Wolfgang Amadeus Mozart

«Bella mia fiamma, addio ... Resta, o cara!» Szene für Sopran und Orchester KV 528

Dauer

10 Min.

In Wolfgang Amadeus Mozarts «Bella mia fiamma, addio … Resta, oh cara» KV 528 begegnen wir wieder der Sängerin Josepha Duschek. Die Szene entstand am 3. November 1787, einige Tage nach der Prager Premiere des «Don Giovanni», den Mozart im Hause der Duscheks vollendet hatte. Laut einer Anekdote soll die Duschek Mozart so lange in seinem Zimmer in ihrer Prager Villa Bertramka eingesperrt haben, bis er ihr die versprochene Arie komponierte; dieser wiederum willigte nur ein, wenn sie die Arie auch fehlerfrei vom Blatt singen könne. Der Text stammt aus Niccolò Jomellis Festspiel «Cerere placata» aus dem Jahr 1772: König Titano hat Proserpina geraubt, worauf deren wütende Mutter Ceres einen Sturm entfacht, der das fliehende Paar wieder zurück an die Küste Siziliens wirft. Titano gerät in Gefangenschaft und wird schließlich von Ceres auf ewig verbannt. Soweit die Vorgeschichte.

Im Rezitativ und der zweiteiligen Arie (Andante – Allegro), ähnlich wie KV 272 auch als eigenständige Szene konzipiert, beklagt nun Titano verzweifelt die ewige Trennung von seiner Geliebten Proserpina. Die herzzerreißende Abschiedsszene ist bereits im Rezitativ zu Beginn reich figuriert; bis zum Eintritt der Arie werden die Begleit-figuren langsamer, bis sich die anfängliche Auflehnung gegen das Schicksal legt und Titano für den Moment sich darein fügt. In der Arie brandet dann immer wieder in schmerz­licher Chromatik seine Verzweiflung auf, sogar eine komplette Zwölftonreihe (!) taucht bei der Textstelle «Quest’ affanno, questo passo è terribile per me» auf, die in der Wiederholung dann einen Halbton tiefer gesetzt ist. Genau dieses «terribile per me» führt dann zum Ausbruch des Allegro-Abschnitts der Arie, in dem Titano nach dem Tempel fragt, damit Ceres an ihm ihr Opfer vollbringen könne – dieses Leben sei für den Geplagten nicht mehr zu ertragen. Dabei schraubt sich der Gesang hoch und sinkt wieder ab, um schließlich das weitere Schicksal Titanos im Ungewissen zu lassen. Dass gerade der Lebemensch Mozart solch dramatische Gefühlswelten wie kein Zweiter in Töne zu fassen wusste, er obendrein seine Sängerinnen und ihre Stärken und Schwächen genau kannte, macht jede der unzähligen Arien, die aus seiner Feder stammen, zu einem Kleinod und jedes Mal wieder zum mitreißenden Erlebnis.

© Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft m.b.H. | Markus Hennerfeind

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