Wolfgang Amadeus Mozart

Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364

Sätze

  • Allegro maestoso

  • Andante

  • Presto

Dauer

30 Min.

Entstehung

1779

Wolfgang Amadeus Mozarts leidlich schlechtes Verhältnis zu seinem Salzburger Dienstherrn Fürsterzbischof Colloredo ging 1777 erstmals in die Brüche. Mozart war zuversichtlich, anderswo eine bessere Stelle finden zu können und reiste im September 1777 mit seiner Mutter nach München, Augsburg, Mannheim und Paris, wo Mozart im Frühling 1778 einige Konzerte gab. Die feste Anstellung blieb trotz mancher Achtungserfolge ein unerfüllter Wunsch. Am 3. Juli starb die Mutter Anna Maria in Paris; entmutigt und traurig trat der Sohn Ende September den Heimweg an. Es blieb zu Hause nichts anderes übrig, als den Fürsterzbischof Colloredo ein zweites Mal um gnädige Aufnahme zu bitten - die «größte Narrheit von der Welt», wie er schrieb. Per Dekret vom 17. Jänner 1779 trat Mozart wieder in die Dienste des von ihm so bezeichneten «Erzlümmels». Immerhin verdiente er als Hof- und Domorganist in etwa das Dreifache im Vergleich zu seiner früheren Stelle. Die zweite (und endgültige) Kündigung - damals geschah dies freilich standesgemäß durch die Bitte um Entlassung - erfolgte dann 1781 und wurde mit dem berüchtigten Fußtritt des Hofbeamten Graf Arco in Mozarts Allerwertesten quittiert.
Die Zeit zwischen seiner Rückkehr von der Reise nach Mannheim und Paris und seiner endgültigen Abkehr von Salzburg, also Jänner 1779 bis Juni 1781, zählt zu Mozarts produktivsten Perioden. Viele kirchenmusika- lische Werke entstanden, darunter die Messen C-Dur KV 337 und KV 317 («Krönungsmesse») sowie die Vesperae solennes de confessore KV 339. Auf einer Konzertreise nach München wurde im Jänner 1781 in München «Idomeneo» uraufgeführt, Mozart schrieb unter anderem auch das Konzert für zwei Klaviere und Orchester KV 365 und die «Gran Partita» KV 361.
Neben den genannten Werken ist die Zahl der Konzerte für zwei oder mehr Soloinstrumente und Orchester in diesen Jahren auffallend hoch. Mozart beschäftigte sich mit diesem Genre unmittelbar nach seiner Reise nach Mannheim und Paris, wo sich Konzerte dieser Art größter Beliebtheit erfreuten. Die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 ist zweifellos der berühmteste Beitrag Mozarts zu dieser eigentümlichen Gattung, einem Hybrid aus Symphonie und Konzert - am ehesten mit dem barocken Concerto grosso vergleichbar. KV 364 ist darüber hinaus der erste große Höhepunkt in Mozarts Instrumentalkonzerten. In seinen Werken vor dieser Zeit ist ein so persönlicher und charaktervoller Ton nur selten zu hören. Erwähnenswert ist auch die Skordatur der Viola, also die (in diesem Fall um einen Halbton) erhöhte Stimmung - wahrscheinlich wollte Mozart damit eine hellere Klangfarbe des Instruments erzeugen.
Der erste Satz (Allegro maestoso) eröffnet mit punktierten Akkordschlägen und ebnet in sanften Wellenbewegungen die Kulisse für einen eleganten ersten Auftritt der beiden Soloinstrumente - fast wie aus dem Nichts erklingen die Kantilenen der Violine und der Viola, die einander und das gesamte Orchester herrlich umspielen. Die Kadenz - üblicherweise frei improvisiert - schrieb Mozart vollständig aus, was bei zwei Soloinstrumenten durchaus günstig ist. Mit beredter Virtuosität treten die beiden Streichinstrumente in einen Dialog, der Momente von unnachahmlicher Zartfühligkeit aufweist. Das Tutti des Orchesters reißt die Protagonisten fast wie aus dem Schlaf und krönt den Kopfsatz mit pompösen Akkorden in Es-Dur.
Das Andante in c-moll ist in einer niedergeschlagenen und bedrückten Stimmung gehalten. Die Soloinstrumente singen ein Duett, das zwischen passiver Tristesse und dramatischer Verzweiflung mäandert, untermalt von dunklen Orchesterschatten. Der bereits erwähnte persönliche Tonfall, den Mozart in seiner Sinfonia concertante anschlägt, erlebt hier seinen innigsten Ausdruck.
So dunkel der Mittelsatz auch war, so hell und jubelnd ist das Finale (Presto), das mit lebensbejahender Kraft dem Himmel entgegenfliegt. Die wiedergewonnenen Lebensgeister ermuntern die Soloinstrumente zu einem neckischen Spiel, musikalische Gedanken werden einander zugeworfen und variiert. Mit einem kräftigen Tutti des Orchesters und der Soloinstrumente beschließt Mozart dieses großartige Werk.
© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Ramón de Orelexa (Alexander Moore)

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