Vorgestellt

Was macht man mit einer Idee?

Der Kompositionswettbewerb des Tonkünstler-Orchesters

Musikalische Kreativität beginnt oft mit einer kleinen Idee – und genau diese gilt es ernst zu nehmen, zu fördern und weiter wachsen zu lassen. Unter dem Titel «Was macht man mit einer Idee?» und inspiriert vom oberösterreichischen Komponisten Helmut Schmidinger haben die Tonspiele, die Musikvermittlungsabteilung des Tonkünstler-Orchesters, einen Kompositionswettbewerb ins Leben gerufen. Er bot jungen Menschen zwischen acht und neunzehn Jahren aus ganz Österreich eine einzigartige Möglichkeit: ihre eigene Musik zu komponieren und uraufführen zu lassen.

Von September 2024 bis Jänner 2025 konnten Miniaturen von bis zu eineinhalb Minuten Länge in drei Kategorien eingereicht werden, von Solostücken über Kammermusik bis hin zu Orchesterbesetzungen. Aus den zahlreichen Einsendungen wurden fünfzehn Werke von zehn jungen Komponistinnen und Komponisten ausgewählt – viele aus Wien und Niederösterreich, aber auch aus Graz, Innsbruck, Micheldorf und Steyr. Sie alle verbindet eines: die Begeisterung für das Komponieren und der Mut, der Idee eine eigene musikalische Stimme zu geben.

Nun steht ein wichtiger Moment bevor: Beim Familientag am 15. Juni 2025 in Grafenegg werden diese Werke erstmals öffentlich aufgeführt – als Uraufführungen, gespielt vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung der polnischen Dirigentin Barbara Dragan. Für die jungen Komponierenden bedeutet das nicht nur Anerkennung und Sichtbarkeit, sondern auch die Erfahrung, ihre eigene Musik auf die Bühne zu bringen – ein Erlebnis, das prägt und motiviert.

Die jungen Komponierenden

Kurzporträt in drei Fragen
  1. Komponieren ist für mich … 
  2. Das mache ich mit einer Idee!
  3. Mein Kompositionsprozess in drei Begriffen
© privat

EMILY LOUISE BEAUCHAMP (*2009)

1. … das psychologische Spiel mit Klängen, die Geschichten erzählen und Spannung erzeugen.
2. Ich lasse Ideen zuerst im Kopf marinieren und entwickle sie dann, so dass sie greifbar werden.
3. Inspiration, Prokrastination, Durchbruch

WERKTITEL
«Aus einem Vogelnest gefallen» für Klarinette
«An Eruption of Phantasms» für Orchester

© privat

JAROSLAV BULIR (*2014)

1. … eine Leidenschaft, weil ich kreativ sein und immer wieder neue Stücke schaffen kann.
2. Zuerst singe ich mir die Melodie vor, meistens für Streicher gedacht, und schreibe sie dann in Noten auf.
3. Viel denken und in Noten schreiben.

WERKTITEL
«Pator» für Violine, Violoncello und Marimba

© privat

RITA EJIAYELIA (*2010)

1. … eine Möglichkeit, Musik besser zu verstehen und eine wunderbare Art der Kunst.
2. «Probieren geht über studieren». Aber nicht jede Idee ist brauchbar, weil ich meist genaue Schemata nutze.
3. System, denken, musikalisch umsetzen!
 

WERKTITEL
«Der sinkende Mond» für Flöte und Klarinette
«An den Mond» für Orchester

© privat

SHAYAN GORZIN (*2007)

1. … das Entdecken von Klängen, Melodien und Atmosphäre und das Formen von Gedanken und Freisetzen von Kreativität.
2. Ich erforsche sie intensiv, lasse meiner Fantasie freien Lauf und entwickle sie beim Komponieren weiter.
3. Herausfordernd, emotional, aufregend

WERKTITEL
«Miniature No. 1» für Flöte, Klarinette, Horn, Marimba, Violine und Violoncello
«The Manifestation of Unity» für Orchester

© privat

ZOE HAAS (*2006)

1. … das Malen mit Tönen, bei denen Gedanken zu Melodien werden und Klangfarben Geschichten erzählen.
2. Ich improvisiere, lasse sie wachsen und bringe sie dann in eine musikalische Form.
3. Inspirierend, kreativ, intensiv 


WERKTITEL
«La bayadère – die Tempeltänzerin» für Orchester

© privat

ANNA HOFER (*2005)

1. … die Möglichkeit, meinen Gedanken und Gefühlen nicht durch Worte, sondern durch Töne und Klänge Raum zu geben.
2. Ich entdecke meine Ideen beim Improvisieren und halte sie schnell mit Tonaufnahmen fest, damit ich sie nicht vergesse.
3. Improvisation, Melodieführung, Kontraste


WERKTITEL
«Lamento» für Violine
«Annäherung» für Horn

© privat

DAVID A. H. MAYER (*2010)

1. … das Zaubern von Emotionen in die Herzen der Menschen, denn Musik kann trösten, ermutigen, überraschen. 
2. Sie kommen blitzartig, spuken dann in meinem Kopf herum und entwickeln sich dort weiter.
3. Blitzartig, sprudelnd, emotional


WERKTITEL
«Scherz(o)» für Klarinette, Horn, Violine und Violoncello
«Bamm Baam» für Orchester

© privat

NOAH REISCHL (*2008)

1. … Entspannung; wenn einfach alle Gedanken aus meinem Kopf weichen und ich mich wieder kreativ betätigen kann.
2. Entweder ich schreibe sie sofort auf, oder ich suche viele Anhaltspunkte, um sie mir gut zu merken.
3. Ideeneinfall, niederschreiben, zusammensetzen


WERKTITEL
«Monumentum » für Orchester

© privat

LAURA SVEC (*2013)

1. … beim Komponieren bin ich ganz ich. Musik hilft mir, meine Träume und Gefühle zu zeigen, ganz ohne Worte.
2. Manchmal kommt die Idee plötzlich, manchmal probiere ich lange, bis es sich richtig anfühlt.
3. Kreativ, gefühlvoll, spielerisch


WERKTITEL
«Memories» für Marimba

© privat

NAOMI VASIU (*2006)

1. … Freiheit und Kreativität, aber auch Frustration und Überwindung.
2. Ich probiere aus, experimentiere oder warte, bis ich weiß, wie ich weitermachen soll.
3. Experimentieren, skizzieren, überarbeiten


WERKTITEL
«raindrop» für Orchester

Von Träumen zu Tönen

Gedanken von Komponist Helmut Schmidinger
© Sebastian Sontacchi

«Eines Tages hatte ich eine Idee»: Mit diesem Ereignis beginnt nahezu jeder kompositorische Prozess. Auch dieser. Sofort stellten sich die Fragen «Woher kam sie?» und «Was macht man mit einer Idee?»

In meinem Fall wurde sie durch ein Bilderbuch mit dem Titel «Was macht man mit einer Idee?» von Kobi Yamada mit Illustrationen von Mae Besom, das ich geschenkt bekam, ausgelöst.

Dieses Bilderbuch beschreibt auf wunderbare Art und Weise die Phasen eines kreativen Prozesses, wie sie viele Komponistinnen und Komponisten aus eigener Erfahrung kennen: Da finden sich das Zweifeln, das Sich-Sorgen um die Idee und die Meinung der Anderen, das Beglückt- und Beschenktsein, das Mitwachsen, das Weiterträumen, das Ganz-von-der Idee-erfüllt-Sein …

Immer und immer wieder habe ich das Buch gelesen, und dabei ist die Idee zu einer neuen Komposition vor meinem inneren Ohr mehr und mehr hörbar geworden.

In einem ersten Schritt habe ich begonnen, dieses Buch in den Unterricht meiner Kompositionsklasse für Kinder und Jugendliche an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz einzuweben: Die jungen Komponierenden waren eingeladen, eine von ihnen ausgewählte Phase dieses Buches für ihr Instrument in Musik zu setzen. Und alle Komponierenden fanden sich in der Geschichte wieder.

‹Eines Tages hatte ich eine Idee›: Mit diesem Ereignis beginnt nahezu jeder kompositorische Prozess.

So ist die Idee gewachsen. Sie wuchs und wurde größer – und es entwickelte sich das Konzept, dieses Buch als Grundlage für eine besondere Komposition zu nehmen. Eine Besonderheit besteht darin, dass meine Musik – auch unter Einbeziehung des Publikums und begleitet von der Dirigentin Barbara Dragan – alle oben erwähnten Phasen durchlebt und die Orchestermusikerinnen und -musiker dabei zeigen, dass sie noch mehr können, als ihr Instrument wunderbar zum Klingen zu bringen. Aber ich will nicht alles verraten.

Eine weitere Besonderheit ist, dass meine Musik an ausgewählten Stellen den Raum für kompositorische Miniaturen junger Komponierender öffnet. Der Text des Buches liefert großartige Stichwörter für «Fermaten», in denen die Geschichte angehalten wird und ein dramaturgischer Raum für eben diese kompositorischen Miniaturen entsteht.

Das Komponieren beginnt für die meisten jungen Komponierenden mit Werken für ihr eigenes Instrument. Also bietet die erste «Fermate» Zeit für Miniaturen mit Soloinstrumenten, da aus einer Idee eine erste hörbare Form gewachsen ist: «Sie wuchs und wurde größer. Wir wurden Freunde».

Die nächste Stufe der kompositorischen Entwicklung ist das Komponieren für ein größeres Ensemble: «Meine Idee wuchs und wuchs. Genau wie meine Liebe für sie». Daher bietet die zweite «Fermate» Raum für Kompositionen für Ensemble.

Am Ende der Komposition breitet die Idee ihre Flügel aus, hebt ab in die Luft und stürmt in den Himmel. Das ist das Stichwort für die dritte Stufe: Es folgen Miniaturen der jungen Komponierenden für großes Symphonieorchester.

Um all diese einzigartigen Miniaturen zu sammeln, haben die Tonspiele, die Musikvermittlungsabteilung des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben, in dem für jede «Fermate» eine Dauer der Miniatur und eine Maximalbesetzung der Instrumente, für die komponiert werden konnte, vorgegeben war.

Großes Kompliment an alle ausgewählten Komponistinnen und Komponisten des Wettbewerbs: sich kurz zu fassen und dabei etwas zu sagen zu haben, ist eine große Kunst!

Sich kurz zu fassen und dabei etwas zu sagen zu haben, ist eine große Kunst!

Um Ihnen, geschätztes Publikum, die Komponistinnen und Komponisten dieser Miniaturen vorzustellen, laden wir sie beim Familientag in Grafenegg am 15. Juni um 11 Uhr zu einem besonderen Konzert ein: LiIian Genn und Esther Planton stellen Ihnen die jungen Komponierenden und ihre Musik vor. Sie lernen die Menschen hinter der Musik kennen, und ihre Miniaturen werden erstmals in der Öffentlichkeit erklingen, sie erleben ihre Uraufführung. Ein Moment des Zaubers, den es in der Geschichte jedes Werkes nur einmal gibt.

Beim Nachmittagskonzert um 16 Uhr gibt es ein Wiederhören mit diesen Werken, eingewoben in mein Werk «Was macht man mit einer Idee? – Weltveränderungen für Erzählerin und Orchester». Dann führt Lilian Genn als einfühlsame Erzählerin durch die Geschichte. Esther Planton lässt die Idee als Tänzerin sichtbar werden und wird Orchester und Publikum mit ihrer Bewegungsenergie anstecken.

Erleben Sie an diesem Tag, wie aus Träumen Töne werden und dadurch die Welt verändern …

Weitere Informationen über den Komponisten: helmutschmidinger.at

Konzerte am Familientag

Die Tonspiele sagen Danke!

Ein herzliches Dankeschön gilt allen, die mit ihrer Leidenschaft und Kreativität die Konzerte beim Familientag in Grafenegg zu einem besonderen Erlebnis werden lassen: den jungen Komponierenden, die mit ihren musikalischen Miniaturen begeistern und zeigen, wie aus Ideen klingende Träume entstehen. Barbara Dragan, die diese Werke mit Inspiration und Feingefühl dirigiert. Lilian Genn und Esther Planton, die das Programm lebendig gestalten, Helmut Schmidinger für die Idee und die künstlerische Umsetzung, Tina Handl für die fantasievollen Kostüme, dem Verlag Compendium sowie dem Adrian Verlag für die freundliche Genehmigung zur Vertonung des Bilderbuchtextes und nicht zuletzt dem Team von luftballon.at, das mit seinen farbenfrohen Ballons für ein stimmungsvolles Finale sorgt. Das engagierte Zusammenwirken aller Beteiligten macht diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis!

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