György Ligeti

Sechs Bagatellen für Bläserquintett

Sätze

  • Allegro con spirito

  • Rubato. Lamentoso

  • Allegro grazioso

  • Presto ruvido

  • (Béla Bartók in memoriam) Adagio. Mesto

  • Molto vivace. Capriccioso

Dauer

12 Min.

Entstehung

1953

György Ligeti war in den 1950er Jahren ein Gefangener der ungarischen Kulturpolitik. Als degeneriert wurden die neuen Tendenzen in der Musik des 20. Jahrhunderts, ausgehend von Stockhausen, Boulez und Berio bezeichnet - so durfte man in Ungarn nicht komponieren. Ligeti fühlte sich dadurch in seiner Kreativität deutlich eingeschränkt und wollte nichts lieber tun, als Ungarn endlich zu verlassen, um am Entwicklungsprozess der «neuen» Musik teilhaben zu können. Umso erstaunlicher scheint es, dass die Komposition der Sechs Bagatellen noch in Ungarn unter diesen widrigen Umständen entstehen konnte. Ursprünglich handelte es sich Bagatellen um eine Reihe von Klavierstücken («Musica ricercata» aus dem Jahr 1953), die Ligeti nun für Bläserquintett transkribierte.
Die erste Bagatelle (Allegro con spirito) besticht durch ihre punktierte Rhythmik und volkstümlich anmutende Melodik. In elegische, gedeckte Klangwelten entführt daraufhin Rubato: Lamentoso» durch getragene, sanft dahinschwebende Melodien. Das Allegro grazioso präsentiert sich geprägt von kantabler Melodik, die einen vollendeten Kontrast zu den dahinrasenden Akkordzerlegungen der Begleitung bildet. Das folgenden Presto ruvido beherrschen einerseits statische Akkorde, sowie andererseits eine prägnante tänzerische Melodie, die gleichmäßig durch alle Stimmen wandert. Das Adagio: Mesto ist Béla Bartók gewidmet. Richtungweisend zeigt sich hier die reduzierte, repetitive Anlage dieses Stücks, wobei vor allem der Beginn durch das meditative Wiederholen eines Tons an einen Trauermarsch erinnert. Chromatik dominiert das letzte und sechste Stück Molto vivace: Capriccioso, das nach dem fünften Stück die Stimmung durch seinen lebhaften Grundcharakter wieder aufhellt.
Insgesamt sind die sechs Bagatellen vor allem durch ihre Konzentration und Prägnanz gekennzeichnet. Außerdem lässt sich schon einiges an Ligetis weiterer kompositorischer Entwicklung erkennen, insbesondere was das Experimentieren mit Klangfarben in diesem Stück betrifft. Uraufgeführt wurden die sechs Bagatellen erst 1969 im schwedischen Södertälje - an eine Uraufführung in Ungarn, das Ligeti 1956 verließ, war nicht zu denken.
© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | I. Zechner

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