Johannes Brahms

Serenade Nr. 2 A-Dur op. 16

Sätze

  • Allegro moderato

  • Scherzo:Vivace

  • Adagio non troppo

  • Quasi Menuetto

  • Rondo:Allegro

Dauer

32 Min.

Im Jahr 1853 trat Robert Schumann in seinem Artikel «Neue Bahnen» mit begeisterten Worten für die Musik des jungen Johannes Brahms ein und beschrieb ihn als zukünftigen Herrscher im Reich der Musik: «Und er ist gekommen. Ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in den schwierigsten Satzungen der Kunst. Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: das ist ein Berufener.»

Obwohl Brahms vom Spätwerk Beethovens stark geprägt wurde, haben seine frühen Sonaten Züge, die nur Brahms eigen sind. Eine oft unerhört kühne Harmonik, überraschend originelle melodische Wendungen und die geistreiche Behandlung des Technischen zeichnen diese Werke aus. Stürmen und Drängen und ein gewisser jugendlicher Überschwang führten Brahms auf Wege, die er in seinen Symphonien sorgfältig zu vermeiden wusste. Trotzdem sind die in den späten 1850er-Jahren entstandenen Kompositionen durch ihre ursprüngliche Kraft von faszinierender Wirkung. Von 1857 bis 1859 war Brahms am Fürstenhof in Detmold als Konzertpianist, Dirigent des Hofchores und Klavierlehrer der Prinzessin Friederike tätig. Hier liefen für Brahms mehrere Entwicklungslinien zusammen: das Studium der Musik Bachs und Palestrinas, das er 1854 begonnen hatte, und kanonische Übungen und Fugen, die er mit dem Studium von Haydns Sinfonien und Mozarts Serenaden fortsetzte. Die zwei Orchesterserenaden op. 11 und op. 16, die in Detmold entstanden, waren wohl auch eine bewusst idyllische Antwort auf den Kampf um den Erfolg des ersten Klavierkonzerts und die Enttäuschung über Liszts neueste Kompositionen. Schon am 7. November 1857 hatte Brahms an Clara Schumann geschrieben: «Ich habe eine wahre Angst vor allem, was nach Liszt riecht». So sind Brahms´ Serenaden Stücke mit relativ einfachem Phrasenbau und diatonischer Melodik, die ganz im Einfluss der Unterhaltungsmusik des späten 18. Jahrhunderts stehen.

Brahms sah die Serenaden anfangs als symphonische Kompositionen, entschied sich aber bald, sie nicht Symphonien zu nennen. Die Besetzung der Serenade op. 16 für je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten und Hörner mit einer Streichergruppe ohne Violinen war Teil des ursprünglichen Klangkonzepts. Die Idee, nur tiefe Streicher zu verwenden, hatte Brahms schon fasziniert, als er Méhuls Oper «Uthal» studierte, in der durch das Weglassen von Violinen und Trompeten eine dunklere, mehr «nordische» Klangfarbe erzielt wird. Aber die zweite Serenade ist alles andere als ein düsteres Werk. Der erste Satz atmet durch seine bläserlastige Instrumentierung ein wenig den Geist von Mozarts «Gran Partita», und die Art, wie die Themen bei der ersten Gelegenheit in Triolen ausbrechen, ist ganz die persönliche Signatur des Komponisten. Eifriges Figurenspiel in Terzen zeigt jene Neigung zu ungarischen Melodien, die Brahms auf seinen Tourneen mit dem Geiger Remenyi kennengelernt hatte.

Nur im Adagio schlägt Brahms einen etwas feierlicheren Ton an. Der Unisono-Schritt der Streicher unter einer Bläsermelodie erinnerte Clara Schumann an Kirchenmusik: «Wie schreitet der Baß gleich so sanft und würdevoll, wie eine hehre Gestalt, Bachisch einher, wie beginnt das zweite Thema so wehmutsvoll und verflicht sich dann so innig mit den anderen Stimmen. Das ganze Stück hat etwas Kirchliches, es könnte ein Eleison sein.» Das Quasi Menuetto, eigentlich nur die Anspielung auf ein Menuett, ist eigentlich ein mit faszinierendem Einfallsreichtum instrumentierter Walzer im Sechs-Viertel-Takt.

Das abschließende Rondo ist eines der heitersten Stücke in Brahms´ Schaffen. Brahms genoss es sichtlich, für ein Orchester zu schreiben und sich damit einem Genre zu widmen, das ihn für die kommenden symphonischen Unternehmen vorbereiten sollte. Ein Arrangement der Serenade op. 16 für Klavier zu vier Händen, das noch im Mai 1860 beendet wurde, zeigt, wie viel Freude Brahms an dieser Komposition hatte. An Joseph Joachim schrieb er: «Ich habe der Tage meine 2te Serenade für vier Hände gesetzt. Lache nicht! Mir war ganz wonniglich dabei zumute. Mit solcher Lust habe ich selten Noten geschrieben, die Töne drangen so liebevoll und weich in mich, daß ich durch und durch heiter war».

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H.| Michael Lorenz

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