Josef Strauss

Dorfschwalben aus Österreich, Walzer op. 164

Dauer

8 Min.

Entstehung

1864

Joseph Strauß hatte sich vorerst dagegen entschieden, seinem Vater und seinem älteren Bruder ins Familienorchester zu folgen. Er wollte nicht Musiker werden, sondern verfolgte eine Ausbildung als Architekt und Stadtplaner. Doch 1853 holte ihn die musikalische Welt wieder ein: Sein Bruder war erkrankt, und Joseph wurde bekniet, das Orchester zu leiten, und sei es auch nur für einen Teil der laufenden Saison. Pepi widersetzte sich zunächst diesem Begehr, doch am Ende gab er nach: «Das Un­ver­meidliche ist geschehen», schrieb er seiner Verlobten. Doch auch im folgenden Jahr erkrankte sein Bruder – und Joseph wid­me­te sein Leben von nun an der Musik. Eine wahre Pro­du­ktions­flut setzte ein, in nur 17 Jahren komponierte Joseph Strauß über 500 Werke: Dies war mehr als seine Brüder Johann und Eduard zu­sammen geschrieben hatten. Und doch stehen Josephs Werke noch immer im Schatten seines berühmten Bruders, der die Situation jedoch sehr gut beschrieben hatte: «Pepi ist der begabtere, ich bin halt populärer.» «Dorfschwalben aus Österreich» ist der früheste jener sechs Walzer Joseph Strauß’, die sich bis heute als unverkennbare Meisterwerke im Repertoire gehalten haben. Die anderen fünf sind «Geheime Anziehungskräfte» («Dynamiden»), «Delirien», «Sphärenklänge», «Aquarellen» und «Mein Lebenslauf ist Lieb’ und Lust». Strauß verwendete volksliedartige Melodien, die stark an den beliebten Ländler erinnerten. Die Anregung zu den Dorfschwalben stammte aus dem gleichnamigen Buch des österreichischen Salonpoeten August Silberstein (1827–1900), einer Sammlung ländlicher Geschich­ten, die seinerzeit sehr populär war. Der Walzer entspricht Silbersteins rustikaler Prosa und ist auch dem Dichter gewidmet. Das Werk wurde im September 1864 im Volksgarten uraufgeführt. Zur Imitation des Schwalbengezwitschers verwendete Joseph eine Vogelpfeife, eine wirkungsvolle Farbe, die sein Bruder Johann 1869 in seiner Polka «Im Krapfenwaldl» wieder aufgreifen sollte.

© Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Marie-Therese Arnbom

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