Steve Reich

«Music for pieces of wood» für gestimmte Klanghölzer

Dauer

8 Min.

Entstehung

1973

Den Namen des 1936 geborenen New Yorkers Steve Reich assoziiert man unmittelbar mit einer spezifischen musikalischen Stilrichtung: Gemeinsam mit Landsleuten wie Philip Glass, Terry Riley, La Monte Young und John Adams gilt er seit Jahrzehnten als einer der prominentesten Vertreter der Minimal Music. Kurz gefasst geht es dabei um die permanente Wiederholung rhythmischer, melodischer oder anderer Elemente, die sich in sogenannten Phasen oft nur langsam, manchmal auch abrupt ändern. Für diese Technik findet Reich, der auch Pianist und Schlagzeuger ist, vor allem im ungemein reichen Instrumentarium und den Anwendungsmöglichkeiten des Schlagwerks in der Volks- und Kunstmusik aus aller Welt eine schier unerschöpfliche Inspirationsquelle.

Einen Sommeraufenthalt 1970 in Ghana nutzte er dazu, sich auf diesem Gebiet zusätzliche Kenntnisse anzueignen, vor allem hinsichtlich polyrhythmischer Elemente, was sich unter anderem in dem international bekannt gewordenen Titel «Drumming» von 1970/71 und der heute zu hörenden «Music for Pieces of Wood» niederschlug. Hier zeigt sich auch immer wieder Reichs Leidenschaft für das Unerwartete, die zu ungewöhnlichen Klangerlebnissen führt. So kann man die «Music for Pieces of Wood», ein Stück für fünf Schlaghölzer, auch Klanghölzer oder Claves genannt, als eine direkte Fortsetzung der Gedankenwelt der ein Jahr zuvor entstandenen «Clapping Music» ansehen, die ausschließlich durch Händeklatschen interpretiert wird und ursprünglich das Klatschen und die Hölzer in einer Komposition gemeinsam einsetzen sollte.

Beiden Werken liegt der Anspruch zugrunde, Musik aus der Verwendung der einfachsten Mittel heraus zu erschaffen, abseits der menschlichen Stimme. Sowohl das Klatschen mit den Händen als auch das Zusammenschlagen von Hölzern kamen in frühen Zeiten und kommen heute noch vielfältig in außereuropäischer Kommunikationskultur, aber auch bei uns bereits bei kleinen Kindern als Signal oder zur Formung musikalischer Stücke zum Einsatz. Wer nun denkt, Steve Reich habe für seine Stücke lediglich in wenigen Minuten improvisationsartig Gedanken zu Papier gebracht, erhält mit «Music for Pieces of Wood» im Gegenteil ein Beispiel gereifter Konstruktion. So arbeitete er neun Monate hindurch immer wieder an der Ausarbeitung der rhythmischen Patterns, also der Muster und Strukturen dieser Musik. Reich selbst geht auf das Ergebnis dieses Prozesses wie folgt ein: «‹Music for Pieces of Wood› erwuchs aus denselben Wurzeln wie ‹Clapping Music›: der Sehnsucht, Musik mit den am einfachsten denkbaren Instrumenten zu erzeugen. Die verwendeten Claves oder zylindrischen Hartholzstäbe wurden aufgrund ihrer speziellen Tonhöhen […] und ihrer volltönenden Klangfarbe ausgewählt. Das Stück ist eines der lautesten, die ich je komponiert habe, verwendet allerdings keinerlei Verstärker. Die rhythmische Struktur basiert gänzlich auf dem Prozess des Aufbaus rhythmischer Schichtungen oder dem Ersetzen von Schlägen durch Pausen.»

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Christian Heindl

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