Archiv: Der Nussknacker

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Interpreten

  • Daniel Müller-Schott, Violoncello
  • Dmitrij Kitajenko, Dirigent

Programm

«Warum habe ich nicht gewusst, dass man ein Cellokonzert wie dieses schreiben kann?», soll Johannes Brahms geseufzt haben, als er das h-Moll-Konzert von Antonín Dvořák hörte. Bis heute ist es mit seinem spirituellen Allegro, dem liebessehnsüchtigen Adagio und dem melancholischen Schlusssatz das sicher leidenschaftlichste Cellokonzert überhaupt. Daniel Müller-Schott kehrt mit diesem Meisterwerk zum Tonkünstler-Orchester zurück, bevor die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung des von ihnen und ihrem Publikum hoch verehrten Gastdirigenten Dmitrij Kitajenko eine weitere Traumwelt inszenieren und Ausschnitte aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis «Nussknacker»-Suite zum Besten geben.

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Antonín Dvorák

Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104

Sätze

  • Allegro

  • Adagio, ma non troppo

  • Finale. Allegro moderato

Dauer

40 Min.

Entstehung

1894/95

Antonín Dvořák hatte das Angebot rundweg abgelehnt, als ihm im Juni 1891 die Leitung des Nationalen Konservatoriums in New York angetragen worden war: Mit den erst jüngst übernommenen Aufgaben eines Professors am Prager Konservatorium, wo er Formenlehre, Komposition und Instrumentation unterrichtete, fühlte sich der fünfzigjährige Komponist, Dirigent, Ehemann und Vater von sechs Kindern voll ausgelastet – und fühlte nicht zuletzt auch eine patriotische Verpflichtung dem tschechischen Volk gegenüber. Doch Jeannette Thurber ließ nicht locker: Als Präsidentin des Conservatory of Music in New York war die Gründung einer eigenständigen amerikanischen Musikkultur ihr erklärtes Ziel. Zum 400. Jahrestag der Entdeckung Amerikas sollte ein europäischer Experte als Direktor ihres Instituts entscheidenden Anteil daran haben, «dem Kontinent, den Kolumbus entdeckte, eine Neue Welt der Musik hinzuzufügen». Die logische Wahl fiel auf Antonín Dvořák – schließlich hatte der berühmte Tscheche auch der Musik seiner Heimat ein unverwechselbares Gesicht im Rahmen westlicher Kunstmusik verleihen können. Und weil sie nicht nur über großen Charme, sondern auch über ein gerüttelt Maß an Beharrlichkeit und Überzeugungskraft verfügte, kam Dvořáks früheres Nein ins Wanken: Immerhin bot sie ihm 15.000 Dollar Jahresgehalt, das entsprach etwa 30.000 Gulden, während er in Prag bloß 1.200 Gulden jährlich verdiente; dazu noch zehn Konzerte mit eigenen Werken. Doch hatte er sich erst nach langem Hin und Her bereit erklärt, die Prager Stelle anzunehmen, fühlte sich dem Konservatorium und den dort studierenden jungen Talenten (darunter Josef Suk, Oskar Nedbal und Julius Fučík) verpflichtet und nahm seine Aufgaben mit größtem Idealismus wahr. Durfte er sich schon nach einem halben Jahr wieder aus dem Staub machen? Mehrfach begehrte Dvořáks Änderungen am Vertrag – bis er ihn, nach einem persönlichen Treffen mit Jeannette Thurber in London, schließlich doch unterschrieb. Nicht zuletzt imponierte ihm, der sich finanziell mehr schlecht als recht durch sein Studium hatte schlagen müssen, dass die Ausbildung am National Conservatory of Music für arme Schüler kostenlos sein sollte. Ende September 1892 kam Dvořák mit seiner Frau Anna, der 13jährigen Otilie und dem neunjährigen Antonín in New York an und blieb, abgesehen von einem Ferienaufenthalt in Böhmen, bis 1895: Es sollte trotz (oder auch wegen) Heimwehs eine für sein Schaffen zentrale Periode werden, in der großartige Werke entstanden: die Neunte Symphonie e-moll («Aus der Neuen Welt»), das F-Dur-Streichquartett, das Es-Dur-Streichquintett – und selbstverständlich auch das Cellokonzert, eines der populärsten Werke nicht nur Dvořáks, sondern der ganzen Gattung. Das Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 entstand 1894/95, also im dritten Jahr von Dvořáks New Yorker Verpflichtungen, das überschattet war von den Nachwehen der Wirtschaftskrise (die auch die Thurbers und damit indirekt Dvořák in schmerzliche finanzielle Bedrängnis gebracht hatte) sowie von der neuerlichen Trennung der Eltern von fünf ihrer Kinder. Seltsam genug, dass Dvořák schon 1865 ein Cellokonzert A-Dur begonnen hatte, das aber Fragment bleiben sollte. In der Folge lehnte er alle Anfragen von Cellisten ab, die ihn um ein Solokonzert baten: Das Violoncello sei ja ein wunderbares Orchesterinstrument mit klangschöner Mittellage, aber das hohe Register sei näselnd, das tiefe murmelnd – insgesamt keine guten Voraussetzungen für die Solistenrolle. Und doch bat er nun, auch zu seiner eigenen Überraschung, für sein neues Werk ausgerechnet das Cello in die erste Reihe – um ganz nebenbei alle von ihm selbst so lange erwogenen Einwände Lügen zu strafen. Das 2. Cellokonzert seines aus Irland stammenden Konservatoriumskollegen Victor Herbert, das er kurz zuvor gehört hatte, mag ihn dazu angeregt haben. Auffällig ist auch, dass die «amerikanischen» Einflüsse in diesem Werk wieder zurücktreten und einer elegischen, stellenweise fast nostalgischen Grundhaltung Platz machen, die allerdings zum Klangcharakter des Soloinstruments perfekt passt und durch kraftstrotzend strahlende Höhepunkte ausbalanciert wird. Der klassischen Gepflogenheit folgend, stellt zunächst das Orchester das Themenmaterial des Stirnsatzes vor: Das schwermütig-rhapsodische Hauptthema in Klarinetten und Fagotten, grundiert von den tiefen Streichern, das sich bald grandios steigert, sowie das vom Horn angestimmte, sangliche Seitenthema in der Paralleltonart D-Dur. Wie improvisierend übernimmt sodann das Cello dieses Material, gewinnt ihm eigene Facetten ab und umspielt es mit virtuosen Figuren, bevor inmitten der nachdenklichen Durchführung die Flöte in Zwiesprache mit dem Solisten tritt. Mit fulminanter Geste, einem Quasi-Glissando aufwärts, leitet das Cello in die Reprise über, die überraschend mit dem Seitenthema in H-Dur beginnt, während die Coda nochmals das Hauptthema prunkvoll herausstellt. Das ansonsten ganz idyllisch singende Adagio unterbricht ein plötzlicher dramatischer Ausbruch in g-moll, der jedoch rasch besänftigt werden kann und einem zauberhaft zarten Ausklang nicht mehr im Wege steht. Dieser Satz steht ebenso mit Krankheit und Tod seiner Jugendliebe und späteren Schwägerin Josefina in Verbindung, wie der nachträglich dem mitreißend-energischen Rondo-Finale angefügte Epilog mit seinen wehmutsvollen, verblassenden Erinnerungen, bevor ein letztes großes Orchester-Crescendo das wunderbare Werk in kraftvoll strahlendem H-Dur seinem Ende zutreibt.

© Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H. | Walter Weidringer

Pjotr Iljitsch Tschaikowski

«Der Nussknacker» Ballett in zwei Akten op. 71, Auszüge aus dem zweiten Akt (Zusammenstellung: Dmitrij Kitajenko)

Sätze

  • Im Zauberschloss von Zuckerburg

  • Divertissement

  • a) Schokolade - Spanischer Tanz (Bolero)

  • b) Kaffee - Arabischer Tanz

  • c) Tee - Chinesischer Tanz

  • d) Trepak - Russischer Tanz

  • e) Tanz der Rohrflöten - Pas de trois

  • f) Mutter Gigoen und die Polichinelles

  • Blumenwalzer

  • Variation II: Tanz der Zuckerfee

  • Pas de deux

Dauer

45 Min.

Entstehung

1891-92