Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 482

Sätze

  • Allegro

  • Andante

Dauer

32 Min.

Entstehung

1785

Wolfgang Amadeus Mozart erlebte in den ersten Jahren in Wien, nachdem er sich im Streit von seinem Salzburger Dienstherrn getrennt hatte, die glanzvollste Zeit seiner Karriere. Damals verdiente er gut und konnte auf großem Fuß leben. Eine wichtige Säule seiner Reputation und seines Einkommens waren öffentliche Konzerte, sogenannte «Akademien», in denen er als Interpret eigener Werke auftrat. Zwischen 1782 und 1786 komponierte er zu diesem Zweck 15 Klavierkonzerte. Das Es-Dur-Konzert KV 482 schrieb er Ende 1785, als er hauptsächlich an der Oper «Le Nozze di Figaro» arbeitete. Als Abschlussdatum notierte er den 16. Dezember, und an einem der nächsten Tage wird die Uraufführung stattgefunden haben, von der Ort und Zeit nicht überliefert sind. Bekannt ist nur (durch die Familienkorrespondenz), dass das Publikum eine Wiederholung des langsamen Satzes einforderte. Belegt ist eine Aufführung am 23. Dezember 1785 im Wiener Burgtheater, bei der Mozart sein Konzert zwischen den beiden Teilen des Oratoriums «Esther» von Karl Ditters von Dittersdorf spielte.

Mozarts Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482 hat eine ungewöhnliche Orchesterbesetzung. Zum ersten Mal kommen in einem Klavierkonzert Klarinetten zum Einsatz, und zwar nicht zusätzlich zu den im klassischen Orchester fast unentbehrlichen Oboen, sondern an ihrer Stelle. Der erste Satz, ein Allegro im 4/4-Takt, beginnt mit einer Orchester-Exposition sinfonischen Zuschnitts. Es ist bezeichnend, dass das Soloklavier, wenn es anschließend die Führung übernimmt, keines der Themen aufgreift, die vom Orchester vorgestellt worden waren. Stattdessen präsentiert es ein neues, fädelt sich dann mit Arpeggien und Girlanden in die Tutti-Wiederholung des ersten Themas ein und präsentiert anstelle des fröhlich trällernden Seitenthemas eine pathetische Episode in b-moll. Die zweite Exposition wird (vom Orchester) mit den gleichen Gedanken abgeschlossen wie die erste, wodurch der Eintritt der Durchführung deutlich markiert wird. Diese beschränkt sich weitgehend auf Figurationen anstelle von Themenverarbeitung, wie sie bei Haydn oder Beethoven obligatorisch wäre. In der Reprise, deren Verlauf eher der Orchester- als der Soloexposition folgt, übernimmt erstmals das Klavier das Seitenthema.

Ganz außerordentlich ist der zweite Satz, ein Andante in c-moll. Es spricht für den Kunstverstand von Mozarts Publikum, dass es diesen und nicht einen der effektvoll-virtuosen schnellen Sätze noch einmal hören wollte. Mozart verschmilzt hier Rondo- und Variationenform zu einer Synthese. Gewöhnlich sind Variationsthemen übersichtlich, symmetrisch gegliedert und relativ kurz. Hier ist es ein Gebilde von 32 Takten mit weit gespannten melodischen Bögen unterschiedlicher Länge. Vorgestellt wird es von den Streichern allein. Das Klavier führt durch die erste Variation, in der das Thema unter den Verzierungen und Girlanden deutlich hindurch scheint. Die anschließende Bläser-Episode in Es-Dur unterbricht die Variationenfolge. Sie ist ungeachtet des serenadenhaften Charakters dunkel getönt. Auf die zweite Variation folgt eine Episode in C-Dur mit einem Wechselspiel von Flöte und Fagott, die zunächst den Eindruck erweckt, als handle es sich um eine Dur-Variation des Themas. Die abschließende dritte Variation hat eine Coda, die eine Wendung aus der Bläser-Episode einbezieht. Dabei zeigt sich eine verborgene Verwandtschaft.

Das Allegro-Finale ist ein Rondo. Der 6/8-Takt mit seinem federnden Rhythmus und die Dreiklangsmelodik charakterisieren ihn als Jagd-Stück. Es ist aber ein besonderer Witz, dass Mozart das Hauptthema, das wie für Horn geschaffen klingt, erst beim letzten Mal von diesem Instrument spielen lässt (zusammen mit Flöte und Klavier). Eine intime Episode in langsamem Tempo (Andantino cantabile, As-Dur) lässt an ähnliche Stimmungsumschwünge in Mozarts Opernfinali denken, wie ja überhaupt in seiner Instrumentalmusik fast immer der Gesang als Richtschnur dient.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Peter Sarkar

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