Thomas Larcher

«Time» Drei Sätze für Orchester

Sätze

  • Allegretto - Moderato - Molto Allegro

  • [ohne Tempoangabe]

  • Andante

Dauer

20 Min.

Entstehung

2022

Den Tonkünstlern seit vielen Jahren in fruchtbarer Zusammenarbeit verbunden, steht Thomas Larcher zu Beginn der neuen Konzertsaison mit seinem neuesten Stück auf dem Programm. Bereits mit seinem Violinkonzert und seiner Vokalsymphonie «Alle Tage» waren repräsentative Werke von ihm im Spielplan des Orchesters präsent. Auch international zählt der österreichische Komponist, der vor drei Wochen seinen 60. Geburtstag feierte, zu den gefragtesten Vertretern zeitgenössischen Musikschaffens. In den vergangenen Jahren konnte er mit den Uraufführungen seiner zweiten Symphonie «Kenotaph», der dritten Symphonie «A Line Above the Sky», dem zweiten Klavierkonzert, der Oper «Das Jagdgewehr» auf ein Libretto von Friederike Gösweiner nach einer Novelle von Yasushi Inoue sowie zahlreichen Erst- und Wiederaufführungen international reüssieren und mehrfach hohe Auszeichnungen erringen. So erhielt er etwa für «Kenotaph» den Prix de Composition Musicale der Fondation Prince Pierre de Monaco, 2018 wurde ihm der Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien verliehen, 2019 der Große Österreichische Staatspreis, 2021 der Tiroler Landespreis für Kunst.

«Time» benannte Thomas Larcher sein neues Stück, in dem es ihm um das alle Menschen betreffende Phänomen der Zeit geht. Zeit als zentraler Parameter allen Lebens, Zeit als Maßeinheit aller Vorgänge im Universum, Zeit als ein ewiges Mysterium, Zeit als Grundlage für das Sein – auch für das Sein von Musik. Angeregt wurde Larcher ursprünglich durch die Nachricht von der Krebserkrankung seines im vergangenen Herbst verstorbenen Musikerfreundes Lars Vogt. Die Gedanken fanden ihre Umsetzung in der individuellen Ausdeutung von Zeit in einer Komposition. Thomas Larcher: «Es gibt unendlich viele Wege damit umzugehen und man muss sich für einen davon entscheiden. In diesem Stück folgt die Zeit einem grundlegenden Konzept: Form wird weniger durch motivische oder gar harmonische Entwicklung hergestellt als vielmehr durch Spannungen, die durch das Verändern der Zeitvorgänge hervorgerufen werden. Der Rhythmus ist auch dadurch bestimmt, was das Publikum wirklich hören und innerhalb kurzer oder langer Zeit verarbeiten kann. Mein intensives Nachdenken über Zeit hat eine sehr offene Form hervorgerufen, da ein Musikstück immer nur ein Ausschnitt einer ewig fließenden Zeit sein kann.»

Dreiteilig angelegt, bringt schon der Beginn in perkussivem Drängen je nach persönlichem Empfinden die Assoziation zu einem Rhythmus, der an eine Uhr denken lassen könnte und sich in einen Aufschrei des gesamten Orchesters steigert. Das Spiel mit motivischen Überlagerungen, häufigen Rhythmuswechseln und dynamischen Wechseln, die immer wieder in heftigen Klangballungen münden, kennzeichnet den weiteren Verlauf und hält die vom Komponisten angesprochene Spannung permanent aufrecht. Im lebhaften Mittelteil, dem man in Analogie zu einer traditionellen Symphonie eine Scherzo-Funktion zuweisen kann, finden sich fortgesetzte Verdichtungen und erneute Aufwallungen.

Erst der letzte Abschnitt bringt Beruhigungen, Ruhepunkte und lässt Raum für kantable Inseln, die letztlich in die Stille führen. Als gemeinsamer Auftrag des Orchestre symphonique de Montréal, des San Diego Symphony, der NDR Radiophilharmonie, des Nederlands Philharmonisch Orkest und des Tonkünstler-Orchesters wurde «Time» bislang in allen vier Partnernationen aufgeführt. In Österreich kam es im Rahmen der Programmpräsentation zur Saison 23–24 der Tonkünstler im März dieses Jahres im Wiener Musikverein zur äußerst erfolgreichen Premiere eines Ausschnittes daraus, ehe das Werk nunmehr erstmals komplett hier zu hören ist.

© Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Christian Heindl

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