Max Bruch

Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 26

Sätze

  • Allegro moderato -

  • Adagio

  • Finale. Allegro energico

Dauer

25 Min.

Entstehung

1864-68

Max Bruch wandte sich einmal verzweifelt in einem Brief an seinen Verleger Simrock: «Alle 14 Tage kommt einer der deutschen Geiger und will mir das erste Konzert vorspielen; ich bin schon grob geworden und habe zu ihnen gesagt: »

Das Erste Violinkonzert von Max Bruch: Seit der Uraufführung seiner endgültigen Fassung 1868 durch den damals berühmtesten Geiger, Joseph Joachim, ist es im Repertoire aller bedeutenden Geiger, wegen seiner gelungenen Mischung aus virtuoser Energie und lyrischer Ausdruckskraft bei Musikern wie Publikum bis zum heutigen Tage gleichermaßen geschätzt – und es überstrahlt alles, was dieser Komponist sonst geschaffen hat. In der Blüte seines Lebens einer der erfolgreichsten und meistgespielten seiner Zunft, mit internationalen Aufträgen aus der Alten und Neuen Welt bedacht, geriet Bruch im 20. Jahrhundert zunehmend ins Hintertreffen des musikalischen Bewusstseins, da sein von Mendelssohn und Schumann ausgehender Stil als rückständig erschien und als unverbesserlich konservativ bewertet wurde. Bruch, nur wenig jünger als Brahms, bekannte sich zu diesem und machte aus seiner Ablehnung von Wagner, Liszt und später von Reger und Richard Strauss auch kein Hehl, als er schon Professor für Komposition an der Berliner Hochschule und damit eine Autorität des deutschen Musiklebens war.

Diese eindeutige Haltung hat sicher mit dazu beigetragen, dass die Musik von Bruch, der vereinsamt in der aufkeimenden Moderne Strawinskis und Hindemiths im hohen Alter von 82 Jahren starb, kaum mehr Berücksichtigung fand. Dabei schuf er drei herrliche Symphonien, die eine starke romantische Empfindung mit edler klassizistischer Formung verbinden. Auch die beiden weiteren Violinkonzerte und die Konzertstücke wie die «Schottische Fantasie» (für Violine) und das hebräisch inspirierte «Kol nidrei» (für Violoncello) zeichnen sich durch einen feinen, lichterfüllten Klangsinn, eine ausgeprägte melodische Kraft und eine farbenreiche Harmonik aus.

Das Erste Violinkonzert erscheint als Wurf eines jungen Romantikers, Bruch hat aber sehr lange daran gefeilt und große Schwierigkeiten mit der Form und mit der Gestaltung des Soloparts gehabt, zu der er zahlreiche Geiger, darunter auch Joachim, heranzog. Bruch entwickelte das Werk aus der Idee einer Konzertfantasie heraus, was auch die ineinander übergehenden, sich einander bedingenden drei Sätze anzeigen. Der erste Satz trägt zu Recht den Titel «Vorspiel», vibriert er doch beständig in einer gespannten Erwartungshaltung und verläuft der Solopart oft in präludierenden Bahnen. Die Musik schreitet, von marschartigen Bässen angetrieben, auf den eigentlichen Hauptteil des Werkes zu, der mit dem schönen Melos des langsamen Satzes einsetzt, in dem sich das berührende Thema zu einer eindrucksvollen Folge aus den absteigenden Intervallen der Terz, Quart und Quint steigert. Das mitreißende, magyarisch gefärbte Finalthema – fünf Jahre vor Brahms’ Violinkonzert komponiert (!) und sicher von dem aus Ungarn stammenden Joachim beeinflusst – mündet in einem leidenschaftlichen Motiv, das von einem Oktavsprung imposant eingeleitet wird und den hohen expressiven Gehalt des gesamten Werkes wie in einem Brennspiegel erscheinen lässt.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Rainer Lepuschitz

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