Johann Nepomuk Hummel

Konzert für Trompete und Orchester E-Dur

Sätze

  • Allegro con spirito

  • Andante

  • Rondo

Dauer

18 Min.

Johann Nepomuk Hummel kam als Klavier spielender Wunderknabe in die pädagogischen Hände eines ehemaligen «Wunderknabenkollegen», Wolfgang Amadeus Mozart. Hummel, der zunächst in seiner Geburtsstadt Preßburg eine gründliche Musikausbildung bei seinem Vater, einem österreichischen Militärmusikmeister, erhielt, übersiedelte 1786 mit der Familie nach Wien, wo der Vater eine Anstellung als Kapellmeister an Emanuel Schikaneders Freihaustheater antrat – und der Sohn Unterricht bei Mozart erhielt, zeitweise sogar in dessen Haus wohnte. Zwei Jahre lang kümmerte sich der Salzburger Komponist um den überaus begabten jungen Musiker und konnte ihn schließlich mit gutem Gefühl in die internationale Musikwelt entlassen. Zwischen 1788 und 1793 unternahm Johann Nepomuk Hummel, begleitet von seinem Vater, Konzerttourneen durch Europa bis nach Dänemark und England.

Als schließlich wieder Wien sein Lebensmittelpunkt wurde, war Mozart schon tot. Hummel, inzwischen 15 Jahre alt, setzte seine musikalischen Studien bei Johann Georg Albrechtsberger (dem Beethoven-Lehrer), Antonio Salieri (dem späteren Schubert-Lehrer) und bei Joseph Haydn fort. Der Kontakt zu Haydn sollte sich für die berufliche Zukunft Hummels als wichtig erweisen, wurde er doch 1804, zunächst als Stellvertreter des schon etwas altersschwachen Komponisten, Kapellmeister beim Fürsten Esterházy. Später wirkte Hummel in der angesehenen Position eines Hofkapellmeisters in Stuttgart und in Weimar. Als Klaviervirtuose erlangte Hummel eine große Popularität und Anerkennung, sein Spiel und auch seine pädagogischen und kompositorischen Veröffentlichungen blieben nicht ohne maßgeblichen Einfluss auf die folgende Pianistengeneration mit Frédéric Chopin und Franz Liszt an der Spitze. Hummel war ein Mittler zwischen den Epochen der Klassik und Romantik, das kompositorische Schaffen, das er vor allem für Klavier (zahlreiche Sonaten und Konzerte) hinterließ, ist zum Teil noch stark geprägt vom klassischen Formenkanon und Tonfall, zum Teil brach er aber mit virtuosem Anspruch und brillanter Geste auch schon in die Frühromantik auf, manchmal geriet er dabei schon in die Nähe Carl Maria von Webers. Aber da er nicht mehr wirklich Klassiker und noch nicht wirklich Romantiker war, blieb vieles unentschieden.

Mozart war für Hummel zeitlebens ein Leitstern. Seinem frühen kompositorischen Schaffen, zu dem auch das Trompetenkonzert E-Dur zählt, ist so manche Erinnerung an Mozart anzuhören. Das Trompetenkonzert eröffnet im ersten Satz mit einem Motiv aus Oktavsprung und punktiertem Tonsymbol, wie man es aus Mozarts «Haffner-Symphonie» im Ohr hat, zumal es Hummel beim zweiten Einsatz ebenfalls um einen Halbton versetzt wiederholt. Im langsamen Satz wiederum leiten Bläserfanfaren wie aus dem Sarastro-Reich der «Zauberflöte» von dem für Vater und Sohn einst so maßgeblichen Künstlerduo Schikaneder/Mozart zum schmissigen Rondofinale über. In diesem Finale kann man durchaus eine Reminiszenz an die Militärmusik, mit der der Vater in Verbindung gestanden war, erkennen.

Aber vor allem nimmt Hummels Trompetenkonzert eine historische Stellung für die konzertante Entwicklung des Soloinstruments ein. In Wien wirkte damals mit Anton Weidinger (1767–1852) ein überaus vifer Trompetenvirtuose, der alles daransetzte, dass man auch wirklich alle Töne auf seinem Instrument spielen könne und nicht, wie auf der nach wie vor im Einsatz stehenden Naturtrompete, manche Töne auslassen müsse. Also tüftelte der Wiener Hoftrompeter einen Klappenmechanismus aus, mit dem er schließlich die spieltechnischen Grenzen der Naturtrompete überwinden konnte. Jeder Ton war nun möglich – und nach Joseph Haydn, der als erster Komponist den Auftrag erhielt, ein Konzert für das neue Instrument und seinen Erfinder und Spieler zu schreiben, komponierte wenige Jahre später auch der Haydn-Stellvertreter Hummel ein Konzert für Weidinger, das in engem Zusammenwirken mit dem Trompeter hinsichtlich des Soloparts entstand. Die Uraufführung fand am Neujahrstag 1804 im Rahmen einer Tafelmusik in Wien statt.

Auch wenn das Werk natürlich auf die virtuosen Vorzüge des Soloinstruments abgestimmt ist, so kann man es doch nicht als reines Virtuosenkonzert bezeichnen, vielmehr besitzt es großen Charme und ist sehr gehaltvoll. Alleine die Kontrastwirkungen der beiden Themen im Kopfsatz – dem erwähnten «Haffner-Thema» und einem von marschartigem Beginn in Beschaulichkeit übergehenden Seitenthema – sind überaus reizvoll. Harmonische Ausflüge wie in der Durchführung des ersten Satzes und ein origineller Minore-Teil im Finalrondo sorgen für viel Spannung nicht zuletzt im Tonartenverlauf. Im Finale darf der Solist aber auch eine Reihe technischer Raffinessen ausspielen, bis hin zu einer Kette aus Trillern, Vorschlägen, Halbtonschritten und Figurationen.

© Rainer Lepuschitz | NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.

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