Nikolai Rimski-Korsakow

Capriccio espagnol op. 34

Sätze

  • Alborada

  • Variazioni

  • Scena e canto gitano

  • Fandango asturiano

Dauer

15 Min.

NIKOLAI RIMSKI-KORSAKOW hatte einmal spanischen Boden betreten – als Marine-Kadett des russischen Schulschiffs Almaz, mit dem er auf zweieinhalbjähriger Fahrt in England, Deutschland und Frankreich, ja sogar in den USA und Brasilien anlegte. Zur Komposition seines «Capriccio espagnol» inspirierte ihn freilich ein denkbar prosaischer Anlass: sein gesteigertes Interesse für Violintechnik, als er im Herbst 1884 den Instrumentalunterricht der Petersburger Hofkapelle übernahm und mit dem Violinlehrer Pjotr Artemiewitsch Krasnokutsky bekannt wurde. Nach einer diesem gewidmeten Fantasie für Violine und Orchester plante Rimski-Korsakow ein weiteres Virtuosenstück für diese Besetzung, das auf spanischen Themen basieren sollte. Er änderte diesen Plan aber bald zugunsten eines reinen Orchesterwerks, das dennoch hohe Anforderungen an die Ausführenden stellt und am 31. Oktober 1887 in St. Petersburg unter seiner eigenen Leitung mit durchschlagendem Erfolg uraufgeführt wurde.«Meine Absicht war, das Capriccio sollte glänzen durch die virtuosen Farben des Orchesters, und wie es scheint, habe ich mich nicht geirrt», konnte der Komponist in seiner «Chronik meines musikalischen Lebens» befriedigt feststellen. «Bei der ersten Probe war der erste Satz (2/4-Takt, A-Dur) kaum beendet, als das ganze Orchester zu applaudieren begann. Ähnlicher Beifall folgte bei den übrigen Teilen, soweit die Pausen es erlaubten. Ich bat das Orchester, ihnen das Werk widmen zu dürfen und fand allgemeinen Applaus. Das Capriccio ging ohne Schwierigkeiten und klang brillant. Im Konzert wurde es mit solcher Begeisterung gespielt, wie niemals wieder in Folge, selbst nicht unter einem Nikisch. Trotz seiner Länge wurde andauernd da capo gerufen. Die Meinung von Presse und Publikum, das Capriccio sei ein glänzend instrumentiertes Werk, ist falsch. Es ist eine brillante Komposition für Orchester. Der Wechsel der Stimmungen, die glückliche Wahl der melodischen Entwürfe und der Ausgestaltung, jedem Instrument genau angepasst, die kurzen Virtuosen-Kadenzen für Solo-Instrumente, der Rhythmus des Schlagzeugs usw. bilden die Essenz der Komposition, und nicht die Einkleidung, d. i. die Instrumentierung. Die spanischen Themen, vorwiegend im Tanz-Charakter, lieferten mir reiches Material für Orchester-Effekte.»Das Material entnahm Rimski einer Volkslied-Sammlung des Komponisten, Pianisten und Musikforschers José Inzenga Castallanos (1828 – 1891).Eine feurige «Alborada» aus Asturien eröffnet und gliedert das Werk, indem sie in der Mitte und als Abschluss wiederkehrt. Eine Alborada ist ursprünglich ein Instrumentalstück für Bläser und Schlagzeug, mit dem die asturischen Hirten den Sonnenaufgang begehen. Für die folgenden Variationen wählte Rimski erneut ein asturisches Lied als Thema, diesmal eine «Danza prima» (Abendtanz), dessen humoristisch-derben Charakter er jedoch zu klangvoller abendlicher Milde umdeutet. Nach der «Alborada»-Reprise (statt A-Dur nun einen Halbton höher in B-Dur) ertönen mit dramatischer Geste Trommelwirbel und Fanfarenstöße: Sie leiten die «Scena e canto gitano» ein, die unverkennbar auf einem andalusischen Zigeunerlied basiert, das, wie könnte es auch anders sein, von heißblütiger Leidenschaft geprägt wird. Nahtlos geht die Musik in einen «Fandango asturiano» über; in der Coda steigert sich die schon bekannte Alborada zu effektvollem Presto.© Tonkünstler ׀ Walter Weidringer

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