Archiv: Festival-Eröffnung

Grafenegg Wolkenturm Wolkenturm

Interpreten

  • Simon Höfele, Trompete
  • Rudolf Buchbinder, Klavier
  • Emmanuel Tjeknavorian, Violine
  • Harriet Krijgh, Violoncello
  • Konstantía Gourzí, Dirigentin

Programm

Konstantia Gourzi
«Ypsilon, A Poem for Trumpet and Orchestra in five scenes»

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Ludwig van Beethoven

Ouvertüre zum Ballett «Die Geschöpfe des Prometheus» op. 43

Sätze

  • Adagio - Allegro molto con brio

Dauer

5 Min.

Entstehung

1801

Ludwig van Beethoven bekam im Jahr 1800 einen Kompositionsauftrag von dem gefeierten Tänzer und Choreografen Salvatore Viganò (1769 – 1821), der damals die Wiener Ballett-Compagnie leitete und mit seinem kühnen Stil eine neue Epoche des Tanzes in der Kaiserstadt einläutete. Seine dritte Wiener Produktion trug den Titel «Die Geschöpfe des Prometheus». In der Geschichte von der Erschaffung und geistigen Erweckung des ersten Menschenpaares fand Viganò einen idealen Stoff für die damals übliche pantomimische Darstellungsweise auf der Tanzbühne. Von Beethoven wurde eine dafür notwendige «musique qui parle», eine sprechende Musik, erwartet. Tatsächlich finden sich zahlreiche programmmusikalische Aspekte in der insgesamt 16 Nummern für Orchester umfassenden Ballettmusik Beethovens, wenn man sie mit den überlieferten Berichten vom Inhalt des Balletts vergleicht.

In ihrem Duktus sind einige Nummern von Beethovens Ballettmusik aber auch brisante symphonische Musikstücke, mit denen er an seine unmittelbar davor komponierte Symphonie Nr. 1 anknüpfte. So bildet etwa der Beginn der Ouvertüre, die unabhängig vom Ballett als eigenständiges Konzertstück bis heute im Repertoire überlebt hat, einen deutlichen Anklang an den Beginn der Ersten Symphonie: Da wie dort eröffnet Beethoven mit einem Sekundakkord, mit einem unaufgelösten Signal also, das die Spannung auf das Kommende erhöht. In der Ouvertüre führt nach einem Gesangsthema der Oboe – hier komponierte Beethoven nun hörbar eine Musik für das Theater – eine kurze Steigerung zum Allegro-Hauptteil, der als Perpetuum mobile dahinfegt, das von unwiderstehlichen Achtelnoten angetrieben wird. Beethovens Lust auf metrische Unregelmäßigkeiten durch Synkopen erhöht die Dynamik in dieser Ouvertüre, die in einer virtuosen Koda mündet. Der Charakter der Ouvertüre lebt auch in den folgenden Tanznummern weiter: Die Energie von Beethovens Musiksprache wird Viganò und seine Tänzerinnen und Tänzer sicherlich begeistert haben.

Im Hintergrund von Viganòs Wahl des «Prometheus»-Stoffes stand auch eine beabsichtigte Huldigung an Napoleon, an den «neuen Menschen», der sich damals anschickte, Europa zu «befreien». Nur wenige Jahre später erlahmte dann ja nicht nur bei Beethoven die Begeisterung für den französischen Feldherrn, als dieser dem Machtrausch verfiel.

Aber das beschwingte Thema, das Beethoven für die Finalnummer von «Prometheus» verwendete, lebte nach den Klaviervariationen op. 35 auch im Finale der Symphonie Nr. 3, der «Eroica», weiter, die Beethoven ursprünglich in Verehrung für Napoleon zu komponieren begann, ehe er die Widmung in eine allgemeine symphonische Ehrerbietung für einen heldenhaften Menschen umwandelte. Mythos und aktuelle Politik gingen auf diese Weise eine musikalische Verbindung ein.

© Rainer Lepuschitz | NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.

Ludwig van Beethoven

Tripelkonzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56

Sätze

  • Allegro

  • Largo -

  • Rondo alla Polacca

Dauer

35 Min.

Entstehung

1804

Ludwig van Beethoven fiel ein besonders erhabenes und spannungsgeladenes Thema ein, um einem Konzert in der ungewöhnlichen Besetzung für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester, dem so genannten «Tripelkonzert», Konturen zu geben. Zunächst in den Bässen und Celli raunend, steigert sich der Gedanke zu imperialer Größe – Beethoven komponierte das Werk für den Erzherzog Rudolph und widmete es dem Fürsten Joseph von Lobkowitz – und durchläuft im Verlaufe des monumentalen ersten Satzes verschiedene Stimmungen, bis hin zu einer ganz zarten und dolce von Solovioline und -cello vorgetragenen Passage.Mit der frühklassischen Sinfonia concertante hat diese Konzertmusik Beethovens nichts mehr zu tun, vielmehr ist dies konzertante Symphonik, man spürt den Atem des c-moll-Gegenstücks, des Klavierkonzertes Nr. 3, und auch der «Eroica», Werke, die in die Entstehungszeit des «Tripelkonzertes» fielen. Die solistische Besetzung des Klaviertrios in einem Konzertwerk blieb auf Jahrzehnte hin ein Einzelfall, kein Komponist übernahm diese Besetzung, ehe sie Mitte des 20. Jahrhunderts von dem Russen Alexander Tscherepnin und dem Italiener Alfredo Casella wieder aufgegriffen wurde.

Aber bis heute wird die Bezeichnung «Tripelkonzert» ausschließlich mit Beethoven in Beziehung gebracht. Gegenüber den Klavierkonzerten und dem Violinkonzert Beethovens steht dieses Konzert für die ungewöhnliche Besetzung etwas im Schatten. Die Besetzung geht auf Beethovens Absicht zurück, seinen prominenten Klavierschüler Erzherzog Rudolph von Österreich in ein konzertantes Geschehen einzubringen, ohne ihn als einzigen Solisten zu exponieren. Also fügte Beethoven dem relativ übersichtlich gehaltenen Klavierpart zwei sehr anspruchsvolle Streicherparts für die in Diensten des Erzherzogs stehenden Instrumentalisten Carl August Seidler (Violine) und Anton Kraft (Violoncello) hinzu.Die etwas ungleichgewichtige Behandlung der Soloparts hat zwar zu einer häufigen Bewertung des Werk als unausgeglichen und nicht vollends gelungen geführt. Aber es erfüllt in seiner Eigenart höchste Ansprüche. Das oft kammermusikalisch geführte Solistentrio wird in eine farbenreiche und vielschichtige Instrumentierung eingebettet. Die thematische Gestaltung ist in ihrer Effizienz bester Beethoven: Mit wenig Mitteln erzeugt er enorm viel Wirkung. Das erhabene Hauptthema trägt in seiner aufsteigenden punktierten Antriebsfigur auch schon Merkmale des Seitenthemas in sich, das zwar kantable Vorzüge hat, aber die stolze Stimmung des Hauptthemenkomplexes beibehält. Das romantische Thema des zweiten Satzes ist ebenfalls deutlich mit dem Anfangsmotiv des Werkes verwandt. Und auch das Rondothema des Finalsatzes bewegt sich in seiner Grundstruktur im Intervallrahmen der Quart und in ähnlichen rhythmischen Bahnen. Der langsame Satz ist zwar sehr kurz, aber äußerst ausdrucksstark: ein poetischer mehrstimmiger Liedgesang ohne Worte, an dem sich neben den Soloinstrumenten auch die Klarinetten und Fagotte beteiligen. Das Klavier umrankt das kantable Spiel der anderen mit ätherischen Figuren. Im Finale schlägt Beethoven einen tänzerischen Dreiertakt an, im Tempo «alla Polacca», wie zwischen Polka und Polonaise schwankend. Der thematische Charakter wandelt sich von einem melodiösen Auftakt über marschartige Töne bis zum Tanzschwung. Zwischendurch wechselt Beethoven in den 2/4-Takt und schafft eine erstaunliche Metamorphose des Hauptthemas.

Bemerkenswert am «Tripelkonzert» ist noch, dass in allen drei Sätzen das erste solistische Wort immer das Violoncello hat.

© Rainer Lepuschitz | NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.