Keinerlei Erklärung bedarf hingegen die ungemein populäre Tritsch-Tratsch-Polka op. 214, in der Johann Strauß eine Lieblingsbeschäftigung beileibe nicht nur der Wienerinnen, sondern durchaus auch der Wiener und vieler Menschen anderer Herkunft aufs Korn nimmt: Man hatte ihm eine Affäre mit einer russischen Dame angedichtet, die er bei seinen stürmisch gefeierten Konzerten im russischen Pawlowsk kennen gelernt haben sollte ... Der eigentliche Anlass war freilich eine Art des Dankeschöns, prangte doch eine Karikatur des Walzerkönigs 1858 in einer Ausgabe der «Humoristisch-satyrischen Wochenschrift Tritsch-Tratsch» in der Serie «Wiener bekannte Persönlichkeiten». Heute würde man sagen: gute Publicity, die der geradezu als Unterhaltungsunternehmen anzusehenden Strauß-Dynastie bestens gelegen kam. Die Uraufführung fand am 24. November desselben Jahres in einem «glänzend dekorierten Saale» im Gasthof «Zum Großen Zeisig» (7, Burggasse 2) statt, einem vielfrequentierten Gasthaus auf dem Spittelberg am Burgglacis.

© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Walter Weidringer