einzigen expressiven Verstärkung des Satzes spürt man auch, dass sich Mahler als Student mit Bruckners Symphonik beschäftigte.

Neben der Trompete und der Oboe kommen auch noch dem Horn Soloaufgaben zu, während die Streicher und Harfen den Satz zart und mitunter nur schemenhaft begleiten. Die «Blumine» kann trotz ihrer Sentimentalität eine zauberhafte Wirkung entfalten.

© Rainer Lepuschitz | Tonkünstler