Archiv: Prélude

Grafenegg Auditorium Auditorium

Interpreten

  • Jugendsinfonieorchester Niederösterreich
  • Peter Stark, Dirigent

Programm

Georges Bizet
"L’Arlessiene", Auswahl aus den Suiten 1 und 2

Mitglieder des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich kümmern sich aktiv um den künstlerischen Nachwuchs seit Jahrzehnten auch im Jugendsinfonieorchester Niederösterreich. Die Früchte dieser Arbeit werden im Rahmen eines Prélude-Programms am Wolkenturm präsentiert, bevor daselbst die vielfältigen Reize spanischer Musik im Sommerkonzert mit dem Tonkünstler-Orchester zur Geltung kommen.

Der Besuch des Prélude-Konzerts ist im Kartenpreis für den Abend inkludiert.

< Zurück zu Spanische Gitarrenklänge

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden
Zoltán Kodály

Variationen über ein ungarisches Volkslied «Der Pfau»

Sätze

  • einsätzig:

  • Var.I Moderato (alla breve)

  • Var.II Moderato

  • Var.III Con brio

  • Var.IV Più mosso

  • Var.V Poco calmato

  • Var.VI Appassionato

  • Var.VII Calmato

  • Var.VIII Vivo

  • Var.IX Andante espressivo

  • Var.X Adagio

  • Var.XI Tempo di marcia funebre

  • Var.XII Andante, poco rubato

  • Var.XIII Allegro giocoso

  • Var.XIV Maestoso

  • Var.XV Finale: Vivace

  • Var.XVI Andante cantabile

Dauer

27 Min.

Zoltán Kodály wuchs in einer lebendigen volksmusikalischen Welt in den ungarischen Orten Galánta und Nagyszombat auf. Die Volkslieder der Bauern gingen ihm in Fleisch und Blut über. Als er zum Studium nach Budapest übersiedelte (Komposition, Literatur- und Sprachwissenschaften), stellte er enttäuscht fest, dass in der urbanen Metropole Ungarns von der ursprünglichen Musik des Landes nichts mehr bekannt und allein die Musik der Zigeunerkapellen als Folklore verbreitet war. Er entschloss sich, die Musik seiner Kindheit und Jugend zu erforschen und machte sich, meist gemeinsam mit seinem Musikerkollegen Béla Bartók, in die ungarischen ländlichen Regionen auf, um Volkslieder zu sammeln und aufzuzeichnen.

Aus den Tausenden Fundstücken wählte Kodály dann für seine eigenen Werke viele Melodien zur kompositorischen Grundlage aus. Freilich zitierte er die Volksweisen nicht, sondern wandelte sie in seine individuelle Tonsprache um, wie es auch Bartók auf seine Weise in vielen seiner Werke machte. Rhythmische Besonderheiten, melodische und harmonische Grundstrukturen lebten auf diese Weise in der neuen ungarischen Musik weiter, die bei Kodály gleichzeitig auf den Errungenschaften der europäischen Kunstmusik aufbaute. Typische Merkmale der osteuropäischen Volksmusik wie etwa die Pentatonik gingen in eine internationale musikalische Ausdrucksweise ein, die bei Kodály stark vom französischen Impressionismus geprägt war. Bei einem Studienaufenthalt in Paris hatte es dem ungarischen Musiker vor allem die Musik Claude Debussys angetan.

Zóltan Kodály, der im Gegensatz zu Bartók trotz aller politischen Wirrnisse immer in seinem Heimatland blieb (und zeitweise mit Berufsverbot belegt wurde), etablierte sich als herausragende und einflussreichste musikalische Persönlichkeit Ungarns im 20. Jahrhundert. Er unterrichtete mehrere Jahrzehnte lang an der Budapester Musikakademie Theorie und Komposition, widmete sich an der Akademie der Wissenschaften der musikalischen Forschung und baute als Pädagoge ein weitmaschiges Musikschulwesen in Ungarn auf, vergleichbar dem Orff-Schulwerk im deutschen Sprachraum.

Mit Werken wie dem «Psalmus Hungaricus», der Oper «Háry János» über einen bäuerlichen Veteran und seine erfundenen Heldentaten, den «Tänzen aus Galánta», einer Erinnerung an seine musikalische Kindheit, den «Marosszéker Tänzen», der siebenbürgischen Volksballade «Kádár Kata» und den Orchestervariationen über das ungarische Volkslied «Der Pfau flog auf» schuf Kodály den Ungarn so etwas wie eine Nationalmusik. Er vertraute dabei immer auf die grundlegende Struktur der Tonalität und entfaltete seine Kreativität und schöpferische Neugierde in besonderen Klangkonstellationen und den Umwandlungen origineller volksmusikalischer Elemente, die oft eine neuartige Note in das traditionsbewusste musikalische Gefüge brachten.

Die 1939 im Auftrag des Amsterdamer Concertgebouworkest zu dessen 50-Jahr-Feier komponierten Orchestervariationen «Der Pfau flog auf» haben ein archaisches ungarisches Volkslied zur Grundlage, in dem von einem Pfau gesungen wird, der das Ende von Unterdrückung und Gefangenschaft verheißt und der als Freiheitssymbol verehrt wurde. Aus dunklem Urgrund steigt die Weise empor, die Kodály dann in 16 kurzen, miteinander verwobenen Variationen in verschiedenste musikalische Gestalten verwandelt, von pfiffigen Tänzen und einem Trauermarsch über flirrende Klangfarbenfolgen und konzertante solistische Figuren vor allem der Holzbläser bis zu massiven symphonischen Gebilden. Die in der Melodie enthaltenen harmonischen Möglichkeiten nützt Kodály weidlich aus und gelangt dabei auch in orientalisch anmutende Gefilde. Das Meisterwerk der Variation und Instrumentation gipfelt in einem hymnischen Finale, in dem der Pfau mit ausgebreiteten Schwingen einer hoffnungsvollen Zukunft entgegenzufliegen scheint.

© Rainer Lepuschitz | NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.