Archiv: Sommernachtsgala

Grafenegg Wolkenturm Wolkenturm

Interpreten

  • Marlis Petersen, Sopran
  • Selina Ott, Trompete
  • Erwin Schrott, Bassbariton
  • Teresa Vogl, Moderation
  • Yutaka Sado, Dirigent

Programm

Gaetano Donizetti
«Udite, o rustici» Cavatine des Dulcamara aus der Oper «L'elisir d'amore»
Richard Strauss
Vladimir Peskin
Konzert Nr. 1 c-Moll (Bearbeitung: Jan Valta), 1. Satz (Allegro con fuoco)
Gioachino Rossini
«Passo a sei» Intermezzo aus der Oper «Guglielmo Tell»
Wolfgang Amadeus Mozart
«Madamina, il catalogo è questo» Registerarie des Leporello aus der Oper «Don Giovanni»
Wolfgang Amadeus Mozart
«Là ci darem la mano» Duettino Zerlina - Don Giovanni aus der Oper «Don Giovanni»
Fred Raymond
«Wenn die Zigeunergeige singt» Csardas aus der Operette «Perle von Tokaj» (Bearbeitung: Friedmann Dreßler)
Michel Legrand
«Where is it written?» aus dem Film «Yentl» (Bearbeitung: Jakob Brenner)
George Gershwin
Ouvertüre aus dem Musical «Of thee I sing» (Arrangement: Don Rose)
George Gershwin
«I got rhythm» aus «Girl Crazy» (Bearbeitung: Michael Radanovics)
Consuelo Velázquez
«Bésame mucho» (Bearbeitung: C. Constantini)
Herman Bellstedt
«Napoli»
Harold Arlen
«Somewhere over the Rainbow» aus dem Film «Der Zauberer von Oz» (Bearbeitung für Kathleen Battle)

Glanzvoller Start in die Open-Air-Saison mit großem Pathos und zartem Raunen: Die Sommernachtsgala in Grafenegg schlägt alljährlich die schönsten Töne des Opern- und Konzertrepertoires an. Während die Sonne allmählich hinter dem Schloss verschwindet, erhebt sich von der Bühne des Wolkenturms der farbenreiche Orchesterklang, der die besten Solistinnen und Solisten aus aller Welt umgarnt. 2022 haben sich zwei bedeutende Stimmen angesagt: Die deutsche Sopranistin Marlis Petersen macht durch ihre große Gestaltungskraft international von sich reden, der uruguayisch-spanische Bariton Erwin Schrott bezaubert sein Publikum mit sattem Timbre. Zu den beiden Weltstars gesellt sich Selina Ott als Trompetenvirtuosin der jüngeren Generation, die drauf und dran ist, die großen Konzertsäle zu erobern.

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Leonard Bernstein

Ouvertüre zur Operette «Candide»

Sätze

  • Allegro molto con brio

Dauer

4 Min.

Entstehung

1956

Leonard Bernsteins Operette «Candide» wurde 1956 uraufgeführt und gehört seither zu den populärsten Bühnenwerken der USA. So wie jede Bühnenproduktion immer Teamwork ist, war auch «Candide» das Ergebnis einer großen Kollaboration – vielleicht sogar der größten des 20. Jahrhunderts. Die Liste der Beitragenden zum Libretto und der Partitur ist nicht enden wollend – eine endgültige Fassung gibt es nicht. Trotz aller Veränderungen und Umstellungen: Bereits die der Suite vorausgehende Ouvertüre zeigt Bernstein «at his best»: Das ungeheure Repertoire des Dirigenten schlägt sich in kleinsten Andeutungen und Beinahe-Zitaten nieder. Wir sehen Tschaikowski Arm in Arm mit Rossini, Brahms, Johann Strauß, Strawinski und  natürlich  George Gershwin. Die hohe Originalität des Komponisten Bernstein lässt aber nicht den leisesten Hauch von Nachahmung zu: Die fanfarenartigen, rhythmisch komplexen Bläserriffs zu Beginn oder die Melodie im schwerelosen 7er-Rhythmus sind unvergleichlich.

Bernstein hatte – wie viele andere Künstler im Laufe der Geschichte – Assistenten, Herausgeber und Archivare, die ihm hilfreich zur Seite standen. Seit den 1980er Jahren  begleitete ihn in diesen Funktionen Charlie Harmon, der sich nach Bernsteins Tod an die Herausgabe einer kritischen Gesamtausgabe machte. Als Bernstein 1989 für die Aufführung von «Candide» Vorbereitungen traf, destillierte Harmon unter den wachsamen Augen des Komponisten eine Suite aus der Operette. Die Uraufführung dieses Arrangements fand dann erst 1999 statt.

Die Geschichte um die Entstehung von «Candide» ist mindestens so interessant wie das Werk selbst: Um 1760 rief Voltaires Roman «Candide ou l´Optimisme» Europas Zensoren von Paris bis zum Vatikan auf den Plan. Voltaires Satire erfuhr im Libretto von Lilian Hellman gewaltige Richtungsänderungen, die Operette selbst wurde nach dem Misserfolg der ersten Serie 1956 immer wieder umgearbeitet, bis letztlich ein einaktiges Musical mit neuen Gesangstexten und neuer Orchestrierung vorlag, das 1973 im Chelsea Theatre in Brooklyn und dann am Broadway lief. Ähnlich wie Bennetts «Gershwin in Hollywood» ist auch Charlie Harmons Suite zu «Candide» eine Folge von Bernstein-Melodien, die mit großem handwerklichen Geschick zusammengefügt wurden.

© NÖ Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Albert Hosp

Richard Strauss

«Cäcilie» op. 27/2

Dauer

2 Min.

Entstehung

1894

Richard Strauss komponierte den größten Teil seines umfangreichen Liedschaffens als junger Mann – noch bevor er mit «Salome» (1904) seinen persönlichen Musiktheaterstil und in Hugo von Hofmannsthal («Elektra», 1908) dann auch jenen Dichter-Librettisten gefunden hatte, der seinen Vorstellungen, kreative Auseinandersetzungen einmal dahingestellt, in idealer Weise entsprach. Dennoch begleitete ihn das Lied ein Leben lang, sogar noch über die einzig-artig wehmütigen «Vier letzten Lieder» (1948) hinaus: Das Lied «Malven» auf einen Text von Betty Wehrli-Knobel, das erst 1982 im Nachlass von Maria Jeritza entdeckt wurde, sollte seine letzte vollendete Komposition bleiben. Und ein so eminenter Strauss-Kenner wie Dietrich Fischer-Dieskau äußerte sogar einmal die Ansicht, dass gerade aus dem Liedschaffen «ein Bild der Persönlichkeit ihres Schöpfers zu gewinnen» sei: «Der Komponist verwirklicht sich dort auf eine intime, ja decouvrierende Weise, die uns mehr über ihn selbst erfahren läßt, als das auf der Bühne oder im Symphoniekonzert der Fall ist. Universale Bildung läßt sich ebenso herauslesen wie die Sicherheit des Auftretens in den Salons jener Zeit. Der Bajuware kann sich genauso wenig verleugnen wie der Versender geradlinigen und lausbübischen Humors. Die Lust am Experiment kommt so häufig zum Ausdruck wie die Meisterschaft virtuosen Satzes, die sozusagen mit der linken Hand in der Hosentasche erreicht wird. Und schließlich kann auch ein Quantum an Lust am Gefallen bei diesem Musiker abstoßend oder sympathisch gefunden werden. Eine ganze Versammlung von Widersprüchen also, die sich in seiner Persönlichkeit zum Reichtum vereinen.»

Zum brillant-virtuosen Abschluss kehren wir nochmals zum Pauline gewidmeten Opus 27 zurück. Dem Naturalismus verpflichtet fühlte sich der deutsche Literat Heinrich Hart (1855 – 1906), dessen schwärmerisches Gedicht «Cäcilie» Strauss mit der für ihn typischen Leidenschaft vertont hat: Über der im Untergrund fast ständig erregt brodelnden Begleitung erhebt sich die frei aufsteigende Gesangs­linie, die in hymnischer Inbrunst Steigerung auf Steigerung türmt.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Walter Weidringer

Charles Gounod

Faust-Walzer aus der Oper «Faust»

Dauer

6 Min.

Unter allen musikalischen Bearbeitungen des Faust-Stoffes nimmt Charles Gounods Vertonung eine Sonderstellung ein: Keine hat eine solche Popularität erlangt wie seine 1859 am Pariser Théâtre Lyrique uraufgeführte Oper «Faust» – nicht dessen gleichnamiger Vorläufer von Ludwig Spohr (1818), nicht die Oratorien von Hector Berlioz («La Damnation de Faust», 1845/46) oder Robert Schumanns «Szenen aus Goethes Faust» (1844–53), nicht Franz Liszts Faust-Symphonie (1854–57), und ebensowenig Arrigo Boitos «Mefistofele» (1868) oder Ferruccio Busonis «Doktor Faust» (1916–25), um nur einige zu nennen. Dass ausgerechnet ein Franzose mit dem «urdeutschen» Stoff in des Dichterfürsten Goethes Gestaltung international so nachhaltig reüssierte, führte allerdings prompt zu einigen gehässigen nationalistischen Ausfällen auf deutscher Seite. Den Erfolg des Werks hat dergleichen jedoch gottlob nicht aufhalten können: In den ersten zehn Jahren ging es allein an der Uraufführungsstätte 300 Mal über die Bühne; Theater in Deutschland und Italien spielten die Oper schon Anfang der 1860er-Jahre nach. Allerdings handelte es sich damals noch um die Urfassung des Werks im Stil einer Opéra comique – ein Terminus, der sich nicht etwa auf eine heitere Handlung bezieht, sondern auf den Umstand, dass die Oper mit gesprochenen Dialogen zwischen den Musiknummern aufgeführt wurde. Als die Pariser Opéra den «Faust» 1869 herausbrachte (bis heute sind es dort etwa 3000 Aufführungen geworden!), war Gounod im Hinblick auf Traditionen und Ansprüche des Hauses zu einer Umarbeitung bereit: Rezitative statt der Dialoge waren bereits geschrieben; weitere nachkomponierte Nummern brachte er in eine definitive Fassung und komponierte ein großes Ballett hinzu. Bereits in der Partitur enthalten war jedoch der mitreißend-schwungvolle Walzer, welcher am Schluss des ersten Aktes die erste Begegnung von Faust und Marguerite einrahmt.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Walter Weidringer