HK Gruber

«Demilitarized Zones» Marschparaphrasen für Brass Band

Dauer

6 Min.

Entstehung

1979

Heinz Karl Gruber ist Pazifist und steht Obrigkeiten skeptisch gegenüber. Diese Überzeugung zeigt sich auch in seinen Werken wie etwa in «der herr nordwind», «Charivari» oder in «Demilitarized Zones» (Entmilitarisierte Zonen). 1979 erhielt er neben Kollegen wie Harrison Birtwistle, Vinko Globokar oder Hans Werner Henze einen Kompositionsauftrag von Elgar Howarth, dem früheren Solotrompeter des London Symphony Orchestra, Komponist und damaligem Leiter der Grimethorpe Colliery Band. Nun stellte sich für Gruber die Frage, wie sich seine antimilitaristische Einstellung mit dem auf Märschen beruhenden Repertoire einer solchen Blasmusikkapelle in Übereinstimmung bringen lassen könnte. Nun, Blasmusikkapellen erfüllten nicht nur repräsentative Funktion; vielmehr dienten sie traditionell dem Treffen der Bergleute, um hinter dem Deckmantel des gemeinsamen Musizierens über die Umsetzung gewerkschaftlicher Visionen zu be-ratschlagen. Vor diesem Hintergrund entwickelte Gruber nach dem Studium der Literatur für Brass Bands die Idee, einen Marsch zu komponieren, der dem üblichen Pomp entgegenwirken sollte: Gerüst der Märsche wie auch symphonischer Musik stellen zumeist die Mittelstimmen dar. Zwar treten diese zwischen Bass und Melodielinie zurück, sind aber von tragender Funktion und daher nicht zu unterschätzen – wie auch in Betrieben, in denen das Firmenoberhaupt als Einzelperson in der Öffentlichkeit steht, dieses jedoch maßgeblich auf die gute Zusammenarbeit mit den meist nicht genannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angewiesen ist, um erfolgreich zu sein.

Aus dieser Überlegung heraus setzte Gruber seine Komposition aus zahlreichen Märschen zusammen, wobei sich die Mittelstimmen zunehmend emanzipieren, so dass diese nach und nach eleganter als die Märsche werden und am Schluss im Pianissimo übrig bleiben – als geradezu friedfertige, entmilitarisierte Zone. Besonders erfreut zeigt sich Gruber nicht nur, weil die Tonkünstler dafür in der ursprünglichen Besetzung von 26 Blechbläsern und zwei Percussionisten auftreten, sondern auch darüber, dass das Werk zur Eröffnung des Musik-Festivals Grafenegg vor Beethovens Symphonie Nr. 9 gebracht wird – ähnlich einer Fanfare, die das Erhabene kritisch konterkariert. In Anlehnung an Edward Elgars Märsche «Pomp and Circumstance» verwendet Gruber für diese Kombination den Begriff «Pomp and Circus Dances» und tritt so humorvoll für das Hinterfragen gesellschaftlicher Konventionen ein.

Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H. | Doris Weberberger

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