Archiv: Saison 22-23 | Musikalische Programmpräsentation

Wien Musikverein Großer Saal Musikverein | Großer Saal

Interpreten

  • Kirill Maximov Nezalizov, Violine
  • Nikita Gerkusov, Viola
  • Barbara Rett, Moderation
  • Jun Märkl, Dirigent

Programm

Carl Orff
«Carmina Burana» Szenische Kantate für Soli, Chor, Knabenchor und Orchester, Ib. Uf dem anger Nr. 6 Tanz
Gustav Mahler
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364, 1. Satz (Allegro maestoso)
Nikolai Rimski-Korsakow

Musik spendet Gänsehaut-Momente, Gemeinschaftsgefühle und Glückshormone. Nicht zu vergessen: die Vorfreude auf künftige Konzerte! Erstmals präsentieren die Tonkünstler das symphonische Programmangebot der neuen Saison in einem illustren Querschnitt – mit großem Orchester auf der großen Bühne und mit der wunderbaren Barbara Rett als Moderatorin. Unter der Leitung ihres langjährigen Gastdirigenten Jun Märkl laden die Musikerinnen und Musiker zum unterhaltsamen Streifzug durch die Saison 22–23 und bitten dabei ihren Konzertmeister Kirill Maximov und den Solobratschisten Nikita Gerkusov als charmantes Solistenduo an die Rampe. Dass die musikalische Programmpräsentation als kurzweiliges Sonntagnachmittags-Konzert im Musikverein Wien daherkommt, versteht sich von selbst – erfreut sich doch die traditionelle Konzertreihe der Tonkünstler seit mehr als 70 Jahren größter Beliebtheit beim Abonnementpublikum.

 

Freier Eintritt bei Buchung oder Verlängerung eines Abonnements bis 22. Mai 2022. Der reguläre Kartenpreis beträgt 10 Euro und wird bei späterer Buchung eines Abonnements gutgeschrieben.

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Gustav Mahler

«Blumine»

Sätze

  • Andante

Dauer

8 Min.

Entstehung

1884

Gustav Mahler war in seinen zwei Jahren als 2. Kapellmeister  am Hoftheater von Kassel nicht nur für das Dirigieren des Opernrepertoires zuständig, sondern musste darüber hinaus die Schauspielaufführungen musikalisch betreuen. Damit war auch das Arrangieren von Ouvertüren und Zwischenaktmusiken für die Sprechtheaterstücke und gelegentlich die Komposition von Schauspielmusik verbunden. Als in Kassel eine dramatisierte Fassung von Joseph Victor von Scheffels Epos «Der Trompeter von Säkkingen» auf die Bühne kam, schuf Mahler eine 1884 mit dem Schauspiel uraufgeführte, vom Publikum positiv aufgenommene Begleitmusik.

Ein Stück daraus bildet das Ständchen, das der Trompeter Werner der Angebeteten namens Margareta darbringt, «in der Mondnacht nach dem Schlosse, wo Margareta wohnt, über den Rhein hinüber geblasen», wie es in einer zeitgenössischen Schilderung heißt. Die serenadenhafte Melodie der Trompete korrespondiert im Verlauf des Stückes mit einem Oboen-Gesang, woraus sich die romantische Zusammenkunft von Werner und Margareta ableiten lässt. Mahler bezeichnete den Satz gegenüber seiner Vertrauten Natalie Bauer-Lechner einmal als «Liebesepisode».

In Kassel entstand aber nicht nur diese Begleitmusik, sondern auch Mahlers erste ernsthafte Komposition, die sich einen Platz im Konzertrepertoire erobern konnte: Die «Lieder eines fahrenden Gesellen», deren Komposition auch mit einer Liebesaffäre des Musikers mit der in Kassel engagierten Sängerin Johanna Richter in Verbindung gebracht wird und deren musikalisches Material dann in seine 1888 komponierte 1. Symphonie einfloss. Aber auch ein Stück leichterer Muse aus Kassel fand zunächst Platz in der Symphonie: das dort als «Blumine» titulierte Ständchen aus dem «Trompeter von Säkkingen».

Mahler konzipierte die Symphonie ursprünglich als «Tondichtung in Symphonieform». Nach der erfolglosen Uraufführung des Werkes 1889 in Budapest wagte Mahler erst vier Jahre später eine neuerliche Aufführung, nunmehr in Hamburg, wo er inzwischen als erster Kapellmeister am Stadttheater engagiert war. Das Autograph dieser revidierten Hamburger Version nennt das Werk nunmehr «Symphonie», gibt aber gleichzeitig immer noch ein «Programm» in Anlehnung an den Roman «Der Titan» des von Mahler bewunderten Dichters Jean Paul wieder. Der erste Teil «Aus den Tagen der Jugend» enthält drei Sätze: «Frühling und kein Ende», «Blumine» und «Mit vollen Segeln»; der zweite Teil «Commedia humana» hat zwei Sätze: Todtenmarsch in «Callots Manier» und «Dall Inferno al Paradiso».Nach dem Erfolg der Hamburger Aufführung war Mahler ermutigt, das Werk dem damals in Weimar als großherzöglich-sächsischer Kapellmeister tätigen Richard Strauss für eine Aufführung anzubieten, die dann 1894 beim Tonkünstlerfest Weimar erklang, neuerlich in fünfsätziger Form. Doch die Kritik reagierte großteils mit Unverständnis, weniger auf die Musik, als auf das ihr beigebene Programm. Der «Blumine»-Satz wurde in einer Kritik als «trivial» verurteilt. Bei der nächsten Aufführung 1896 ließ Mahler dann nicht nur das Programm weg, sondern auch die «Blumine». Fortan war die 1. Symphonie ein viersätziges Werk.

Die «Blumine» wurde erst 1967 durch eine Drucklegung in der US-amerikanischen Theodor Presser Company der Öffentlichkeit wieder zugänglich, seither gab es zahlreiche Aufführungen des Satzes, aber nur selten innerhalb der 1. Symphonie, da diese von Mahler in ihrer endgültigen Form als viersätzig festgelegt worden war. Interessant ist aber, dass sich das zweite Thema des Symphonie-Finales auf den «Bluminen»-Satz bezieht.

Auch sonst birgt der Satz, auch wenn er tatsächlich ziemlich einfach gestrickt ist, so manche wertvolle Mahlersche Substanz: In der Instrumentierung kann man schon Vorwegnahmen von Passagen der 2. Symphonie entdecken, und die Trompetenweise erscheint in ihrer Stimmung schon ein wenig die Posthorn-Episode aus der 3. Symphonie anzukündigen. In der einzigen expressiven Verstärkung des Satzes spürt man auch, dass sich Mahler als Student mit Bruckners Symphonik beschäftigte.

Neben der Trompete und der Oboe kommen auch noch dem Horn Soloaufgaben zu, während die Streicher und Harfen den Satz zart und mitunter nur schemenhaft begleiten. Die «Blumine» kann trotz ihrer Sentimentalität eine zauberhafte Wirkung entfalten.

© Rainer Lepuschitz | Tonkünstler

Igor Strawinski

Suite aus dem Ballett «Pulcinella», Auswahl (1,6,7)

Sätze

  • 1 Sinfonia

  • 6 Gavotta (con due variazioni)

  • 7 Vivo

Dauer

8 Min.

Entstehung

1949
Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64, 3. Satz (Valse. Allegro moderato)

Sätze

  • Andante. Allegro con anima

Dauer

6 Min.
Charles Ives

«Putnam’s Camp, Redding, Connecticut» aus «Three Places in New England»

Sätze

  • The “St. Gaudens” in Boston Common (Col. Shaw and his Colored Regiment)

  • Putnam’s Camp, Redding, Connecticut

  • The Housatonic at Stockbridge

Dauer

6 Min.

Entstehung

1911-1914/1929
Nikolai Rimski-Korsakow

Capriccio espagnol op. 34

Sätze

  • Alborada

  • Variazioni

  • Scena e canto gitano

  • Fandango asturiano

Dauer

15 Min.

NIKOLAI RIMSKI-KORSAKOW hatte einmal spanischen Boden betreten – als Marine-Kadett des russischen Schulschiffs Almaz, mit dem er auf zweieinhalbjähriger Fahrt in England, Deutschland und Frankreich, ja sogar in den USA und Brasilien anlegte. Zur Komposition seines «Capriccio espagnol» inspirierte ihn freilich ein denkbar prosaischer Anlass: sein gesteigertes Interesse für Violintechnik, als er im Herbst 1884 den Instrumentalunterricht der Petersburger Hofkapelle übernahm und mit dem Violinlehrer Pjotr Artemiewitsch Krasnokutsky bekannt wurde. Nach einer diesem gewidmeten Fantasie für Violine und Orchester plante Rimski-Korsakow ein weiteres Virtuosenstück für diese Besetzung, das auf spanischen Themen basieren sollte. Er änderte diesen Plan aber bald zugunsten eines reinen Orchesterwerks, das dennoch hohe Anforderungen an die Ausführenden stellt und am 31. Oktober 1887 in St. Petersburg unter seiner eigenen Leitung mit durchschlagendem Erfolg uraufgeführt wurde.«Meine Absicht war, das Capriccio sollte glänzen durch die virtuosen Farben des Orchesters, und wie es scheint, habe ich mich nicht geirrt», konnte der Komponist in seiner «Chronik meines musikalischen Lebens» befriedigt feststellen. «Bei der ersten Probe war der erste Satz (2/4-Takt, A-Dur) kaum beendet, als das ganze Orchester zu applaudieren begann. Ähnlicher Beifall folgte bei den übrigen Teilen, soweit die Pausen es erlaubten. Ich bat das Orchester, ihnen das Werk widmen zu dürfen und fand allgemeinen Applaus. Das Capriccio ging ohne Schwierigkeiten und klang brillant. Im Konzert wurde es mit solcher Begeisterung gespielt, wie niemals wieder in Folge, selbst nicht unter einem Nikisch. Trotz seiner Länge wurde andauernd da capo gerufen. Die Meinung von Presse und Publikum, das Capriccio sei ein glänzend instrumentiertes Werk, ist falsch. Es ist eine brillante Komposition für Orchester. Der Wechsel der Stimmungen, die glückliche Wahl der melodischen Entwürfe und der Ausgestaltung, jedem Instrument genau angepasst, die kurzen Virtuosen-Kadenzen für Solo-Instrumente, der Rhythmus des Schlagzeugs usw. bilden die Essenz der Komposition, und nicht die Einkleidung, d. i. die Instrumentierung. Die spanischen Themen, vorwiegend im Tanz-Charakter, lieferten mir reiches Material für Orchester-Effekte.»Das Material entnahm Rimski einer Volkslied-Sammlung des Komponisten, Pianisten und Musikforschers José Inzenga Castallanos (1828 – 1891).Eine feurige «Alborada» aus Asturien eröffnet und gliedert das Werk, indem sie in der Mitte und als Abschluss wiederkehrt. Eine Alborada ist ursprünglich ein Instrumentalstück für Bläser und Schlagzeug, mit dem die asturischen Hirten den Sonnenaufgang begehen. Für die folgenden Variationen wählte Rimski erneut ein asturisches Lied als Thema, diesmal eine «Danza prima» (Abendtanz), dessen humoristisch-derben Charakter er jedoch zu klangvoller abendlicher Milde umdeutet. Nach der «Alborada»-Reprise (statt A-Dur nun einen Halbton höher in B-Dur) ertönen mit dramatischer Geste Trommelwirbel und Fanfarenstöße: Sie leiten die «Scena e canto gitano» ein, die unverkennbar auf einem andalusischen Zigeunerlied basiert, das, wie könnte es auch anders sein, von heißblütiger Leidenschaft geprägt wird. Nahtlos geht die Musik in einen «Fandango asturiano» über; in der Coda steigert sich die schon bekannte Alborada zu effektvollem Presto.© Tonkünstler ׀ Walter Weidringer