Franz Schubert

Ouvertüre zur Schauspielmusik «Rosamunde» D 797

Sätze

  • Andante - Allegro vivace

Dauer

9 Min.

Die sogenannte Ouvertüre zur Schauspielmusik «Rosamunde» D 797 – ein Stück, das zu Schuberts Lebzeiten unter diesem Namen nicht existierte – hat eine kuriose Entstehungsgeschichte. Helmina von Chézys Drama «Rosamunde, Fürstin von Cypern» entstand im Sommer 1823. Die deutsche Schriftstellerin, die das Libretto zu Carl Maria von Webers «Euryanthe» verfasst hatte, befand sich in Wien, um die Erstaufführung dieser Oper zu begleiten und sich durch die Zusammenarbeit mit Weber als Librettistin zu empfehlen. Den Memoiren Chézys zufolge wurde die Entstehung der «Rosamunde» durch Josef Kupelwieser angeregt, der damals Sekretär des Kärntnertortheaters war.

Chézy schreibt: «Ein junger Freund namens Kuppelwieser bat mich um ein Drama, zu welchem Franz Schubert die Musik schreiben wollte, ein Mädchen, das er liebte, M. Neumann, Schauspielerin im Theater an der Wien, sollte dieses Drama zum Benefiz haben.» Diese Dame war Kupelwiesers Geliebte Emilie Neumann, die einer der Gründe für Kupelwiesers Scheidung werden sollte. Das Schauspiel «Rosamunde», dessen Handlung erst seit der Wiederauffindung des Librettos im Jahr 1996 bekannt ist, wurde am 20. Dezember 1823 im Theater an der Wien uraufgeführt. Schubert hatte keine Zeit mehr, für «Rosamunde» eine Ouvertüre zu schreiben, und verwendete jene der Oper «Alfonso und Estrella» D 732 aus dem Jahr 1822.

Das Drama «Rosamunde» wurde vom Publikum sehr lau aufgenommen. Die zweite Vorstellung am folgenden Tag ging «bei leerem Hause und gänzlicher Theilnamslosigkeit zu Ende, und das Schauspiel erschien seitdem nicht wieder auf der Bühne.» Das war die Situation im Jahr 1823. Eine eigene Ouvertüre für «Rosamunde» wurde nie komponiert. Das Eröffnungsstück, das noch heute als «Rosamunde»-Ouvertüre im Konzertleben präsent ist, ist jenes, das Schubert 1820 für das Schauspiel «Die Zauberharfe» komponiert hatte. Der genaue Ursprung dieser Fehlbenennung lässt sich nicht mehr klären. 1839 erschien ein Klavierauszug der «Zauberharfe»-Ouvertüre unter dem Titel «Ouverture zu Rosamunde». Als Anton Spina 1867 die Partitur der «Zauberharfe»-Ouvertüre mit dem Titel «Ouverture zur Oper Rosamunde» publizierte, verfestigte sich die Fehlzuschreibung endgültig und hat sich bis heute gehalten.

Die «Rosamunde»-Ouvertüre ist eine geniale Synthese mehrerer musikalischer Stile. Schubert griff auf die Ouvertüre «im italienischen Stil» in D-Dur D 590 von 1817 zurück und verarbeitete Motive aus dem Melodram für die langsame Einleitung und für das Allegro. In diesem stilistischen Potpourri zeigt sich die Keimzelle eines neuen Universums des romantischen symphonischen Genres. Auf ein Andante in c-Moll folgt ein Allegro vivace mit italienischen Motiven. Wie in der Ouvertüre «im italienischen Stil» folgt ein Schlussteil im Sechs-Achtel-Takt, wo die Triolen-Gruppen den ersten Satz der großen C-Dur-Symphonie ankündigen. Diese Ouvertüre ist eine brillante Synthese verschiedener Stile, die zur Grundlage eines neuen Universums des symphonischen Genres werden sollten.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H.| Michael Lorenz

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden