Manuel de Falla

«El amor brujo» | «Der Liebeszauber» Ballett-Suite

Sätze

  • Introduktion und Szene

  • Bei den Zigeunern - Die Nacht

  • Lied vom Liebesschmerz

  • Das Gespenst

  • Tanz des Schreckens

  • Der Zauberkreis - Erzählung des Fischers

  • Mitternacht - Beschwörungstanz

  • Ritueller Feuertanz. Um die bösen Geister zu vertreiben

  • Szene

  • Lied vom Irrlicht

  • Pantomima

  • Tanz des Liebesspiels

  • Die Morgenglocken

Dauer

23 Min.

Entstehung

1914/15

Manuel de Falla war der jüngste und vielleicht begabteste der spanischen Komponistentrias gemeinsam mit Isaac Albéniz und Enrique Granados. «Eines Tages im Jahre 1910 … wurde mir ein Mann vorgestellt, der noch kleiner war als ich selbst und so bescheiden und zurückhaltend wie eine Auster. Ich hielt ihn, diesen Manuel de Falla, für einen Homme sérieux; und in der Tat, nie bin ich einer kompromissloseren religiösen Natur begegnet als ihm – und nie einem Menschen, der weniger für Äußerungen des Humors übrig hatte. Ich habe niemanden gekannt, der so scheu gewesen wäre wie er ... Ich habe mich immer gewundert, dass ein so schüchterner Mann wie de Falla überhaupt dazu zu bringen war, auf der Bühne zu erscheinen … Und er ist noch gewachsen, auch wenn sein Material so klein war, dass er nicht viel weiter wachsen konnte. Ich betrachtete ihn als den loyalsten aller meiner Musikerfreunde … Er hatte ein sehr feines Ohr, und ich glaube, seine Anerkennung war echt.» – Mit dieser leicht distanzierten Wertschätzung beschrieb Igor Strawinski seinen spanischen Zunftkollegen.

1876 im andalusischen Cádiz geboren, zeigte Manuel María de los Dolores Falla y Matheu, so sein voller Name, zwar schon früh musikalische Begabung am Klavier, wurde aber erst als 17-Jähriger von dem Wunsch gepackt, Komponist zu werden – und zwar ausgerechnet durch das Erlebnis von Werken des Norwegers Edvard Grieg. Beeindruckt von deren Verwurzelung in nordischer Volksmusik, der damit verbundenen spezifischen Harmonik und dem Verzicht auf traditionelle Durchführungstechniken, setzte er sich das Ziel, eines Tages für die spanische Musik Ähnliches zu leisten – und arbeitete fortan mit großem Fleiß darauf hin. Am Konservatorium Madrid erhielt er im Nu Bestnoten, errang zahlreiche Auszeichnungen und erste Publikumserfolge mit Kammermusik, musste sich dann aber, da seine Familie in Armut geraten war, als Komponist von Zarzuelas verdingen – wobei ihm allerdings nur mäßiger Erfolg beschieden war.

Durch seinen Lehrer Felipe Pedrell, der auch Albéniz und Granados unterrichtet hatte, konnte de Falla in der Folge sein Handwerkszeug wesentlich verfeinern und schließlich seinen spezifischen Stil entwickeln: eine Art von Neuerfindung urwüchsig spanischer Musiktradition mit den Mitteln und im Gewand abendländischer Raffinements zwischen Spätromantik und Impressionismus. Sein Operneinakter «La vida breve» (1904/05) begründete de Fallas internationalen Erfolg; zu seinen populärsten Werken zählen das Klavierkonzert «Noches en los jardines de España» («Nächte in spanischen Gärten»), das Ballett «El sombrero de tres picos» («Der Dreispitz»), aber auch «El amor brujo» («Der Liebeszauber»): 1914/15 entstanden, handelt es sich bei der später zum Ballett umgearbeiteten Gitanería (etwa soviel wie: Zigeunergeschichte) ursprünglich um eine spezifische Mischung zwischen Tanz, Schauspiel und Gesang.

De Falla und sein Librettist, der Dramatiker und Romanautor Gregorio Martínez Sierra, ließen sich bei diesem Werk von der Auftraggeberin, der fulminanten, in ganz Europa bekannten Künstlerin Pastora Imperio (ca. 1889 – 1979) inspirieren, die den Flamenco für künftige Generationen etwa durch ihre spezielle Kleidung und besonders grazile, expressive Armbewegungen entscheidend beeinflusste, aber auch von ihrer nicht minder berühmten Mutter, Rosario de la Mejorana: An langen Nachmittagen saß man bei etlichen Gläschen zusammen, und die Herren beobachteten den Tanz und lauschten dem Gesang der beiden Damen sowie ihren Geschichten voller Liebe, Hass, Enttäuschung und Rache.Martínez Sierra entwarf auf dieser Grundlage folgendes Szenario: Die junge, schöne Candelas hat einen Mann geliebt, eifersüchtig und brutal, aber doch faszinierend. Noch nach seinem Tod behält er Gewalt über Candelas: Als Carmelo um sie wirbt und sie seine Liebe erwidern will, bedroht er als Geist das Glück des neuen Paars. Mit einem Schreckenstanz verhindert er den alles besiegelnden Kuss der Liebenden. Da kommt Carmelo eine Idee: Durch eine verführerische Frau könnte man den eifersüchtigen Geist lange genug ablenken. Candelas Freundin Lucía vermag ihn tatsächlich so zu fesseln, dass Candela und Carmelo den entscheidenden Kuss austauschen können: Der Zauber ist gebrochen, der Spuk vorbei. Die Morgenglocken läuten, und Candelas ist mit Carmelo vereint.

Blieb bei der Uraufführung in Madrid am 15. April 1915 der gewünschte Erfolg noch aus, entwickelte sich «El amor brujo» spätes­tens in der Ballettversion und als Orchestersuite zu einem der packendsten, feurigsten Werke der Kunstmusik, die auf dem andalusischen Cante jondo basieren. Mehrere Verfilmungen, erstmals 1949 (mit Pastora Imperio), 1986 etwa auch durch Carlos Saura, bezeugen die Ausdrucksgewalt des Flamencos in symphonischem Gewand auch auf der Leinwand.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Walter Weidringer

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden