Johann Sebastian Bach

Suite (Ouvertüre) für Orchester Nr. 3 D-Dur BWV 1068

Sätze

  • Ouvertüre

  • Air

  • Gavotte I

  • Gavotte II

  • Bourrée

  • Gigue

Dauer

24 Min.

Entstehung

vor 1725

Johann Sebastian Bach übernahm 1729 neben dem Amt als Thomaskantor die Leitung des Leipziger collegium musicum, das 1702 vom damaligen Studenten Georg Philipp Telemann gegründet worden war und nach dessen Weggang von 1705 bis 1729 von Balthasar Schott, dem Organisten der Neukirche geleitet wurde. Das Ensemble bestand überwiegend aus Studenten und anderen Universitätsangehörigen. Einmal wöchentlich konnte man ihm im Kaffeehaus von Gottfried Zimmermann (bzw. sommers in dessen Kaffee-Garten) zuhören. Das war eine frühe Form öffentlicher Konzerte; im Unterschied zu den «Akademien» Mozarts in Wien oder den «Salomon-Konzerten» in London, für die Haydn seine Symphonien Nr. 93 – 104 komponierte, spielten dort aber die meisten Musiker um ihres eigenen Vergnügens willen und nicht zum Broterwerb. Für Bach war es ein willkommener Ausgleich zur mittlerweile weniger befriedigenden Kirchenmusik. Für das collegium musicum schrieb er einige neue Stücke und bearbeitete viele ältere. Ob die Orchestersuite Nr. 3 BWV 1068, die in diesem Rahmen 1730 oder 1731 gespielt wurde, von Bach damals neu komponiert wurde oder wie die Suiten BWV 1066 und 1069 schon aus seiner Köthener Zeit stammte, lässt sich mangels Dokumenten nicht mehr exakt feststellen.

Die Suite für Orchester Nr. 3 D-Dur BWV 1068 besteht aus fünf Sätzen. Wie bei anderen Orchestersuiten aus jener Zeit ist der erste Satz, die Ouvertüre, der weitaus anspruchsvollste und umfangreichste, deshalb wurden und werden sie auch pars pro toto «Ouvertüren» genannt. Die Form dieser Eröffnungssätze, die französische Ouvert­ürenform, ist ziemlich standardisiert: Der erste Teil ist gravitätisch und beruht auf rhythmischen Mustern, bestehend aus durch Punktierung verlängerten Noten und schnellen Auftaktfiguren; der mittlere Teil hat schnelles Zeitmaß und ist als Fuge ausgearbeitet; der Schlussteil ist wieder langsam, oft die (verkürzte) Wiederholung des ersten, manchmal aber auch ganz neu. Bei Einhaltung dieser Norm erübrigen sich Tempoangaben. Die Ouvertüre dieser Suite weist zwei Besonderheiten auf: Der langsame dritte Teil gleicht dem ersten in der Instrumentierung, im Charakter und in der Art der Bewegung, so dass er wie eine Reprise wirkt. Tatsächlich enthält er aber, abgesehen von den Schlusstakten, völlig andere melodische Motive. Und der Mittelteil trägt Züge eines Konzerts: Im Wechsel mit den fugierten Abschnitten gibt es gleichsam Solo-Passagen für die erste Violine, die bei manchen Aufführungen auch nicht von der ganzen Geigengruppe, sondern von einem Solisten gespielt werden.

Der zweite Satz ist kein Tanz wie sonst die meisten Suitensätze, sondern trägt die Bezeichnung Air, die im 17. und 18. Jahrhundert sowohl für Gesangs- als auch für melodische Instrumentalstücke verbreitet war. Die kontinuierliche Bewegung der Bässe in Achteln bestimmt das Tempo als Andante. Die wunderbare Eleganz der Melodie kommt besonders gut zur Geltung, weil die Begleitstimmen der zweiten Geigen und Bratschen ebenfalls melodisch belebt sind.

Die anschließende Gavotte hat einen als Gavotte II bezeichneten Mittelteil, nach welchem die Gavotte I wiederholt wird. Alle Teilsätze stehen in der Grundtonart D-Dur. Die Aufgabenverteilung zwischen den vier Streicherstimmen ist hier, wie auch in der anschließenden Bourrée, viel einfacher als in Ouvertüre und Air; hier haben die Mittelstimmen überwiegend nur ausfüllende Funktion. Die Trompeten und Oboen dienen in der ganzen Suite fast immer nur dazu, den vierstimmigen Streichersatz zu verstärken oder ihm besondere Glanzpunkte aufzusetzen. Eine Ausnahme bilden die Trompeten in der Gavotte II.

Den Schluss bildet eine Gigue. Das ist der einzige aus der traditionellen Abfolge übernommene Tanz in dieser Suite (die anderen, die in Bachs Klavier- und Cellosuiten stets enthalten sind, sind Allemande, Courante und Sarabande). Im Unterschied zu den Klavier-Giguen enthält diese aber keine kontrapunktische Stimmenimitation. Interessant ist aber das Ineinandergreifen von Haupt- und Bassstimme.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Peter Sarkar

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