Emmanuel Chabrier

«Bourrée fantasque» für Orchester (Vervollständigung von Chabriers Orchestrierung: Robin Holloway)

Dauer

7 Min.

Entstehung

1891 / 1993

Alexis Emmanuel Chabrier, geboren am 18. Jänner 1841 in der Kleinstadt Ambert im Département Puy-de-Dôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, zählt zu jenen Komponisten, die im Bewusstsein breiter Teile des musikinteressierten Publikums ein Schattendasein führen, in das lediglich ein «Sonnenstrahl» fällt – durch ein einziges Werk, dessen Popularität seinem Schöpfer einen zeitlosen Platz in den Konzert- oder Opernprogrammen sichert, jedoch zu keiner breiten Verankerung seines OEuvres bzw. einer adäquaten Auseinandersetzung mit der Bedeutung seiner Persönlichkeit führt.

Der Gegensatz zwischen dem weit über die Kreise klassischer Musikliebhaber hinaus reichenden Bekanntheitsgrad von Emmanuel Chabriers Orchester-Rhapsodie «España» und der vergleichsweise geringen Beachtung des weiteren Schaffens des Meisters ist ein markantes Beispiel für die eingangs thematisierte Diskrepanz. Bleibt anzumerken, dass seine Werke mittlerweile in einer steigenden Zahl von Tonaufnahmen vorliegen und etliche seiner Bühnenkompositionen erfolgreich «reanimiert» wurden, etwa die in ihrer Meisterschaft an Jacques Offenbach erinnernde und von Claude Debussy, Maurice Ravel und Igor Strawinsky hochgeschätzte Operette «L’Étoile».

Chabrier, der ab 1858 in Paris Rechtswissenschaft studierte und ab 1861 als Supernumerar (Beamtenanwärter) im französischen Innenministerium arbeitete, erhielt zwar Unterricht in Violine, Klavier, Harmonielehre und Komposition, bildete sich aber weitgehend als Autodidakt aus. 1879 schied er aus dem Staatsdienst, um sich ganz der Musik zu widmen. Zu diesem Zeitpunkt war er im damaligen französischen Kultur- und Geistesleben bereits eine zentrale Persönlichkeit: Er war mit den Dichtern Charles Baudelaire und Paul Verlaine und den Musikern César Franck, Camille Saint-Saëns und Vincent d’Indy ebenso befreundet wie mit den führenden Malern seiner Zeit, allen voran Edouard Manet, der Chabrier sogar zweimal porträtierte; und er positionierte sich als einer der führenden Köpfe unter den französischen Wagnerianern, ohne in eine stilistische Abhängigkeit zu geraten oder gar dem Epigonentum zu verfallen. Seine Empfänglichkeit für die Malerei manifestierte sich auch in seiner Musik: Emmanuel Chabrier, der 1912 von seiner Geburtsstadt mit einem Denkmal geehrt wurde, gilt als Wegbereiter des Impressionismus. Wenngleich dieser Musikstil beinahe monopolistisch in einem Atemzug mit Claude Debussy genannt wird, soll nicht vergessen werden, dass etwa Maurice Ravel bekannte, von Chabrier am wesentlichsten beeinflusst worden zu sein.

Wagnerianer – Humorist – Impressionist: Die Vielseitigkeit, der sprühende Geist des Emmanuel Chabrier, der tragischerweise an einer fortschreitenden Lähmung erkrankte und im Alter von erst 53 Jahren in Paris starb, manifestieren sich besonders eindrucksvoll in seinen Klavierwerken, zu denen auch die «Bourrée fantasque» zählt, die heute in der brillanten Instrumentation des 1943 geborenen englischen Komponisten Robin Holloway erklingt.

 

© Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. | Clemens Hellsberg

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