Richard Strauss

Vorspiel zur Oper «Capriccio» op. 85

Sätze

  • Andante con moto

Dauer

10 Min.

Entstehung

1940/41

Richard Strauss’ Schaffen ist auf vielerlei Weise mit der Gattung Oper verknüpft. In jungen Jahren interpretierte er als (Reise-)Dirigent zahl­rei­che Werke, setzte sich dabei für jene von Richard Wagner ein und dirigierte diese auch in Bayreuth. Er wurde zudem, nach Kapellmeisterstellen in Weimar und München, in Berlin und später in Wien Operndirektor. Und nicht zuletzt komponierte er auch selbst Opern – in der Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal war sein Erfolg insbesondere seit dem «Rosenkavalier» (1911) enorm. Während des nationalsozialistischen Regimes kooperierte er mit diesem und ließ sich von Goebbels zum Präsidenten der Reichsmusikkammer ernennen. Als solcher wollte er in großen Zügen das Musikleben mitbestimmen und profitierte mit Aufführungen eigener Werke maßgeblich von seiner Position. Ungeachtet der nationalsozialistischen Vorgaben arbeitete er aus künstlerischem Interesse bei der «Schweigsamen Frau» mit dem jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig zusammen, der auch für eine neuerliche Oper das Libretto verfassen sollte. Zweig lieferte auch den thematischen Vorschlag und ein Gerüst für die Text-vorlage, stellte diese jedoch auf Grund des fehlenden Widerstands Strauss’ gegen den Nationalsozialismus nicht fertig.

Strauss musste schließlich aufgrund eines kritischen Briefes an Zweig als Präsident der Reichsmusikkammer zurücktreten. Weitergeführt wurde die Arbeit u. a. vom späteren Dirigenten der Uraufführung 1942, Clemens Krauss, und vom Komponist selbst. Nachdem Strauss Erfahrung in allen möglichen Arbeitsbereichen des Opernbetriebs gesammelt hatte, schuf er mit «Capriccio» ein «Konversationsstück für Musik in einem Aufzug», in dem die Oper selbst zum Thema wird. Denn darin kämpfen Wort und Musik in personifizierter Form um die Vormachtstellung – eine Debatte, die bereits seit den Anfängen der Oper (um 1600) geführt wurde und auch in der Musik durch Zitate aus der Operngeschichte sowie aus eigenen Werken Ausdruck fand. Zugleich legte Strauss in seiner letzten Oper sein musikalisches Verständnis dar, das trotz seines früheren Engagements für Kompo-nisten wie Arnold Schönberg in der Tradition verhaftet blieb. Denn obwohl Strauss in anderen Opern wie «Elektra» harmonisch Mut zeigte, verließ er den tonalen Rahmen nie. Auch wenn Strauss nach der Fertigstellung von «Capriccio» noch lange nicht am Ende seiner Kräfte angelangt war und in seinen letzten Jahren noch bedeutende Werke wie die «Metamorphosen» oder die «Vier letzten Lieder» schuf, betrachtete er diese Oper über das Verhältnis der Künste als Abschluss seines Lebenswerks.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Doris Weberberger

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