Anders Koppel

Concerto Nr. 1 für Marimba und Orchester

Dauer

18 Min.

Entstehung

1995/rev.2015

Im umfangreichen schöpferischen OEuvre des Dänen Anders Koppel nimmt das Schlagzeug eine hervorstechende Rolle ein. Viele Stücke entstanden für das seit mehr als drei Jahrzehnten aktive Safri Duo seiner beiden Landsleute Uffe Savery und Morten Friis, so etwa die «Toccata» für Vibraphon und Marimba, «Headlines» für zwei Schlagzeuger und Orchester sowie «Double Happiness» für zwei Schlagzeuger. Besonders nahe steht dem Komponisten die Marimba – auch: das Marimbaphon.

Das dem Xylophon und dem Vibraphon verwandte Instrument weist in der außereuropäischen Volksmusik eine jahrhundertealte Tradition auf und gelangte im Lauf des 20. Jahrhunderts allmählich auch in den Bereich unserer Konzertmusik, in der es aufgrund seiner klanglichen und rhythmischen Möglichkeiten vielfach solistisch bedacht wurde und wird. Im Spätsommer 1995 stand es im Zentrum der «International Percussion Competition Luxembourg». Für diesen Anlass komponierte Koppel, der auch Mitglied der Wettbewerbs-Jury war, zu Beginn jenes Jahres das erste seiner Instrumentalkonzerte in dieser Besetzung, dem er mit jeweils wenigen Jahren Abstand drei weitere folgen ließ, sodass er zu den bekanntesten Komponisten für dieses Instrument gezählt werden darf.

Das heute erklingende erste Marimba-Konzert erlangte mit seinem verspielten und melodisch eingängigen Ansatz sowie seinem virtuosen Anspruch rasch international Popularität; es taucht immer wieder in Konzertprogrammen in aller Welt und auf Tonträgern auf. Öffentlich dürfte es bislang rund 300-mal erklungen sein. Zudem stellt es ein beliebtes Unterrichtswerk für fortgeschrittene Schlagzeugstudierende dar. Formal ist es in klassischer Dreisätzigkeit gehalten und folgt damit gewohnten Mustern. Die Tonsprache vermeidet alle Anleihen bei einer experimentellen Moderne, sondern bedient sich zeitlos wirkender, streckenweise auch frei gehaltener Tonalität. In eher dunkel anmutendem Charakter und mit drängender Geste beginnt der erste Satz, Allegro, in dem die Marimba einleitend das rhythmisch akzentuierte Hauptmotiv vorstellt, aus dem heraus der Verlauf entwickelt wird, wobei heftige Zusammenballungen mit sanfteren Abschnitten abwechseln.

Durchgehend verträumte, notturnoartige Stimmung verströmt in der Folge der mit Adagio bezeichnete Mittelsatz, in dem das Orchester teils irisierende Farbigkeit beisteuert, die an den französischen Impressionismus des frühen 20. Jahrhunderts denken lässt, während das Soloinstrument einerseits motorisch die Bewegung voranzutreiben scheint, andererseits aber auch in besonders zarter Spielweise zu lyrischem Ausdruck findet. Als direktes Vis-a-vis fungiert für Momente von berückender Schönheit die sehnsuchtsvolle Solovioline, die einen eigenen Weg zu suchen scheint und ihren Gesang dabei in die höchste Lage führt.

Verspielt, tänzerisch, heiter: Vollkommene Unbeschwertheit kennzeichnet das Finale, ein Andante. Es hat in etwa die Länge der ersten beiden Sätze zusammengenommen, womit sein Gewicht innerhalb des Stücks schon rein äußerlich klar definiert ist. Hier wird das Wechselspiel zwischen Solist und Orchester noch einmal voll ausgekostet und ein konzertierender Wettstreit entfesselt, der die Marimba in virtuoser Brillanz zur Geltung kommen lässt und ihr letztlich die Dominanz gegenüber dem großen Klangkörper zuweist, was nicht zuletzt durch die breit angelegte, kunstvolle Kadenz unterstrichen wird, die Koppel 1999 auf Wunsch des deutschen Schlagzeugers Peter Sadlo hinzukomponierte. 2015 unterzog der Komponist das Werk einer Revision, deren Notentext die Basis für aktuelle Aufführungen darstellt.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Christian Heindl

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