Karl Ditters von Dittersdorf

Konzert für Kontrabass und Orchester Nr. 2 E-Dur

Sätze

  • Allegro moderato

  • Adagio

  • Allegro

Dauer

16 Min.

Karl Ditters wurde 1739 in Wien im Oberen Freihaus auf der Laimgrube – heute die «Casa Piccola» am Beginn der Mariahilfer Straße – geboren. Sein aus Lublin stammender Vater, der als Kostümsticker am Hoftheater angestellt war, ermöglichte ihm eine erstklassige Erziehung im Jesuitengymnasium und ließ ihn privat in Sprachen und Musik unterrichten. Ditters zeigte erstaunliches Talent als Geiger und erwies sich als Wunderkind, dessen Lehrer sich bald außerstande sahen, ihm noch etwas beizubringen.

Ditters wurde einer der bedeutendsten Violinvirtuosen seiner Zeit. Auf einer Reise nach Bologna, die er im Frühjahr 1763 mit Christoph Willibald Gluck unternahm, feierte er Triumphe als Solist. Nach seiner Tätigkeit als Musiker in der Kapelle des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen und im Orchester des Burgtheaters wurde Ditters 1765 vom Bischof von Großwardein, Baron Adam Patachich, als Orchesterleiter engagiert. Mithilfe des böhmischen Geigers Wenzel Pichl stellte Ditters ein erstklassiges Ensemble zusammen.

Einer der nach Großwardein engagierten Musiker war der am 17. April 1740 in Wien geborene Kontrabassist Friedrich Pischelberger, für den Ditters’ Kontrabasskonzerte geschrieben wurden. Das 1767 entstandene Konzert in «E-Dur» gilt als Inbegriff des klassischen Kontrabasskonzerts und ist wahrscheinlich das meistgespielte und bekannteste Werk für Kontrabass. Gemeinsam mit dem 1763 komponierten, aber leider unwiederbringlich verlorenen Konzert von Joseph Haydn ist Ditters’ Konzert eines der frühesten Kontrabasskonzerte überhaupt. Es wurde zum Ausgangspunkt einer Entwicklung, die zu einem beispiellosen Höhenflug der solistischen Kontrabass-Literatur in Wien führte. Mehr als 40 Solokonzerte wurden für den «Wiener Bass» komponiert, der sich von modernen Instrumenten nicht nur durch eine andere Mensur und schlankeren Klang unterschied, sondern auch fünf Saiten hatte, die auf die Töne (,F)–‚A–D–Fis–A gestimmt waren. Der dieser sogenannten «Wiener Stimmung» zugrunde liegende D-Dur-Dreiklang erklärt die Vorliebe der Wiener Kontrabass-Komponisten für diese Tonart.

Die Wiederentdeckung der klassischen Kontrabassliteratur wurde lange dadurch verzögert, dass diese Terz-Quart-Stimmung in Vergessenheit geraten war. Um Ditters’ zweites Kontrabasskonzert auf einem modernen Instrument spielen zu können, waren zwei editorische Änderungen nötig: Erstens wurde das Konzert, das im Original in Es-Dur steht (wobei der Solist in D-Dur spielt), nach E-Dur transponiert, und der Solist verwendet die moderne Solostimmung ,Fis–,H–E–A. Zweitens ist der Solopart in einer tieferen Tonart notiert: im ersten und dritten Satz in D-Dur, im Adagio in G-Dur. Diese Kompromisse sind unvermeidlich, denn eines der wichtigsten Markenzeichen dieses Konzerts sind die Flageolett-Fanfaren des Solisten in den Ecksätzen. Diese Fanfaren basieren auf den die Obertöne erzeugenden Schwingungsknoten auf den Saiten, die vom Solisten beim Flageolett nur berührt werden und aus physikalischen Gründen nicht verschoben werden können. So steht der moderne Kontrabassist bei der Interpretation dieser frühen Konzerte immer vor zwei Möglichkeiten der Aufführungspraxis: grifftechnisch hoher Schwierigkeitsgrad mit gut liegenden Flageoletts oder grifftechnische Erleichterung mit problematischen Flageoletts. Nur der Wiener Kontrabass mit seiner Terz-Quart-Stimmung umgeht alle diese Probleme. Dieses Instrument kam allerdings im frühen 19. Jahrhundert aus dem Gebrauch, da es dem romantischen Orchesterideal nicht mehr entsprach.

Karl Ditters von Dittersdorf, wie er seit seiner Erhebung in den Adelsstand im Juni 1773 hieß, erfuhr im Urteil der Nachwelt nicht immer Gerechtigkeit. Obwohl er oft als leichtgewichtiger Schnellschreiber abqualifiziert wurde, gehören seine Symphonien nach Ovids «Metamorphosen» zu den schönsten Orchesterwerken, die im späten 18. Jahrhundert geschaffen wurden.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H.| Michael Lorenz

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