Béla Bartók

Rumänische Volkstänze

Dauer

20 Min.

Béla Bartók war nicht nur ein genialer ungarischer Komponist - auch seine differenzierten musikethnologischen Studien und Transkriptionen der so genannten Bauernmusik Ungarns genießen heute noch hohes Ansehen in der Musikwissenschaft. Vor diesem Hintergrund sind 1915 seine «Rumänischen Volkstänze» entstanden, die in einzigartiger Weise traditionelle rumänische Folklore und die hohe Kompositionskunst Bartóks vereinen und zu einem neuen Ganzen zusammenfügen. Durch das genaue Studium und Transkribieren dieser «Bauernmusik» - Bartók nannte sie selbst so - erhoffte er sich neue Impulse für die Entwicklung der abendländischen Kunstmusik. Besonders fasziniert zeigte er sich von der Ungezwungenheit dieser Musik, was Takt und Tonalität betrifft: Taktwechsel und ungewöhnliche Taktarten standen in der Bauernmusik an der Tagesordnung und auch die Prinzipien des traditionellen Dur-Moll-Systems verloren gänzlich an Bedeutung. All diese Dinge beeindruckten Bartók zutiefst und er konnte nicht umhin die Rolle zu erkennen, die diese vordergründig primitive Musik spielt: «Denn der weitaus überwiegende und gerade wertvolle Teil des Melodieschatzes ist in den alten Kirchentonarten bzw. in altgriechischen und gewissen noch primitiveren (namentlich pentatonischen) Tonarten gehalten und zeigt außerdem mannigfaltigste und freieste rhythmische Gebilde und Taktwechsel, sowohl im Rubato- als auch im Tempo-giusto-Vortrag».
Somit widmete sich Bartók zu Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkt dem Studium ungarischer und rumänischer Volksmusik, das er aber schließlich in den Jahren 1914/15 gezwungen war zu unterbrechen: Der Ausbruch des ersten Weltkriegs verhinderte jegliche Forschungstätigkeit, was Bartók, wie er in einem Brief zur Zeit des ersten Weltkriegs schrieb, schwer traf: «Ich erachte es als mein Lebensziel, mein Studium der rumänischen Volksmusik wenigstens in Siebenbürgen fortzusetzen und zu Ende zu führen...»
Die rumänische Bauernmusik nahm tatsächlich, neben den Transkriptionen der Musik seines Heimatlandes Ungarn, einen wesentlichen Stellenwert ein: Über 3400 Transkriptionen umfasst seine Sammlung an rumänischen Volksliedern. Und auch die «Rumänischen Tänze» basieren auf solchen Transkriptionen von authentischer Volksmusik, die Bartók in den Jahren 1910-1912 rund um das rumänische Siebenbürgen für die Ewigkeit erhalten hat. Insgesamt besteht das Werk aus sieben unterschiedlichen Tänzen der rumänischen Folklore:
Am Beginn steht der «Tanz mit dem Stabe» mit einer leicht dahintänzelnden Melodie, die immer wieder mit neckischen Verzierungen versehen ist. Darauf folgt ein Rundtanz genannt «Brâul», der sich durch immer wiederkehrende Staccato-Einwürfe als heiter dahinhüpfend präsentiert. Der nächste Tanz, ein so genannter «Stampfer» wird üblicherweise von einem Paar auf einer Stelle getanzt, wobei der Mann die Hände in die Hüften gestützt hat, und die Frau um seine Hals gelegt hat. Prägnant zeigt sich hier vor allem die immer wieder auftauchende Chromatik, die dem Ganzen etwas Exotisches und Fremdes verleiht. Dieser Charakter wird im folgenden «Tanz der Butschumer» durch interessante harmonische Wendungen, beispielsweise ins so genannte «Zigeunermoll» noch intensiviert. Eine Polka bringt anschließend neuen Frohmut und Heiterkeit ins Spiel - unaufhörlich schwankt sie zwischen 2er und 3er Takt und bildet somit das rhythmisch komplexeste Stück der Tänze.
Im Finale rasen zwei «Maruntel», paarweise aufgeführten Gruppentänzen, mit atemberaubend schnellen Melodien daher. Heiter und unbeschwert zeigt sich die Meldodie des ersten Tanzes, aufgeregt verspielt die des zweiten.
In seiner ursprünglichsten Form existieren Bartóks «Rumänische Volkstänze» eigentlich nur für Klavier, wobei im Laufe der Zeit Transkriptionen für Violine und Klavier, oder Orchester hinzugekommen sind, die sich alle großer Beliebtheit erfreuen. In Grafenegg wird eine einzigartige Bearbeitung für sechs Violoncelli von Martin Först, Cellist im Tonkünstler Orchester Niederösterreich zu hören sein.
© NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.

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