Gabriel Fauré

Pavane für Orchester fis-Moll op. 50

Sätze

  • Allegretto molto moderato

Dauer

7 Min.

Entstehung

1887

In eine für den heutigen Hörer ebenso eigentümliche Welt wie in «Pelléas et Melisande» führt auch Gabriel Faurés Pavane für Orchester. Das bezaubernde, nur etwa sieben Minuten lange Stück entstand bereits 1886, also zwölf Jahre vor der Orchestersuite. Fauré hatte es ursprünglich nur für Orchester konzipiert und dabei eine herausragende Rolle für Flöte und Klarinette vorgesehen. Auf Bitten seiner Gönnerin Gräfin Greffulhe fügte er 1887 Chorpartien ein, die im wesentlichen den Part der genannten Soloinstrumente übernehmen. In dieser Form wurde das Werk ein Jahr später im Rahmen der Konzerte Lamoureux in Paris aufgeführt. Schließlich gestattete Fauré der Gräfin, sein Stück für eine Veranstaltung im Bois du Bologne am 21. Juli 1891 in dramatischem Zusammenhang zu verwenden. Da der Komponist die Chorstimmen jedoch nicht zwingend vorgesehen hat (ad libitum), wird die Pavane auch oft in der Ursprungsform, also als reines Orchesterwerk aufgeführt.

Um es ein wenig unwissenschaftlich zu formulieren: Man muss beim Hören der Pavane eigentlich nur die Augen schließen, um sich in eine irreale Traumwelt oder die vergangene Zeit der französischen Belle Époque zu versetzen. Diese kurze Ära, die ungefähr von 1885 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 andauerte, stellt eine der besten Phasen französischer Kultur dar, vor allem in der Malerei, aber auch in der Musik. Der gestiegene Lebensstandard erlaubte es dem gehobenen Bürgertum, im Schönen zu schwelgen. Dementsprechend ist die Musik der Belle Époque nur selten aufrüttelnd, sondern stattdessen voller melancholisch eingefärbter Poesie und zarter Wehmut. Ihre Wirkung ist die eines weichzeichnenden Gazeschleiers, der über inneren Bildern einer sonnendurchfluteten, idealen Natur liegt. Gabriel Faurés Pavane liefert hierzu den perfekten «Soundtrack». Er bedient sich dabei eines spanischen Tanzes gleichen Namens und dementsprechend flutet die Komposition elegant wiegenden Schrittes über eine Reihe von harmonischen und melodischen Höhepunkten auf und ab.

Auch nach dem Ende der Belle Époque blieb die Popularität der Pavane ungebrochen. 1917 wurde sie zum Standardrepertoire der Ballets Russes und erlebte seitdem ungezählte Bearbeitungen in jede nur denkbare Stilrichtung des Pop. Stellvertretend erwähnt seien hier nur die Versionen so unterschiedlicher Künstler wie Barbara Streisand, Branford Marsalis und Bobby McFerrin. Auch die britische BBC bediente sich der Pavane und schuf hieraus die Titelmelodie für ihre Berichte von der Fußball-Weltmeisterschaft 1998.

© Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft m.b.H. | Karin Martensen

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