Kirill Maximov, 1. Konzertmeister

Konzertmeister Kirill Maximov

Seit 2017 ist Kirill Maximov als Erster Konzertmeister im Tonkünstler-Orchester engagiert. Er spielt die 1717 in Cremona gebaute «Antonio Stradivari ex Baron Oppenheim» als Leihgabe aus der Oesterreichischen Nationalbank.

«ICH WOLLTE EIGENTLICH CELLO LERNEN, WEIL MAN DAS IM SITZEN SPIELT»

 

Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden?

Das sage ich jetzt genau so, wie es war: Ich wollte eigentlich Cello lernen, weil man das im Sitzen spielt. Aber meine Eltern haben auf der Geige bestanden – Mama ist Geigerin, Papa Bratschist. Eine super Lehrerin hatten sie auch schon für mich, da war ich fünf.

Glauben Sie an die «Liebe auf den ersten Blick» zum Instrument?

Oh ja! Das hängt mit meiner neuen privaten Geige zusammen. Als ich 2017 eine Violine für meine Stelle bei den Tonkünstlern gesucht habe, sah ich das Original bei Florian Leonhard, einem berühmten Instrumentensammler in London: die «Kreutzer»-Stradivari von 1731 in einer sehr dunklen Farbe – eine der letzten Stradivaris. Kurz darauf habe ich meinen eigenen Nachbau bei Stephan von Baehr in Hamburg bestellt, noch bevor ich wusste, dass ich das Leihinstrument von der Oesterreichischen Nationalbank bekommen würde.

Sucht man das perfekte «Instrument fürs Leben» oder darf man auch mal wechseln?

Sollte man sogar! Durch das Wechseln findet man zu sich selbst, zu seinen Bedürfnissen als Musiker – und dann das perfekte Instrument.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Geige, die Sie aktuell spielen – also jene aus der Sammlung der Oesterreichischen Nationalbank?

Die Instrumente aus der Cremona-Schule haben etwas Beredtes, Eloquentes. Beim Spielen fühlt es sich an, als würde die Geige singen. Und: Sie hat viel Kraft! Aber das Schönste ist, wie leise und dennoch intensiv sie klingen kann, warm und nobel. Wenn es sprachlich möglich wäre, würde ich ihren Klang gern mit der Farbe von Bernstein vergleichen.

Zu welcher musikalischen Stilistik oder Stilepoche passt sie am besten?

Auf dieser Geige kann man alles spielen, von Bach bis Moderne. Am besten passt sie aber zu Brahms, finde ich, weil ihr Klang einen so edlen, gesanglichen und warmen Glanz hat.

Welche Musik würden Sie auf diesem Instrument niemals spielen?

Etwas extrem Modernes, wobei man ausgefallene Spielweisen praktizieren muss, mit dem Bogen kratzen oder auf der Decke schaben beispielsweise.

Wie pflegen Sie Ihr Instrument?

In meiner Wohnung habe ich für den Winter einen Luftbefeuchter und für den Sommer einen Luftentfeuchter aufgestellt. Das Kolophonium gehört natürlich regelmäßig weggeputzt, und den Lack säubere ich mit einem trockenen, weichen Tuch.

Wie wird es gewartet, in welchen Abständen und von wem?

Eigentlich einmal, neuerdings sogar zweimal jährlich beim Geigenbaumeister Marcel Richters in Wien – und nur dort.

Geben Sie die Geige aus der Hand?

Niemals!

Wie reist sie eigentlich im Flugzeug?

Das hängt von der Fluggesellschaft ab. Manchmal muss man einen eigenen Sitzplatz kaufen, ansonsten im Handgepäck.

Nehmen Sie die Geige mit in den Urlaub?

In letzter Zeit eher nicht. Aber meinen Bogen nehme ich immer mit und organisiere mir vor Ort ein Instrument.

Wie geht es Ihnen nach ein paar Tagen ohne Instrument – haben Sie dann Sehnsucht?

Nicht immer und nicht mehr so stark wie früher. Wenn ich eine wirklich schöne Zeit habe im Urlaub, dann passt das schon.

Gibt es Phasen, in denen Sie das Instrument kaum mehr sehen mögen, weil Sie so viel Zeit mit ihm verbringen?

Ja, schon – in Phasen, in denen ich unzufrieden bin mit mir. Da hilft ein wenig Abstand, sofern das möglich ist. Wenn nicht: weiterüben!

Würden Sie Ihr Instrument verleihen? Wenn ja: an wen?

Das Leihinstrument auf gar keinen Fall, das steht auch so im Vertrag. Und auch meine private Geige eigentlich nicht. Nur meine Frau darf sie spielen.

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