So klingt der Sommer in Grafenegg
Von der Sommernachtsgala bis zum Festivalfinale: Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich setzt als Residenzorchester auch im Sommer 2025 musikalische AusrufezeichenSommer in Grafenegg: Das sind hochkarätige Konzerterlebnisse in traumhafter Kulisse, dargeboten von erstklassigen Orchestern. Als Grafeneggs erstes Residenzorchester spielt das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich das ganze Jahr über eine tragende Rolle im Programm – besonders aber im Sommer 2025! Bei der Sommernachtsgala trat der Franzose Fabien Gabel nicht nur als Dirigent für eines der beliebtesten Open-Air-Konzerte Österreichs ans Pult, sondern auch als neuer Chefdirigent der Tonkünstler an. Der Festivalabschluss ist an Prominenz ebenfalls nicht zu überbieten: Nach mehr als sechs Jahrzehnten kehrt Zubin Mehta zum Tonkünstler-Orchester zurück! Dazwischen erfüllen die Musikerinnen und Musiker ihre ganz speziellen Aufgaben in der lukrativen Sommerresidenz – mit attraktiven Orchesterkonzerten am Familientag, in ihrer Funktion als Werkstattorchester beim Composer-Conductor-Workshop Ink still wet, mit unterhaltsamen Sommerklängen, mit Préludes in Kammermusik-Besetzungen und exzellenten Festivalkonzerten.
Familientag
Zum Sommerbeginn dreht sich in Grafenegg alles um die Familie! Alljährlich rund um die Sommernachtsgala sind Kinder und ihre Angehörigen eingeladen, einen musikalischen Tag rund um das Schloss Grafenegg zu verbringen. Neben Workshops und anderen Mitmachstationen gestaltet das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich auch das Auftaktkonzert und das Abschlusskonzert. Schon einmal zum Vormerken: Der nächste Familientag findet am 21. Juni 2026 statt.
Sommernachtsgala
Die Sommersonnenwende bezeichnet jenen Moment im Jahr, an dem die Sonne die größte Mittagshöhe am Horizont erreicht. Der Tag markiert gleichzeitig den Beginn des astronomischen Sommers – und in Grafenegg startet exakt zum Jahreszeitenwechsel die Saison der Freiluftkonzerte am Wolkenturm! Wirklich nichts Neues, könnte man einwenden, denn seit bald zwei Jahrzehnten ist dieser Ablauf in Grafenegg derselbe. Dennoch: Was dem äußeren Anschein nach gleich bleibt, ist bei näherer Betrachtung Veränderungen unterworfen und erfährt frische Impulse. Zumal die Sommernachtsgala stets mit Überraschungen aufwartet, betraten aus diesem Anlass doch Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal die große Bühne am Wolkenturm und gelangten via ORF-Übertragung in eine enorme Zahl von Haushalten.
2025 gab die aus Südafrika stammende Mezzosopranistin Siphokazi Molteno ihr Grafenegg-Debüt, dazu gesellte sich Michael Spyres, der noch von seinem Wolkenturm-Debüt als Siegmund in Richard Wagners «Die Walküre» im Sommer 2024 in bester Erinnerung war. Am Pult stand – ebenfalls erstmals bei der Sommernachtsgala – der französische Dirigent Fabien Gabel und dirigierte die Tonkünstler, die dann bereits «sein» Orchester waren: Mit der Sommersonnenwende übernahm er den Chefposten von Yutaka Sado, dessen erfolgreiche zehnjährige Amtszeit geendet hatte. Auch Grafeneggs künstlerischer Leiter Rudolf Buchbinder musizierte zum ersten Mal mit dem neuen Chef des Residenzorchesters.
Freilich war Fabien Gabel in Grafenegg schon öfter zu Gast, und Rudolf Buchbinders Grafenegg-Debüt reicht sogar in eine Zeit zurück, als Wolkenturm, Auditorium, die Sommernachtsgala und das Grafenegg Festival noch in den Sternen standen. Aber ohne Träume kein Festival, ohne Treffen der Generationen keine Kontinuität.
Préludes
In vielen Ensembles und Formaten begeistern die Tonkünstler immer wieder auch als Kammermusiker – zum Beispiel im Rahmen von sommerlichen Prélude-Konzerten. Diese gibt es in Grafenegg seit den Anfängen des Festivals, und genauso lange werden sie auch schon von den Musikerinnen und Musikern des Tonkünstler-Orchesters mitgestaltet. Alle Préludes finden im Schlosshof statt, bei Schlechtwetter im Schloss. Der Eintritt ist im Ticket für das jeweilige Abendkonzert inkludiert.
Sommerklänge
Die «Sommerklänge» begannen mit einer Hommage an einen der größten Filmmusikkomponisten: Ennio Morricone. Seine Partituren übertrumpften immer wieder die Filme, für die sie ursprünglich geschrieben worden waren, und manchmal war die Musik schon vor dem Film da: Sergio Leone etwa gestaltete die Szenen im Sinne der Komposition, die Morricone zu den vorgegebenen Inhalten ersonnen hatte. Ebenso wie es einen eigenen Morricone-Sound gibt, erkennt man auch die Musik von John Williams und anderer Großen der Zunft auf Anhieb. Am Pult: Frank Strobel, einer der bedeutendsten Filmmusikkenner der Gegenwart.
Und wer sonst sollte das Konzert zum 200. Geburtstag des Walzerkönigs spielen, wenn nicht Grafeneggs erstes Residenzorchester? Seit Jahrzehnten pflegen die Tonkünstler die Musik von Johann Strauss rund um den Jahreswechsel in ausgedehnten Konzertreisen durch Niederösterreich; der im Detail so heikle Rhythmus der Walzer und Polkas ist ihnen eine Selbstverständlichkeit. Gemeinsam mit Sascha Goetzel am Pult und erlesenen Solistinnen und Solisten sind diese «Klänge der Heimat» inklusive «Fledermaus»-Special ein Heimspiel: Ein erlesenes Ensemble mit Daniela Fally als Adele, Corina Koller als Rosalinde und Maximilian Mayer als Alfred und Eisenstein sowie mit Daniel Schmutzhard in mehreren Rollen zaubern das Flair der goldenen Operette auf den Wolkenturm.
Zum Finale der «Sommerklänge» mit dem vielversprechenden Titel «Die Macht der Liebe» kehrt der neue Chefdirigent Fabien Gabel zu den Tonkünstlern zurück und blickt mit seinem Orchester und mit Xavier de Maistre an der Harfe in den europäischen Südwesten: Der kaum bekannte «Spanische Marsch» von Johann Strauss eröffnet einen Abend auf der iberischen Halbinsel zwischen schwelgerischen Kantilenen und zündenden Rhythmen. Joaquín Rodrigos «Concierto de Aranjuez» in einer Fassung für Harfe und Orchester oszilliert zwischen Sonne und Schatten. Ebenso wie Jules Massenets Oper «Le Cid» endet die «Sommerklänge»-Saison glücklich, hier mit Maurice Ravels ekstatischem «Boléro», dessen Strahlkraft und Popularität seinen Schöpfer einst zum süffisanten Ausspruch brachte, er sei sein «einziges Meisterwerk», enthalte aber «leider keine Musik».
Grafenegg Festival
An vier Wochenenden von Mitte August bis Anfang September geht das Grafenegg Festival 2025 über die verschiedenen Bühnen am Gelände des herrlichen Schlossparks. Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ist an jedem der vier Festival-Wochenenden vertreten.
Gipfelstürme am ersten Festivalwochenende
Im Eröffnungskonzert am Donnerstag, 14. August 2025, besteigt das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter Leitung seines Chefdirigenten Fabien Gabel mit der «Alpensinfonie» von Richard Strauss einen Gipfel der Musikgeschichte. Ein Gipfel der Konzertliteratur für zwei Klaviere ist gewiss Francis Poulencs Doppelkonzert: Virtuosität, Klangsinn und ein mild-verklärter Rückblick in die Wiener Klassik ist wie geschaffen für die Solistinnen Katia und Marielle Labèque.
Frische Tinte und frühe Ideen am zweiten Wochenende
Am Sonntag, dem 24. August, stellen die Teilnehmenden des Composer-Conductor-Workshops Ink still wet jene Werke vor, die sie in verschiedenen Arbeitsphasen gemeinsam mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich – und unter den sorgsamen Blicken des Composers in Residence Fabián Panisello – komponiert und einstudiert haben. Und eine Novität wird sein, dass der Composer in Residence im selben Konzert ein neues Werk uraufführen wird. Es ist Jahr für Jahr eines der spannendsten Konzerterlebnisse im Rahmen des Grafenegg Festivals. Die Musikgeschichte ist ja voll von großen Erfolgen – und großen Misserfolgen – von Erst- und Uraufführungen. Grafenegg ist besonders stolz darauf, dass seit dem ersten Workshop Ink still wet im Jahr 2011 viele der hier mitwirkenden Komponistinnen und Komponisten und ihre Werke Auszeichnungen erhalten und international ihren Weg gemacht haben.
Das zweite Wochenende wird mit dem Tonkünstler-Orchester und einem der berühmtesten Klavierkonzerte der Literatur eröffnet. Pjotr Iljitsch Tschaikowski hat sein b-Moll-Konzert mehrfach umgearbeitet. Der Pianist Kirill Gerstein greift in Grafenegg auf frühere Ideen Tschaikowskis zurück, wodurch das Konzert ein Stück weit vom Virtuosen-Gedonner wegrückt.
Vielversprechendes Debüt am dritten Festivalwochenende
Ein außergewöhnliches Debüt verspricht das Konzert des Tonkünstler-Orchesters am 29. August: die aus Russland stammende, mittlerweile 17-jährige Pianistin Alexandra Dovgan, über die der Pianist Grigory Sokolov vor einigen Jahren einmal meinte, man könne sie kaum als ein Wunderkind bezeichnen, «weil ihr Klavierspiel zwar ein Wunder ist, aber nichts Kindliches» an sich habe.
Bereits zum dritten Mal seit 2013 steht dann der deutsche Dirigent David Afkham in Grafenegg vor dem Tonkünstler-Orchester – wiederum mit einem hochattraktiven Programm, das Camille Saint-Saëns´ zweites Klavierkonzert und die vierte Symphonie von Anton Bruckner enthält, seine «Romantische».
Tonkünstler-Tag zum Dritten!
Für alle Abonnentinnen und Abonnenten der Tonkünstler-Zyklen an den fünf Residenzen des Orchesters in Wien und Niederösterreich lohnt sich ein Grafenegg-Besuch am 29. August ganz besonders, denn: Es ist wieder Tonkünstler-Tag in der Sommerresidenz! Schon zum dritten Mal steht ein exklusives Rahmenprogramm ganz im Zeichen des ersten Residenzorchesters in Grafenegg. Nach einer bequemen Anreise mit dem Publikumsbus aus Wien sei ein Rundgang durch das Schloss Grafenegg empfohlen; die Schlosstore öffnen bereits 16.30 Uhr. Ein Konzert mit Mitgliedern der Tonkünstler-Orchesterakademie im Schloss schließt sich ab 17 Uhr an, danach das Einführungsgespräch zum Festivalkonzert am Abend mit Ursula Magnes ab 18 Uhr im Schlosshof. Für das Festivalkonzert ab 19.15 Uhr am Wolkenturm erhalten alle Abonnentinnen und Abonnenten aller Tonkünstler-Residenzen um 20 Prozent Ermäßigung auf bis zu zwei Tickets. Und als Dankeschön für ihr Kommen nehmen sie ein kleines Erinnerungsgeschenk mit nach Hause!
Zubin Mehta zum Festivalfinale
Das Festival-Finale 2025 hat es in sich: Am 10. März 1962 stand Zubin Mehta zuletzt am Pult des Tonkünstler-Orchesters. Mehr als 63 Jahre später feiert er zum Abschluss des Grafenegg Festivals seine sensationelle Rückkehr ans Pult jenes Orchesters, mit dem er 1957 seine Abschlussprüfung der Dirigentenklasse im Wiener Musikverein absolviert hat. Mit seinem engen Freund Rudolf Buchbinder am Flügel wird er zuerst das erste Klavierkonzert und nach der Pause dann die erste Symphonie von Johannes Brahms dirigieren: ein wahrlich außergewöhnliches Finale des Sommers 2025.