Archiv: Liszt & Zemlinsky

St. Pölten Festspielhaus Großer Saal Festspielhaus | Großer Saal

Interpreten

  • Alexander Ullman, Klavier
  • Hans Graf, Dirigent

Programm

Franz Liszt
«Von der Wiege bis zum Grabe» Symphonische Dichtung Nr. 13 S 107
- Pause -

Märchenhaft rauschend, prickelnd virtuos und auch zupackend dramatisch wird es hier mit dem Pianisten Alexander Ullman und Hans Graf am Pult: Bei Werken von Franz Liszt bis zur Frühzeit der Moderne bei Alexander Zemlinsky lässt es sich trefflich in romantischer Opulenz schwelgen. Liszts Es-Dur-Konzert gießt famose pianistische Brillanz in die Form einer komprimierten Mini-Symphonie, und seine letzte symphonische Dichtung «Von der Wiege bis zum Grabe» lässt die Kämpfe des Lebens Revue passieren. Dazu das Andersen-Märchen «Die Seejungfrau» als dreisätzige Orchesterfantasie, von Zemlinsky ursprünglich als «Symphonie des Todes» geplant: eine fesselnde Erzählung ohne Worte.

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Franz Liszt

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur S 124

Sätze

  • Allegro maestoso. Tempo giusto -

  • Quasi adagio - L'istesso tempo -

  • Allegretto vivace -

  • Allegro animato - Allegro marziale animato

Dauer

20 Min.

Entstehung

1848/1856

Die insgesamt sieben Werke Franz Liszts für Klavier und Orchester spiegeln seine Entwicklung vom reinen Virtuosen­tum zur ausgeklügelt strukturierten und erneuernden Sympho­nik wider. Im Alter von nur 16 Jahren spielte Liszt in London ein fünfteiliges, bizarres Konzert­werk mit dem Titel «Malédiction», dem der Pianistenkollege Ignaz Moscheles «chaotische Schön­heit» attestierte und das von einem artistisch schwierigen Kla­vier­part gekennzeichnet ist. Einige Jahre später (1834) komponierte Liszt  eine in Paris uraufgeführte «Grande Fantaisie symphonique» für Klavier und Orchester über Themen aus Berlioz’ «Lélio», in der bereits das Bestreben einer neuen thematischen Verarbeitung in Form von Versetzungen und Transformationen der Motive erkennbar ist. In jene Zeit fallen auch die ersten und bereits ausführlichen Skizzierungen zu regelrechten Konzer­ten, aus denen Jahre später die Klavierkonzerte Nr. 1 Es-Dur und Nr. 2 A-Dur hervorgingen. Bis zu deren endgültiger Konzeption musste Liszt noch seine Erfahrungen mit der Form der symphonischen Dichtung machen, in der er in Werken wie der «Berg­symphonie», «Les Préludes» und «Tasso» eine Konzen­tration der Form und beständige Wandlung der Themen erzielte.

In die Zeit zwischen 1848 und 1853, als Liszt als Kapell­meister in Weimar wichtige praktische Erfahrungen nicht zu­letzt auf dem Gebiet der Instrumentierung sammelte, fallen die Ausarbeitungen der beiden Klavierkonzerte, weiters die effektvolle und variantenreiche Komposition des «Totentanzes» für Klavier und Orchester (einer Paraphrase über das gregorianische «Dies irae»-Motiv), sodann einer Fantasie über ungarische Volksmelodien und die Umwandlung von Franz Schuberts Soloklavierwerk der «Wanderer-Fantasie» in ein Konzert für Kla­vier und Orchester. Aus Schuberts Werk übernahm Liszt für seine eigenen Klavierkonzerte die Form von direkt ineinander übergehenden Sätzen und die darin vollzogene, satzübergreifende Verknüpfung der Thematik. Den Uraufführungen der beiden Klavierkonzerte jeweils in Weimar – 1855 vom ersten und 1857 vom zweiten Konzert – folgten dann nochmals Um­arbeitungen und Verfeinerungen für die Drucklegung.

Im Klavierpart der beiden Konzerte sind höchste spieltechnische Ansprüche mit poetischem Ausdruck und phantasievoller Durchdringung der Motive verbunden. Kein Ton, keine Skala und keine Akkordfolge ist virtuoser Selbstzweck, sondern alles ist eingebunden in ein beziehungsreiches Spiel mit der Thematik. Mit rezitativartigen Abschnitten und Kadenz-Ein­schüben verleiht Liszt dem Solopart aber auch das Gefühl der Freiheit. Da klingt dann manches wie aus dem Moment der Auf­führung heraus geboren. Die vielfältigen Reflexe auf das thematische Grundmaterial bekräftigen eine solche Wirkung.

Einen klassischen Konzertaufbau sucht man in beiden Werken vergeblich. Im Es-Dur-Konzert gibt es drei Teile oder Sätze, die durch Pausen und Doppelstriche getrennt sind, aber auseinander hervorgehen. Zudem legt Liszt den Mittelsatz dreiteilig an, indem er dem langsamen, lyrisch ausschwingenden Teil einen scherzohaften Abschnitt – eingeläutet von der Triangel – folgen lässt und dann zum Hauptmotiv des ersten Satzes zurückkehrt, als ob hier dessen Reprise nachgeholt werden sollte. Denn der Kopfsatz besteht tatsächlich allein aus der Exposi­tion, der Themenaufstellung. Auf das mächtige Haupt­motiv, das eine prägnante rhythmisch-melodische Figur darstellt und dem eine herkömmliche thematische Entwicklung fehlt, folgen ein von der Klarinette eingeleiteter, kammermusikalischer Seitensatz und eine brillant verdichtete Schluss­gruppe.

Da, wo man eine Durchführung im klassischen Sinne erwartet, setzt bereits der zweite Satz – zunächst ein Adagio – mit seinen schwärmerisch auf- und absteigenden Strei­cherpassagen und dem expressiv erzählenden Klavier ein. Einem dramatischen Rezi­tativ folgen Gesänge der Flöte, der Klarinette und der Oboe zusammen mit dem Klavier, dann hebt das «Capriccioso scherzando» an, ein finten- und varian­ten­reicher Abschnitt aus Kla­vier­figurationen und thematischen Andeu­tungen einzelner Instrumentengruppen. In einer Ka­denz stimmt das Klavier un­vermutet das Hauptmotiv des Kon­zert­beginns an, das in der Folge ideenreich transformiert wird.

Direkt daraus geht das Finale hervor. Die Thematik des Adagios ist nun in einen Marsch umgewandelt. Weitere zentrale Gedanken des Werkes erleben erstaunliche Meta­morphosen, immer in einen brillanten und vorwärts drängenden Konzert­satz eingebunden. Auch Scherzo­figuren marschieren mit. Eine Stretta, die für den Solisten zum Abenteuer aus Oktavgängen, Akkordkaskaden und Tremolo­schichtungen wird, führt zur unausweichlichen Apotheose des Hauptmotivs vom Werk­beginn, das eine «Idée fixe» im Sinne von Hector Berlioz’ symphonischer Konzeption darstellt. Berlioz war es auch, der die Uraufführung des Es-Dur-Klavier­konzertes im Februar 1855 in Weimar dirigierte. Den Solopart spielte der Komponist des Werkes, über das der ungarische Komponist Béla Bartók sagte: «Das 1. Klavierkonzert von Liszt ist die erste vollkommene Verwirklichung der zyklischen Sona­ten­form mit gemeinsamen Themen, die nach dem Variations­prinzip gehandhabt werden.»

© NÖ Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Rainer Lepuschitz

Alexander Zemlinsky

«Die Seejungfrau» Fantasie für Orchester nach Hans Christian Andersen (revidierte Fassung)

Sätze

  • Sehr mäßig bewegt

  • Sehr bewegt - rauschend

  • Sehr gedehnt - mit schmerzvollem Ausdruck

Dauer

43 Min.

Entstehung

1902-1903