Joseph Haydn

Symphonie D-Dur Hob. I:86

Sätze

  • Adagio - Allegro spiritoso

  • Capriccio: Largo

  • Menuet: Allegretto

  • Finale: Allegro con spirito

Dauer

26 Min.

Joseph Haydn erhielt um das Jahr 1785 vom Pariser Konzertveranstalter Concert de la Loge Olympique den Auftrag, einige Symphonien für das hauseigene Orchester zu schreiben. Nun war Haydn, der zeitlebens mit den geringen Möglichkeiten auf Esterhaza haderte, ein Ensemble von etwa 15 bis 25 Mann gewöhnt. Das Pariser Orchester verfügte damals über stolze 65 spielende Mitglieder, und so waren ihm ganz neue Perspektiven der Instrumentierung eröffnet – er konnte im Normalfall kaum auf gleich zwei Trompeten und Pauken hoffen. Obendrein gestattete sich Haydn aufgrund seiner hohen Popularität beim Pariser Publikum (bereits vor den Pariser Symphonien außerordentlich) einige kompositorische Kunstkniffe und direkte musikalische Zitate französischer Provenienz. Seine Beliebtheit ist auch einer zeitgenössischen Kritik aus dem Jahr 1788 zu entnehmen: «In allen Konzerten wurden Symphonien von Herrn Haydn gespielt. Mit jedem Tag wird man mit ihnen vertrauter und es wächst die Bewunderung für die Werke  dieses außerordentlichen Genies. Er versteht sich so gut darauf, in jedem seiner Werke jedem einzelnen Thema die reichsten und vielfältigsten Entwicklun­gen abzugewinnen.»

Obwohl die Symphonie Nr. 86, fünfte der sechs Pariser-Symphonien, nicht mit einem eigenen Beinamen belegt wurde (wie drei der anderen, «die Henne», «der Bär» oder «die Königin»), zählt allein das Hauptthema des ersten Satzes bereits zu den größten Schöpfungen der Musikgeschichte. Nach einer ausführlichen langsamen Einleitung ertönt es, dieses an sich simple, doch gerade darin so geniale Kopfmotiv des Allegro spiritoso.

Einen Bogen zur Adagio-Einleitung des ersten Satzes schlägt Haydn im kuriosen zweiten Satz seiner Symphonie, dessen Thema klar damit verwandt ist. Dieses symphonische Capriccio strotzt nur so vor Originalität und regsamer, kleingliedriger Themenvariierung – das getragene, trotzige Hauptthema ändert seine Gestalt ständig. Besonders die harmonischen Wendungen und zarten Instrumentierungskniffe verleihen dem Satz seine besondere Note.

Wie oft bei Haydn verbirgt sich die wahre Schönheit des Menuetts im Trio: Hier tänzelt ein lieblicher Ländler in französischer Manier einher, der seinesgleichen allein wegen der exquisiten Instrumentierung (Holzbläser) nur bei Haydn selbst finden kann.

Und wo sonst als bei Haydn hält der Ideenreichtum über vier Sätze ungebrochen an, bleibt noch Material für ein solch insistierendes, spritziges Finale übrig? Dass dieses einmalige Thema nach vielfältiger, origineller Verarbeitung dann sogar von der Pauke mitgespielt wird, später das Thema über einem prächtigen Bordun erklingt, mag allein für den außerordentlichen Haydn’schen Einfallsreichtum stehen – und sein sicheres Gefühl für Effekt: Nur bei dem ältesten der drei berühmten Wiener Klassiker wird man so oft durch unvorhergesehene Wendungen und Täuschungen überrascht.

© NÖ Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H. | Rainer Lepuschitz

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