Erich Wolfgang Korngold

«Theme and Variations» für Orchester op. 42

Sätze

  • Theme: Allegretto (like an Irish folk tune)

  • 1st Variation: Pocchissimo più animato

  • 2nd Variation: Più mosso

  • 3rd Variation: L'istesso tempo, scherzando

  • 4th Variation: Meno, cantabile e grazioso

  • 5th Variation: Allegro molto

  • 6th Variation: Molto meno mosso, lento

  • 7th Variation: Marcia - Meno maestoso - Encora più meno

Dauer

9 Min.

Entstehung

1953

Letzte Werke: Ein hehrer Nimbus umgibt sie, und voll ist die Geschichte der Musik von Abschieden, die wie bedeutungsschwere letzte Worte klingen. Mozarts Requiem, Wagners «Parsifal», Bruckners Neunte, Tschaikowskis «Pathétique» … Schicksalhafträtselvolle Tiefe, wohin man hört. Ganz anders hingegen: Erich Wolfgang Korngold. Sein Schaffen schloss sich 1953 mit einer eleganten Hommage an Johann Strauss, die er «Straussiana» nannte, und den charmanten «Theme and Variations» für Orchester op. 42. Das Leichte, Zugängliche, Aufmunternd-Freudige ist diesen letzten Werken schon durch ihre Bestimmung eingeschrieben. Korngold komponierte sie, wie er selbst erzählte, «im Auftrag meines hiesigen Verlegers … für die amerikanischen Hochschulorchester (8500 im Lande!)». Kleine Meisterwerke, mit leichter Hand aufs Papier geworfen.

Beim Thema, das Korngold in seinem Opus 42 siebenmal variiert, fand er schon Spaß daran, es «wie eine irische Volksweise» tönen zu lassen, obwohl der Einfall natürlich ganz von ihm selbst stammte. Überhaupt: der Einfall! Er war das Um und Auf seines Selbstverständnisses als Komponist. «Mein Glaubensbekenntnis heißt: der Einfall!», erklärte Korngold 1926, damals schon weltberühmt als Komponist der Erfolgsoper «Die tote Stadt» und bestaunt für singuläre, geniale Jugendwerke: «Wie könnte wohl auf Dauer auch die künstlichste Konstruktion, die exaktestes Musikmathematik triumphieren über die Urkraft des Einfalls.» Daran hielt er fest, auch als die Zeiten über ihn hinweggingen oder, mehr noch, sich gegen ihn stellten. Seinen letzten Werken ist nicht anzuhören, wie gekränkt er im Herzen war. Die Hoffnung, nach Jahren des Exils wieder in Wien, seiner alten Heimat, Fuß zu fassen, war bitter enttäuscht worden. Bei seiner Ankunft 1949 begegnete man ihm mit der verlogenen Doppelbödigkeit und süßgalligen Freundlichkeit, zu der dieses Wien halt auch fähig ist … «Jessas – der Herr Professor Korngold! Das is aber nett! Wann fahr’n ’S wieder weg?», tönte es dem Heimkehrer entgegen. Oder: «Schön, dass Sie wieder da sind; Sie waren gescheit, dass Sie weg’gangen sind!» 1951 ging er tatsächlich wieder, mit dem Schiff «heim» nach Amerika und im Blick zurück auf eine «Woge hässlicher Feindseligkeit, Gehässigkeit, Kabale, Wortbruch und Niedrigkeit»: «Wien liegt hinter mir wie ein böser Wunschtraum!!»

Luzi, seine Frau, kannte die dunkle Innenwelt, als Korngold 1953 sein lichtes, leichtes Opus 42 schrieb. «Von Jugend an», sagte der Komponist zu ihr, «wusste ich, dass ich nicht mehr als op. 42 schreiben würde.» Dem war entgegenzuhalten – und Luzi tat es beherzt –, dass Korngold die Grenze der 42 ja längst überschritten hatte, wenn man nur die Filmmusik-Partituren dazurechnete, die er so meisterlich für Hollywood geschrieben hatte und für die er zweimal den «Oscar» erhielt. Er sah es anders. Seine Arbeit fürs Tonstudio wollte er getrennt halten vom OEuvre, das er als klassischer Komponist schuf. Hier freilich erlaubte er sich, auf Themen aus seinen Filmmusiken zurückzugreifen – oder eben auf den Gestus, den Sound, so wie in der letzten Variation seines Opus 42, einem klangsatt-hinreißenden Marsch im Cinemascope-Format. «Klingt wie Filmmusik», ist man geneigt zu sagen. In Wahrheit aber ist es anders: Filmmusik klingt wie Korngold, weil er es war, der den Standard für die großen Soundtracks setzte. Und was Wien, die Musikmetropole, angeht: Sie hat noch manches gutzumachen an Erich Wolfgang Korngold, dem genialen Spross dieser Stadt.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Joachim Reiber

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