Richard Strauss

Romanze für Violoncello und Orchester in F-Dur

Dauer

12 Min.

Entstehung

1883

«Wir haben bereits auf die bedeutende Begabung des noch in so jugendlichem Alter stehenden Componisten aufmerksam gemacht», stand am 3. April 1881 in den Münchner Neuesten Nachrichten zu lesen, «auch die Symphonie zeigt eine sehr bedeutende Gewandtheit in der Handhabung der Form und dabei entschiedenes Geschick in der Orchestration … Nach dem Schluß ertönte der lebhafteste Beifall und wurde dem Componisten die Ehre dreimaligen Hervorrufes zu Theil.» Und am nächsten Tag? Da drückte der noch nicht 17-jährige Gymnasiast Richard Strauss wieder brav die Schulbank, als wäre keineswegs soeben unter Hermann Levi eine d-Moll-Symphonie von ihm uraufgeführt worden. Seine Mitschüler, so merkt Strauss-Biograf Max Steinitzer an, «wunderten sich, daß man ihm hernach in der Klasse so gar nichts Besonderes anmerkte; Strauß war eben schon damals der absolut sachliche Charakter, der er geblieben ist. Man denke sich den Gegensatz: gestern vor 1800 Personen herausgejubelt und von dem dirigierenden Generalmusikdirektor selbst mit Beifallklatschen öffentlich ausgezeichnet, – und heute in der Schulbank stehend, vielleicht in dem zu Atomen vernichtenden Ton der meisten damaligen Münchner Gymnasialherrscher etwa auf die ungeheure Wichtigkeit des versus pseudoepikataprozeleusmaticus gestoßen.»

Ja, Richard Strauss begann die Komponistenlaufbahn zwar nicht explizit als Wunderkind, aber doch mit einer Hochbegabung, die durchaus taugte für den sprichwörtlichen Hausgebrauch, der sich von Kammermusik bald selbstbewusst zu Chor und Orchester vortastete. Seine eigene, unverkennbare Stimme hatte er damals freilich noch nicht gefunden, auch die wohlwollende Kritik wies noch auf den Mangel an Originalität hin: Von «Treibhausmusik» sprach Richard Specht, die «gesittet und gepflegt» töne, aber «deren geistige Wohlerzogenheit sich so gar keine eigene Meinung erlaubt».

Und doch: Cellistinnen und Cellisten sind heute ebenso dankbar wie das Publikum über ein so traumverloren-melodienseliges, anmutiges Werk wie die Romanze F-Dur, die lange vergessen war, sich in den vergangenen Jahren aber als Wiederentdeckung wachsender Beliebtheit erfreut. Der 19-Jährige komponierte sie für den tschechischen Cellisten Hanuš Wihan, damals als Solist Mitglied der Münchner Hofkapelle und somit ein Kollege von Strauss’ Vater Franz, dem Solohornisten des Orchesters. Später sollte Wihan zumindest die private Erstaufführung von Antonín Dvor¡áks Cellokonzert h-Moll übernehmen und im international gefeierten Tschechischen Streichquartett unter anderem mit Josef Suk und Oskar Nedbal spielen. Was seinerzeit charmant, aber unauffällig oder als Hommage an den verehrten Richard Wagner angemutet haben mag, lässt heute zumindest auch Verheißungen späterer Großtaten anklingen: «Schon die einleitende Kombination der Akkordflächen in den jeweils doppelt besetzten Holzbläsern und Hörnern mit dem Solocello lassen den Gedanken an eine entfernte Bezugnahme auf das ‹Lohengrin›-Timbre aufkommen», stellt Arnfried Edler fest, «und aus den durch ein zum Tranquillo reduziertes Tempo akzentuierten künstlichen Leittönen der hohen Flöten im Zentrum des Mittelteils, die am Schluss wieder aufgenommen werden, lässt sich bereits eine ferne Ankündigung des ‹Silbernen Rosen›-Themas des ‹Rosenkavaliers› heraushören.»

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H.| Walter Weidringer

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